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wussten sie schon...

… dass mit Justin Poos einst ein international renommierter Imker in Itzig lebte?

Tatsächlich wurde der Imker, Fotograf und Filmemacher (Nicolas) Justin Poos am 23.03.1915 in Itzig als Kind des Eisenbahnarbeiters Nicolas Poos und seiner Ehefrau Anna Kayser geboren. Ursprünglich stammte die Familie Poos aus Niederdonven, ehe sie 1853 nach Itzig zog. Justin Poos besuchte nach der Grundschule in Itzig die Industrieschule und begann 1929 seine Ausbildung als Zahntechnikerlehrling. 1932 wechselte er zur Post, wo er als Briefträger tätig war. Während der Besatzungszeit wurde er aus der Volksdeutschen Bewegung ausgeschlossen (u. a. wegen der Beteiligung am Streik vom 31.08.1942) und nach Bingerbrück versetzt. Nach dem Krieg arbeitete der Resistenzler (Ernennung am 09.10.1971) als Staatsbeamter und Fotograf im „Office du Film Scolaire“ bis zu seiner Pension am 31.03.1975. Am 09.02.1948 hatte er in Kopstal Lotty Anen von daselbst geheiratet. Das Ehepaar bekam zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter. Justin Poos verstarb am 23.02.1986 an einem Herzleiden in der Hauptstadt (CHL), seine Frau war bereits am 09.06.1972 in Itzig verschieden.

 

In frühester Jugend begann Justin sich wie sein Vater Nic. Poos für die Haltung von Bienenvölkern zu interessieren. Seit dem 12.05.1938 war er aktives Mitglied des kantonalen Imkervereins (später Vorstandsmitglied und dann Präsident) und wurde am 17.02.1963 zum Präsidenten des Landesverbandes erwählt, ein Amt, das er bis zum 21.03.1971 innehatte. Zudem verfasste er zahllose Beiträge für die Tagespresse, die Bienenzeitung, „De Letzeburger Bauer“, den „Bauernkalender“ und für angesehene Bienenfachzeitschriften im Ausland. Viele dieser Arbeiten illustrierte er mit eigenen Fotos. Einer seiner Artikel vermittelte einen interessanten historischen Überblick über das Vorkommen von Bienenvölkern in den mittelalterlichen Weisthümern Luxemburgs (Bienenzehnte, Bienenfund, Bienenfangrecht, Wachssiegel usw.). Als Wanderlehrer hielt er über 100 Dia- und Filmvorträge im In- und Ausland. In seiner Eigenschaft als Seuchenexperte und Honigkontrolleur kam er ab Mitte der 1950er Jahren in direkten Kontakt mit vielen inländischen Imkern und nahm ab 1956 an einer Reihe von Apimondia-Kongressen im Ausland teil, wo er Wissenschaftler und Bienenforscher aus aller Welt traf. Oft konnte er diese international geschätzten Fachleute als Gastredner für einheimische Bienenkongresse gewinnen. Hinter dem Wohnhaus in der Rue de Contern in Itzig hatte er in einem 1938 selbst errichteten Bienenhaus ganze 20 Völker. Seine Gattin Lotty bewirtete derweil an den „Bienenabenden“ die Imker, die im Hause Poos zu Besuch waren. Seit 1945 züchtete Justin Poos vor allem auch Carnica-Bienenköniginnen, eine Rasse aus Kärnten. Aus seinem nicht realisierten Plan eines Lehrbienenstands reiften später die Bienenschule in Wiltz und der Lehrbienenstand im Rahmen des Jugendzentrums der Burg Hollenfels. Fast 60 Jahre verschrieb sich Justin Poos der Bienenzucht und war von 1965 bis 1977 sogar Rechnungskommissar in der „Apimondia“, der Dachorganisation der Imkerverbände aller Erdteile. In dem Rekordjahr 1975 zählte sein Bestand in dem neuen Bienenhaus (ab 1954) bis zu 60 Bienenvölker und Reserven, ein 1965 in Itzig „auf Schakend“ errichtetes Häuschen zählte ein weiteres Dutzend Völker.

 

Daneben aber hatte Justin Poos ein weiteres Hobby, das dann sogar zu seinem Beruf wurde: die Fotografie. Seit den frühen 1930er Jahren besaß er einen Fotoapparat, ein seltener Besitz in dieser Zeit. So entstanden wertvolle historische Aufnahmen von Ereignissen, Personen und Stimmungsbilder seines Heimatdorfes Itzig. Der langjährige Musikant der „Fanfare Izeg“ hielt des Weiteren in unzähligen Fotos das Vereinsleben fest. Auch an den bewegten Bildern (8mm und 16mm) versuchte er sich. Das Resultat war ein Film der Einweihung des amerikanischen Friedhofs in Hamm und ein weiterer über die Beisetzung der luxemburgischen Hinzert-Opfer im Heimatboden. In bester Erinnerung blieb auch sein 16mm-Schulfilm „Vie et valeur économique des abeilles“, der 1951 auf der Biennale di Venezia prämiert wurde. Der größte Teil des Archivs (Fotos und Negative) des „Office du Film Scolaire“ ist im Staatsarchiv erhalten. Der Sohn von Justin Poos verwaltet den übrigen Nachlass an wertvollem Bildmaterial.

Roland Schumacher

Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper