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wussten sie schon...

… dass es bisher drei Rathäuser in der Gemeinde Hesperingen gegeben hat?

Tatsächlich wurde das erste „Hôtel de Ville“ in Hesperingen erst 1905 ins Leben gerufen. Die Archivalien und Sekretariatsbücher waren ab etwa 1800 (Entstehung der Gemeinden) in den Privathäusern der Bürgermeister untergebracht. Nach den Bürgermeistern Stiff befand sich das Sekretariat ab 1873 einige Jahre in der Gaststätte Hippert und bis 1905 im Gasthaus Speyer. Die Gemeindeautoritäten versammelten sich anfangs in der Vikarswohnung, einem geräumigen der Gemeinde gehörenden Haus in der Route de Thionville, das als Wohnung des Frühmessners, als Schule und als Sitzungssaal des Gemeinderates diente. Später wurden die Versammlungen des Gemeinderates dann zumeist in einer Gaststätte abgehalten. Nicht umsonst waren die drei ersten Bürgermeister der Gemeinde Hesperingen Gastwirte (Kappler, Hippert, Kleyer).

 

1889 erwarb die Gemeinde Hesperingen dann die zwei „Seitzenhäuser“ nahe der „Waassergaass“ in der Route de Thionville für insgesamt 12.412,15 Franken. Die vorherigen Besitzer waren Edmée Victor Caroline Rosalie Laure Tesch (Witwe von Emile Metz) aus Beggen und Marie Barbe Joséphine Tesch (Witwe von Gustav Munchen) aus Eich. Letztere war die Tochter des Steuer- und Gemeindeeinnehmers Ferdinand Mattern Tesch aus Hesperingen, der mit Cécile Félicie Seitz aus Clausen verheiratet gewesen war. Von der Witwe Tesch-Seitz stammt der Hausname der beiden Gebäude. 1905 wurde dann die Gemeindeverwaltung und das Postrelais in dem größeren Gebäude untergebracht und in dem kleineren wohnte der Postagent, ehe um 1937 ein Polizeibüro mit Arrestlokal dort eingerichtet wurde. Oben befand sich die Wohnung des leitenden Polizeibeamten. Gedacht waren die Häuser anfangs zur Einrichtung einer Schule (das Gebäude eingangs der Rue de Bettembourg war zu klein geworden) und zur Unterbringung der Lehrerschaft. Tatsächlich wurde das obere Stockwerk des Gemeindehauses dann zu Schulzwecken verwendet (die zwei, drei unteren Klassen befanden sich dort). Ein schmaler Schulhof befand sich hinter dem Haus.

 

Mitte des 20. Jahrhunderts entsprachen die älteren „Seitzenhäuser“ jedoch nicht mehr den nötigen modernen und hygienischen Anforderungen und so wurde der Ruf von gut 4.000 Einwohnern nach einem neuen Gebäude lauter. Die Gemeindeverwaltung beschloss deshalb (Sitzung vom 05.03.1958) die Errichtung eines neuen Komplexes, welcher die Gemeindebüros, sämtliche Schulklassen Hesperingens und das neue Polizeikommissariat zu beherbergen vermochte. Daneben sollte ein größerer Festsaal („Centre Civique“) zum Abhalten von Versammlungen, Theateraufführungen und anderen kulturellen Veranstaltungen dienen.

 

Der Kostenvoranschlag, welcher der Gemeinde am 19.02.1959 vorgelegt wurde, betrug 17.250.000 Franken, wurde aber durch den Staat auf 13.450.000 Franken reduziert und vom Gemeinderat akzeptiert (Juni 1959). Die Pläne waren von den Architekten Gillardin und Luja unter der Leitung des Staatsarchitekten Hubert Schumacher erstellt worden. Am 11.07.1959 begann der Unternehmer Peiffer aus Luxemburg-Neudorf mit den Rohbauarbeiten. Die feierliche Einweihung fand am 23.09.1962 im Beisein vieler prominenter Politiker statt. Die alten „Seitzenhäuser“ in der Route de Thionville wurde dann um 1964 abgerissen.

 

Nachdem die Einwohnerzahl sich rasch der Grenze von 10.000 angenähert hatte, wurde Mitte der 1980er Jahre daran gedacht, die unzulänglichen räumlichen Verhältnisse des alten Rathauses durch einen Neubau zu beheben. Dabei wurde das am 28.07.1983 von den Eheleuten Kontz-Probst erworbene Gebäude „Urbéngsschlass“ nicht renoviert, sondern abgerissen und die Architekten Arthur Jemming und Yves Feis erstellten die Pläne für das neue Gemeindehaus, das in seiner modernen Konzeption dennoch den historischen Altbau nicht vergessen ließ. Für die Innenarchitektur zeichnete Tilly Steinborn verantwortlich und die herrliche Parkanlage wurde von dem Urbanisten Winfried zur Hausen angelegt. Die Inbetriebnahme erfolgte am 10.09.1991 und am Vorabend zu Nationalfeiertag 1992 waren Großherzog Jean und Josephine Charlotte zu Besuch, ehe das prunkvolle Gebäude (Gesamtkosten 313.606.965 Franken) dann am 19.09.1992 feierlich eingeweiht wurde.

Roland Schumacher

Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper