Wussten Sie schon,... (aus: Buet 09 / 2022 / N°51)
… dass die Familie Stiff aus Fentingen jahrzehntelang die Geschicke der Gemeinde Hesperingen lenkte?
Tatsächlich ist die Herkunft der Familie (manchmal auch „Stifft“ oder „Stÿfft“ geschrieben) unbekannt, möglicherweise stammt sie sogar aus der belgischen Province de Luxembourg. In Fentingen taucht der erste Vertreter namens Dominik Stiff um 1708 auf (Heirat mit der verwitweten Maria Ruckert-Funck). Nach ihrem Tod heiratet er dann am 28.09.1725 Katharina Conter, die Tochter des Hochgerichtsmeiers (eine Art Dorfvorsteher) Nikolas Conter (manchmal auch Contermeier). Die Familie Conter stellte seit mindestens 1612 den Fentinger Meier für die Herren von Rodenmacher und Stiff übernahm diese Funktion ab 1720. Die Familie darf nicht verwechselt werden mit der des in holländischen Diensten tätigen Geheimrats Christian Ernst Stifft (1780 - 1855), der von 1830 bis 1840 das Land leiden ließ. Nach der Einnahme Luxemburgs durch die französischen Revolutionstruppen 1795 wurde Johann Baptist Stiff (1767 - 1838) der erste „agent“ und 1799 gar der erste Bürgermeister der neu geschaffenen Gemeinde Alzingen. Anfang Januar 1823 wurden die beiden Gemeinden Alzingen und Hesperingen zusammengeschlossen und Stiff als der erste Bürgermeister der neuen Einheitsgemeinde eingesetzt (bis 1848 wurden die Bürgermeister nicht gewählt, sondern von der Regierung ernannt). Auch während des Unabhängigkeitskrieges der Belgier gegen die Niederlande ab 1830 verblieb er auf dem Posten des Bürgermeisters, obwohl er 1832 festgenommen wurde., da er eine Delegation des niederländischen Freikorps bei sich empfangen hatte. Wenige Tage später wurde er aber von den Belgiern wieder freigelassen. J. B. Stiff war zudem 8 Jahre lang Präsident des Kantons Hesperingen gewesen. Sein drei Jahre älterer Bruder Dominik Stiff (1764 - 1829) war Priester und das von 1803 bis 1829 sogar in seinem Geburtsort Fentingen, so dass beide gleichzeitig sowohl die weltliche als auch die geistliche Macht besaßen. Johann Baptist Stiff war bis 1836 Bürgermeister und dann übernahm sein Sohn (Johann) Dominik Stiff (1809 - 1876) diesen Posten. Dieser hatte im Athenäum studiert, konnte aber nie dieselbe Popularität in der Bevölkerung wie sein Vater erlangen. Dank seiner Intelligenz und seines außerordentlichen Einsatzes verblieb er aber (bis auf wenige wahltechnisch bedingte Panaschierungs-Auszeiten) von 1844 bis 1872 Bürgermeister. Außerdem wurde er 1848 in die Assemblée des Etats du Pays berufen und arbeitete (zum Schluss sogar als Vorsitzender) an der neuen Verfassung des Landes mit. Von 1848 bis 1856 war er Abgeordneter und damit der erste Vertreter der Gemeinde Hesperingen in der „Chambre des Députés“. Nach dem rechtmäßigen Inkrafttreten der (teilweise unbeliebten) neuen Verfassung gehörte Stiff von 1857 bis 1872 abermals der Ständekammer an. Schließlich wurde er kein weiteres Mal gewählt, da sein anfänglicher Patriotismus sich ins Gegenteil zu wenden schien und er blindlings das Wohl der politischen Machthaber über dasjenige des Landes stellte. (Johann) Dominik Stiff verstarb als Junggeselle am 28.06.1876 in Fentingen im Alter von fast 67 Jahren. Ein Bruder namens Johann Baptist Peter (1817 - 1880) überlebte ihn um 4 Jahre. Dieser führte eine Gaststätte an der Alzette-Brücke (heute „Café bei der Uelzecht“) und war zweimal verheiratet. Seine erste Frau Gertrud Possing aus Frisingen verstarb bereits 4 Jahre nach der Hochzeit im Alter von 22 Jahren und mit der zweiten, Josephine Hippert aus Hesperingen (1845 - 1917), hatte er drei Töchter. Er selbst verstarb am 09.01.1880 in Hesperingen und zwei seiner Töchter wurden zudem keine 5 Jahre alt. Für die erstgeborene Lucie Pauline (1874 - 1909) ließ die Mutter, welche in die Hauptstadt Luxemburg verzogen war, eine Stiftung errichten. Ein Zweig der Familie war nach Grevenmacher verzogen (später nach Deutschland). In der Gemeinde Hesperingen aber ist der Name Stiff längst erloschen. Roland Schumacher |
Wussten Sie schon,... (aus: Buet 12 / 2022 / N°52)
… dass der wohl beliebteste Fußballspieler Luxemburgs ursprünglich aus der Gemeinde Hesperingen stammte?
Anna Helminger zur Welt. Die Eltern hatten am 24.09.1906 in Hesperingen geheiratet und bekamen dort insgesamt vier Söhne, deren zwei aber früh verstarben. Der am Fuße der Hesperinger Burg geborene Théophil(e) Speicher war wie sein Vater Schneider von Beruf und heiratete am 18.12.1933 in Hesperingen (Margaretha) Albertine Wagner aus Itzig. Aus dieser Ehe gingen zwei Töchter und ein Sohn hervor. Anfangs arbeitete Speicher in einem hauptstädtischen Kleidergeschäft, stieg aber dann 1937 in den Schneiderbetrieb seines Vaters in Hesperingen ein. Am 27.06.1924 kam der noch 14-jährige in die Jugendmannschaft des F. C. Swift Hesperingen. Sein erstes offizielles Spiel bestritt er in der Reservemannschaft und es setzte eine herbe Niederlage gegen U. S. Esch. Das einzige Tor für die Swift aber schoss Tuffy Speicher. Der wieselflinke und schussgewaltige Linksaußen wurde bereits mit 17 Jahren Stammspieler in der ersten Mannschaft und verhalf dank seines Talentes auch dem Verein zur Meisterschaft der III. Division am Ende der Saison 1926-27. Seine Leistungen erregten bald Aufsehen bei den damaligen Fußballexperten und auch in der Tagespresse war sein Name immer öfter zu finden: „Im Sturm glänzte vor allem Speicher. Dieser kleine flinke Linksaußen schuf eine Unmenge gefährlicher Szenen vor dem gegnerischen Tore.“ (Tageblatt vom 19.03.1929). Gelegentlich wurde er auch ausgeliehen, um Mannschaften aus der 1. Division zu verstärken, wie das in der damaligen Zeit bei Ausnahmespielern üblich war. Manche Vereine warben um seinen permanenten Wechsel und als angehender Schneidermeister nutzte Speicher die Chance zur Spora zu gehen, zumal sein Arbeitgeber damals Sponsor des hauptstädtischen Vereins war. Von Juli 1930 bis Juni 1937 spielte Tuffy Speicher dann für die Spora, wo er die größten Erfolge seiner sportlichen Laufbahn erleben durfte: 3x Landesmeister, 2x Vizemeister und 1x Gewinner der Coupe de Luxembourg. Auch in die Nationalmannschaft wurde er berufen. Die ersten beiden Spiele im nationalen Dress absolvierte der Publikumsliebling 1929 noch als Spieler des F. C. Swift Hesperingen, aber während seiner Zeit bei der Spora wurde Tuffy Speicher dann regelmäßig für die Nationalelf berufen. Zwischen dem 01.06.1930 und dem 09.05.1936 wurde er nicht weniger als 18-mal in die Luxemburger Nationalmannschaft berufen und erzielte insgesamt 6 Tore. Es gab weitere Spiele von Tuffy Speicher im Nationalteam, die aber nicht als offizielle Länderspiele in der Statistik der FLF gewertet wurden. Auch als Spieler der Spora blieb Speicher Hesperingen eng verbunden und übernahm ab 1934 sogar das Training der Swift-Junioren und das mit beachtlichem Erfolg. 1936 nahm Tuffy Speicher sogar an den Olympischen Spielen in Berlin teil, wo die Luxemburger Nationalmannschaft (Trainer Paul Feierstein) am 04.08.1936 im Berliner Poststadion vor insgesamt 10.000 Zuschauern gegen Deutschland 0:9 verlor. Aufgrund von Querelen mit dem Trainer kam Speicher aber nicht zum Einsatz. Am 02.07.1937 kehrte Tuffy Speicher dann zum F. C. Swift Hesperingen zurück und spielte dort bis 1949 in der ersten Mannschaft. Schon 1936 hatte er das dortige Training sämtlicher Spieler geleitet, ein Amt, das er 13 Jahre lang unentgeltlich ausübte. Am 10.08.1947 ehrte der F. C. Swift seinen besten Fußballspieler und überreichte ihm eine goldene Uhr als Zeichen der Anerkennung. Nach der Spielsaison 1947-48 beendete er seine aktive Laufbahn, blieb dem Verein aber noch als technischer Berater im Spielausschuss erhalten, bis er sich 1963 vom aktiven Vereinsleben zurückzog. Tuffy Speicher verstarb nach kurzer Krankheit am 06.08.1982 in Luxemburg-Stadt, nur sechs Tage vor seinem 73. Geburtstag. Nach seinem Tode würdigten die beiden Vereine F. C. Swift Hesperingen und CA Spora die Leistungen des Ausnahmefußballers durch je eine Coupe Commémorative. Roland Schumacher |
Wussten Sie schon,... (aus: Buet 06 / 2022 / N°50)
… dass der Gründer und erste Präsident des Luxemburger Tierschutzvereins lange Zeit in der Gemeinde Hesperingen wohnte?
In der Rue Sangenberg auf dem nördlichen Plateau Howald liegt etwas versteckt eine Villa mit Dependenzien, die um 1909 (1915 noch nicht bewohnt) von Aloyse Kuborn, dem früheren Besitzer der Schwanenapotheke in Luxemburg-Stadt, errichtet wurde. (Pierre) Aloyse Kuborn wurde am 21.06.1866 in Bascharage als Sohn von Nicolas Kuborn (ebenfalls Apotheker) und Marie Hoffmann geboren. Er entstammte einer uralten Bauern-Patrizierfamilie in Dönningen bei Clerf. Aloyse Kuborn erhielt sein Apothekerdiplom am 22.10.1889 und übernahm die neugegründete Apotheke seines Vaters in Differdingen, die er 1895 seinem jüngeren Bruder Johann Peter überließ. Sein zweiter Bruder namens Theophil studierte zu dem Zeitpunkt Medizin. Die Heirat mit der am 29.05.1871 in der Hauptstadt geborenen (Victorine Nathalie) Julie Lassner, Tochter von Adolphe Lassner und Victorine Zinnen, fand ebenfalls in Luxemburg statt (12.02.1895). Zwei Töchter gingen aus dieser Ehe hervor. Nach der Heirat übernahm Aloyse Kuborn die hauptstädtische Schwanenapotheke in der Fleischerstraße, die er fast 40 Jahre führte. Der Hofapotheker Aloyse Kuborn war Gründer (20.05.1908 im Kölnischen Hof, dem späteren Café Métropole-Bourse) sowie erster Präsident des „Luxemburger Tierschutzvereins”. Um 1909 errichtete er dann sein Haus in Howald. Während der Kriegsjahre 1914-1918 legte Aloyse Kuborn ein eigenes Tabakfeld im Garten an. Der begeisterte Bienenzüchter stellte den Honig für seine Apotheke selbst her und unterhielt ebenfalls einen Hundezwinger. Um das Jahr 1925 errichtete er einen Pavillon neben dem Hauptgebäude. 1932 wurde das Haus, welches im Volksmund den Namen „Schlässchen” erhielt, zum ersten Mal erweitert und während der Jahre 1933-34 zum zweiten Mal. Von der ersten Erweiterung zeugt ein Jahresstein in der Hauptfassade, den Aloyse Kuborn selbst behauen hatte. Als Maler tat sich der Natur-, Tier- und Vogelfreund ebenfalls hervor. Die Patentierung (Nr. 2242) eines Abführmittels namens „Grains de Mondorf” erfolgte am 22.02.1913 und wurde später an den Nachfolger der Schwanenapotheke weitergegeben, der eine längere Zeit über auch Kuborns Blutreinigungstee verkaufte. 1932 verkaufte Kuborn die Schwanenapotheke (ohne Wohnhaus) in der „Rue de la Boucherie“ für anderthalb Millionen Franken an Lucien Pitz aus Wasserbillig, den Sohn des Likörfabrikanten Pitz-Schweitzer aus Ettelbrück. Der langjährige Präsident der luxemburgischen Apothekerinnung Kuborn beendete am 01.04.1932 seine Berufstätigkeit und die Luxemburger Illustrierte AZ schrieb am 03.02.1935: „Herr Kuborn bewohnt auf Howald eine Villa, von der aus man einen überraschend schönen Ausblick ins Tal der Alzette genießt. Die Schönheiten dieser Talpartie zwischen Hesperingen und Itziger Steg sind trotz der Nähe der Hauptstadt nur wenig bekannt. Herr Kuborn, nicht nur als Naturfreund, sondern auch als instinktsicherer Naturkenner, hat sich sein Haus an der richtigen Stelle erbaut.“ Aloyse Kuborn verstarb daselbst am 28.01.1958 im Alter von 91 Jahren, sieben Jahre nach dem Tode seiner Ehefrau. Beide liegen auf dem Friedhof in Hesperingen begraben. Roland Schumacher |
Wussten Sie schon,... (aus: Buet 03 / 2022 / N°49)
… dass der bekannte Theaterdarsteller René Pütz aus der Gemeinde Hesperingen stammte?
Vor 20 Jahren verstarb der Volksschauspieler René Pütz. Mit ihm verlor die Luxemburger Theaterwelt eine ihrer wertvollsten Stützen. Ursprünglich stammte die Familie Pütz aus Bruch/Mersch. Am 03.06.1938 heiratete der Vater Henri dit „Marcel“ Pütz (1910 - 1996) in Steinfort Elise Schmit (1919 - 1999) und zog mit ihr nach Bereldingen. Dort kam am 07.04.1940 ihr Sohn René zur Welt. Wenige Monate später war die Familie des Anstreichermeisters in Hesperingen angemeldet und wohnte in der Route de Thionville nahe der „Drousbëch“. Dort wurde Renés Schwester Monique am 27.09.1941 geboren. Die ersten Schuljahre verbrachte René Pütz in Hesperingen. Am 01.02.1950 zog die Familie dann nach Fentingen um, wo der Vater in der „Hiel“ ein Haus errichtet hatte (55, rue de Bettembourg). Dessen Bruder Albert zog 10 Jahre später in die andere Hälfte des Doppelhauses in Fentingen (Kleine Bemerkung am Rande: Die beiden Kinder von René Pütz bewohnen heute die beiden Häuser mit ihren Familien). Die Grundschule besuchte René Pütz zuerst in Hesperingen und ab dem 5. Schuljahr dann in Fentingen. Anschließend machte er an der Handwerkerschule seine Meisterprüfung als Maler. So arbeiteten Vater und Sohn zusammen (ähnlich wie in Hesperingen die Anstreicher Paul und Poli Mersch) im Malerbetrieb. Am 25.07.1968 heiratete René Pütz in Hesperingen die 1944 geborene Claire Clement aus Hesperingen, Tochter des Getränkegroßhändlers Joseph Clement und seiner Ehefrau Anne Marie Kirch aus besagtem Hesperingen. Bereits am 01.08.1968 bezogen sie eine Wohnung zur Miete in dem Wohnkomplex „Cité Berlaimont“ in Hesperingen (45b, rue de Bettembourg), jeweils nur wenige Meter von den Elternhäusern der beiden Vermählten entfernt, ehe sie ab dem 13.11.1972 ein eigenes Haus „op der Hourekaul“ (Verballhornung des ursprünglichen Namens „Hoerkaul“) in Hesperingen bezogen. Ein Sohn und eine Tochter entstammen dieser Ehe. Ab 1966/67 etwa arbeitete René Pütz in Kleinbettingen bei dem Anstreicherbetrieb Couleurs Gérard Frères als Vertreter. Dort verblieb er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1998. Der begeisterte Fußballer spielte seit seiner Jugend beim F. C. Swift Hesperingen. Als nach längerer Pause 1953 wieder eine Juniorenmannschaft zustande kam, gehörte René Pütz zur Stammelf. Später spielte er längere Zeit in der ersten Elf in Hesperingen, ehe er sich ausschließlich seiner Theaterkarriere widmete. Mit 15 Jahren stand René Pütz zum ersten Mal auf der Bühne, und zwar zusammen mit Marcel Jander in Hesperingen. Dort war er wie sein Vater auch Mitglied im Männergesangverein „Eintracht im Thale“. Mit ihm trat er in den jährlichen Theateraufführungen der „Eintracht“ auf und übernahm später auch die Regie, während sein Vater auch für die Bühnenkulissen zuständig war. 1974 begann die nationale Bühnenkarriere von René Pütz am „Lëtzebuerger Theater“. Die erste Hauptrolle spielte er 1979 in „De Gréngen“ von Fons Kontz. Einen der größten Erfolge feierte er zusammen mit Marc Faber in der Komödie „D‘Jonggesellekëscht“ von Alain Atten. In der alljährlichen „Revue“ wusste René Pütz als Nachfolger von Eugène Heinen in der Rolle des „Schnëssert“ zu begeistern. Daneben spielte er auch in seriöseren Stücken wie „De Bretzert“ von Norbert Weber. Später war er zudem im Hörfunk als Werbeträger „Yuppi“ für Cactus aktiv und trat verschiedentlich in Filmen in Erscheinung wie etwa „De falschen Hond“, zumeist in Zusammenarbeit mit Men Bodson, Marc Olinger und Gast Rollinger. Musikalisch war er auch mit Marc Faber unterwegs („Püzafaba“, CD 1998). Am 31.10.2002 erlag René Pütz im Alter von nur 62 Jahren und 7 Monaten in einem hauptstädtischen Krankenhaus einem Herzleiden. Roland Schumacher |
Wussten Sie schon,... (aus: Buet 12 / 2021 / N°48)
… dass der Name des Ortsteils „Spueneschen Eck“ in Itzig wirklich von den Spaniern herrührt?
Ab 1482 (Maximilian, Ehemann und Erbe Marias von Burgund) unterstand die Niederlande mit Luxemburg dem Hause Habsburg, dessen späterer Herrscher Karl V. seit 1516 ebenfalls König von Spanien war. Bis 1712 gehörte Luxemburg demnach zum spanischen Habsburg. Die Gutshöfe in den einzelnen Dörfern waren damals oft unterschiedlichen Herren zugehörig. Obwohl die Herrschaft Hesperingen zu Anfang wohl als Lehen des Landesfürsten den Herren von Rodenmacher (ab 1492 den Herren von Baden) angehörte (mit Ausnahme von Fentingen, das durch Einheirat den Herren von Mersch gehörte), unterstanden 3 Häuser (Vogteien) in Itzig der Probstei Luxemburg.und damit den spanischen Habsburgern. Diese Vogteien trugen alte Namen („a Spunjesch“, „an Thinessen“, „an Huemes“) und ab etwa 1700 kam ein viertes Haus hinzu: „a Schmatts“ (später „Bour“). Besagte vier Häuser wurden anfangs „Städts“ (die Städtischen) genannt, ab 1555 etwa dann „de Spueneschen Eck“ („quartier espagnol“). Natürlich waren besagte vier Vogteien den Herren von Rodenmacher nicht genehm, insbesondere, als Rodenmacher (mit Hesperingen) unter dem Druck der Expansionspolitik Frankreichs in das Lager von Louis XIII. und dann Louis XIV. abglitt. Immer wieder kam es zu Konfrontationen zwischen den beiden Seiten und die Häuser des „Spueneschen Eck“ sollten Strafen an die Badener Herren von Rodenmacher (unter französischem Einfluss) zahlen, weil sie den Jahresgedingen (Dorfversammlungen mit verbindlichen Beschlüssen) fernblieben, aber die Probstei Luxemburg verbot ihnen, die Bußen zu bezahlen. Ebenso verhielt es sich mit dem „Zehnten“ (steuerliche Zahlungen zumeist in Naturalien) sowie verschiedenen anderen Abgaben und Pflichten. Nach Streitigkeiten und Prozessen zwischen der österreichischen Kaiserin Maria Theresia (Habsburg) und den Badener Markgrafen unter französischer Jurisprudenz kam es 1773 zu einer Einigung. Markgraf Karl Friedrich von Baden (der letzte Herr von Hesperingen) ließ durch seinen Amtmann Sebastian Krieg aus Rodenmacher ein Kaufgesuch für besagte Häuser an die landesfürstliche Probstei Luxemburg richten. Kaiserin Maria Theresia stimmte dem Verkauf zu, der durch Zahlung von 300 Florins (Brabanter Gulden) dann am 18.10.1775 zustande kam. Der Markgraf von Baden erhielt die Rechte der Jurisdiktion über die 4 Häuser mit Dependenzien sowie über die auf dem Gebiet der Kaiserin liegenden Güter zu Itzig. Lediglich der Frondienst (Arbeiten/Dienstleistung der Bauern für ihre Grundherren) in einer Wiese im „Brill“ (unterhalb des Klosters in Itzig) für die Kaiserin wurde beibehalten. Damit war der „Spueneschen Eck“ Geschichte und den Bewohnern Jean Weyrich, Jacques Thines, Nicolas Brannenbourg und Michel Wiever wurde „en langue allemande“ am 01.04.1776 mitgeteilt, dass auch sie (wie der Rest des Dorfes) ab dann zur Herrschaft Hesperingen gehörten! 1779 kam dann eine lang ersehnte Grenzberichtigung im südlichen Herzogtum Luxemburg zustande (mit dem Frisinger Bach als Scheidepunkt) und die sogenannten französischen Dorfteile in Alzingen, Hesperingen und Itzig fielen wieder an die habsburgischen Landesfürsten zurück. Die Franzosen eroberten Luxemburg jedoch im Jahr 1795 und verblieben dort bis 1814. In dieser Zeit wurde das „Ancien Régime“ mit den Herrschaften abgeschafft und die ehemaligen „freien“ Vogteien des „Spueneschen Eck“ wurden mit dem Rest von Itzig der neuen Gemeinde Hesperingen einverleibt. Nach dem großen Brand von 1878 mussten die arg in Mitleidenschaft gezogenen alten Vogteien zum Teil niedergerissen werden, so dass große bauliche Veränderungen stattfanden. Bei dem Bau der heutigen Sandweilerstraße („Aléck“) 1886 - 87 dann musste das Niveau der Trasse angehoben werden, wodurch die Häuser des „Spueneschen Eck“ um bis zu einem Meter tiefer liegen kamen, was ihren Wert sehr schmälerte. Nach und nach dehnte sich die Ortschaft Itzig dann aus und Ende Oktober 1958 (das Huemes-Haus erst ein Jahr später) fiel die Häuserinsel dem Bagger aus verkehrstechnischen Gründen zum Opfer. Roland Schumacher |