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wussten sie schon...

… dass die Schwestern des Franziskanerordens seit nunmehr 155 Jahren in Itzig tätig sind?

Tatsächlich hat die ehemalige Hein(t)zen-Vogtei eine jahrhundertealte Geschichte und kam über die Familie Tesch in den Besitz von Emmanuel Servais-Boch und schließlich wurde das Anwesen an Joseph Richard verkauft. Im Jahre 1865 erwarb die Witwe Margaretha Seraphina Pescatore-Beving das Haus und stellte es den Franziskanerinnen für die Gründung eines Waisenhauses zur Verfügung (die endgültige Schenkung erfolgte im Jahr 1873).

 

Der 1847 von Schwester Franziska (eigentlich Anna Elisabeth Dufaing d’Aigremont) in der Hauptstadt gegründete Orden bemühte sich seit 1856 (der Cholera-Einbruch über Luxemburg ab 1854 hatte viele Todesopfer gefordert) um die Pflege und Erziehung armer Waisenkinder und ab 1865 geschah dies auch in Itzig für die Mädchen (die Jungen kamen nach Grevenmacher). Bereits zwei Jahre nach dem Einzug der 8 Schwestern und 30 Kinder Ende Februar 1865 wurden erste Vergrößerungsarbeiten an dem Waisenheim durchgeführt.

 

1882 ließen die Schwestern im Klosterhof eine Schule errichten. Der Umbau der Scheune zu einer geräumigen Kapelle erfolgte 1888 und zwei Jahre später erhielt die Kapelle die St. Franziskus-Glocke. 1897 kam es zu einer weiteren Vergrößerung. Die Einweihung der Lourdes-Grotte, an der jedes Jahr zu Fronleichnam der Segen erteilt wird, bildete im Jahr 1958 den Abschluss der Verschönerung der Klosteranlage.

 

Die Schülerinnen der sozialen Einrichtung wurden in den damals üblichen hausfraulichen Arbeiten wie Nähen, Kochen, Bügeln usw. unterrichtet. Ab 1900 gab es eine Nähstube (bis 1959), die auch Nicht-Heimkinder besuchen konnten und von 1900 bis 1969 existierte auch ein Kindergarten. Zeitweise war dem Waisenhaus auch ein Altenheim angegliedert. Während des Krieges mussten die Schwestern und die Kinder nach Clerf und Bettendorf ausweichen und das Gebäude wurde eher „verwahrlosten“ Mädchen aus dem Stadtgrund (dort wurden nunmehr politische Sträflinge inhaftiert) zugedacht, wie es damals hieß. In den Nachkriegsjahren ging bereits ein längerfristiger ambulanter Pflegedienst vom Schwesternhaus aus und 1963 wurden die Heimkinder nach vielen Bemühungen in die reguläre Dorfschule integriert. 1965-70 wurden Familiengruppen von 10-12 Jungen und Mädchen gebildet, die über eigene Wohnräume verfügten. 1970 befanden sich etwa 90 Jungen und Mädchen im Alter von 1 1/2 bis 18 Jahren verschiedener Nationalität und Konfession im Heim. 1981 wurde eine Konvention mit dem Staat abgeschlossen, welche auch die finanzielle Unterstützung garantierte. Das Institut St. Joseph, wie es seit den 1920er Jahren bis etwa 1970 hieß, wurde dabei permanent von der Kongregation der Franziskanerinnen getragen.

 

Am 01.01.1991 ging die Trägerschaft auf die Katholische Männeraktion Luxemburg über, die im „Kannerheem Izeg“ das karitative Werk für Kinder aus vorwiegend sozial benachteiligten Verhältnissen unter der Leitung einer Franziskanerin (bis 2000) fortsetzte. Während die Direktion und die Verwaltung des Kinderheims, die Jugendwohngruppe und der Service de Psychologie in Itzig verblieben, wurden zwischen 1990 und 1993 verschiedene Gruppen in andere Ortschaften verlegt. Nach dieser Dezentralisierung, die eine bessere Integration der Kinder und Jugendlichen in die Dorf- und Pfarrgemeinschaft als Ziel hatte, beherbergt das Haus heute in den freigewordenen Räumlichkeiten mehrere staatliche und private Sozialeinrichtungen. 2002 errichteten die Franziskanerinnen im Schwesternhaus eine Raststätte für Menschen in Not und auch von weither angereiste Familienmitglieder von Menschen im CPL fanden daselbst Aufnahme. Zusammen mit der Caritas wurde Flüchtlingen dort eine Unterkunft geboten (bis 2020) und nach einem größeren Umbau des Schwesternhauses ab 2021 steht ein neues Projekt der Franziskanerinnen an.

Roland Schumacher

Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper