Wissen, wo man herkommt
Aus dem Wort vom 16. Januar 2020
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Gedenk-Zeremonie: vor 75 Jahren passierte der Panzer-Unfall in Hesperingen
DER PANZERUNFALL AUF DER ALZETTE-BRÜCKE
Gedenk-Zeremonie am Morgen des 26. Dezember 2019 in Hesperingen im Beisein vom Bürgermeister Marc Lies, den Schöffen Georges Beck und Diane Adehm, dem Gemeinderat Henri Pleimling und Mitgliedern der Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper um an die 3 Amerikanische Soldaten, Corporal Lewis W. Meade, Corporal James J. Russ, Tec 4 Isidore M. Vasko, der 10th Armored Division zu erinnern, welche am 26. Dezember 1944 ihr Leben in einem tragischen Unfall mit ihrem in Hesperingen auf der Brücke verloren haben. Ihr Opfer soll auch 75 Jahre später nicht vergessen sein. Am Morgen des 26. Dezembers 1944 (Stephanstag, 2. Weihnachtstag) war es trotz hellem Sonnenschein bitterkalt. Der Boden war hart gefroren. Seit Tagen schon rollten amerikanische Einheiten durch Hesperingen Richtung Norden, um in die Ardennenschlacht einzugreifen. Seit dem 16. Dezember 1944 waren die amerikanischen Verbände in schwere Abwehrkämpfe mit den letzten Reserven der deutschen Wehrmacht verwickelt. Es war Viertel vor zehn, die Glocken unserer Pfarrkirche läuteten zum zweiten Mal fürs Hochamt. Über die hölzerne Notbrücke rollten unaufhörlich amerikanische Panzer nach Luxemburg, andere sich absetzende Fahrzeuge fuhren Richtung Süden. Die Panzerfahrer mussten gut manövrieren, um einander nicht auf der Brücke zu rammen. Obwohl die Brückenfahrbahn zu beiden Seiten von den Fußgängerstegen durch dicke Längsbalken abgetrennt war, beging der Fahrer eines aus der Stadt kommenden Panzers den Irrtum, den rechten Steg mit als Fahrbahn zu benutzen. Einer der Panzerinsassen stand aufrecht im Turm und war eben im Begriff, aus einer Feldflasche zu trinken, als das schwere Fahrzeug nach rechts kippte, die dünnen Bodenbretter des Stegs durchbrach und mit gewaltigem Lärm in die Alzette fiel. Sofortstoppte der Verkehr. Im Nu sprangen die Besatzungsmitglieder aus den nachrückenden Fahrzeugen und beeilten sich, über den gefrorenen Ufermorast die Alzette zu erreichen, wo sie durchs Wasser wateten und zu helfen versuchten. Einige Sekundenspäter tauchte der erste Insasse aus dem eiskalten Wasser auf. Entsetzen und Schrecken standen in seinen Augen. Schreiend und weinend watete er um den Panzer herum, als im selben Augenblick ein zweites Crew-Mitglied aus dem Wasser auftauchte. Die beiden fielen sich um den Hals und gingen ans Ufer. Sie sollten die einzigen Überlebenden sein. Da der Panzer mit dem Turm auflag, war es nur dem Fahrer und dem Panzer-Kommandanten gelungen, sich selbst zu befreien. Trotz verzweifelter Bemühungen konnten die Helfer erst kurze Zeit später die untere Panzerplatte aufbrechen. Ihre Anstrengungen waren umsonst, denn aus dem Innern konnten sie nur einen Kameraden als Leiche bergen. Durch den Aufprall war er besinnungslos geworden und in dem auslaufenden Öl und dem schnell eindringenden Wasser ertrunken. Später gelang es zwei Armeekränen, den Panzer wieder auf die Ketten zu stellen und auf „Onnerklaus“ (Flurname einer Wiese neben der Alzette) zu ziehen, um die zwei letzten Toten aus dem Turm zu bergen. Heil waren sie aus der Ardennenschlacht zurückgekehrt; der Klang unserer Glocken war ihr Totengeläute. Fern der Heimat gaben sie ihr Leben für die Freiheit Europas. (nach einem Bericht von Paul Keller) |
Wussten Sie schon,... (aus: Buet 12 / 2019 / N°40)
… dass die Hesperinger Alzette-Brücke vor genau 75 Jahren im Blickpunkt der Ereignisse stand?
In der Nacht vom 9. auf den 10. September 1944 erfolgte die Zerstörung der Hesperinger Alzette-Brücke (die erste Sprengung gegen Mitternacht, die zweite um 2 Uhr morgens) durch die sich auf der Flucht befindenden deutschen Besatzungstruppen. Eine erste Sprengung hatte die Fahrbahn nicht unbrauchbar machen können, weswegen eine noch größere Menge Pulver bei einer zweiten Sprengung nötig war, um eine Bresche in die Brücke zu schlagen. Die Einwohner waren durch die Deutschen von der bevorstehenden Sprengung in Kenntnis gesetzt worden, aber die Wasserleitung, die Kirche, die zwei Schulen und viele Privathäuser wurden stark in Mitleidenschaft gezogen. Der Mittelteil der Brücke selbst war auf der südlichen Seite ganz zerstört, nur auf der nördlichen Seite (zur Stadt zu) existierte noch ein schmaler Streifen in der ganzen Länge, wohl wegen eines Eisenträgers, welcher der Schmalspurbahn „Jangeli“, deren Schienen dort verliefen, mehr Halt verleihen sollte. Da die Straße Richtung Frankreich von großer Bedeutung für die US-Armee war, musste sogleich an einen Wiederaufbau gedacht werden. Pioniere („Engineers“) der US Army errichteten innerhalb weniger Tage einen neuen Brückenmittelteil, der aus Stahlträgern sowie mehreren Lagen Holzplanken bestand. Zu beiden Seiten befand sich ein Fußgängersteg mit Geländer, der durch einen Holzbalken am Boden von der Fahrbahn getrennt war. Die Brücke war geeignet, die Last der schweren Panzer und Lastwagen zu tragen, die ab dem 16.12.1944 täglich in den Einsatz mussten (Ardennen-Offensive). Auf dem Rückweg Richtung Frankreich (Metz) geriet am 26.12.1944 irrtümlicherweise ein M4 Sherman Panzer des 11th Tank Battalion der 10th Armored Division auf den südlichen der beiden hölzernen Stege (für Fußgänger angedacht), den er durchbrach, um anschließend kopfüber in der etwa 60 cm tiefen Alzette zum Liegen zu kommen. Dabei kamen drei junge US Soldaten der fünfköpfigen Besatzung ums Leben (Lewis W. Meade, James G. Russ und Isidore M. Vasko). Die näheren Umstände konnten durch die Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper in Erfahrung gebracht werden und die Gemeindeverwaltung ließ ein Denkmal errichten, das am 19.10.2013 eingeweiht wurde. Die Stadt Luxemburg war am 10.09.1944 von der 5th US Armored Division befreit worden und am Tag danach auch Hesperingen. Ihr angegliedert war das „22nd Armored Engineer Battalion“, das für Brückenbau und Straßenarbeiten zuständig war. Christian Pettinger, Vorstandsmitglied der Geschichtsfrënn, fand jedoch keinen Beleg in deren „After-Action-Reports“ dafür, dass diese Pioniere an der Hesperinger Alzette-Brücke gearbeitet haben. Auf der anderen Seite war am 08.09.1944 bereits die „993rd Engineer Treadway Bridge Company“ des Fifth US Corps der 5. US Panzerdivision angegliedert worden und es ist wahrscheinlich, dass diese dafür zuständig war, was noch untersucht werden muss. Pettingers Recherchen führten zu neuem Fotomaterial dieser Zeit, unter anderem auch zu zwei weiteren Fotos des Panzerunglücks. Nun kann auch definitiv beantwortet werden, welche US Pionier-Einheit die Brücke nach dem Sherman-Zwischenfall wieder instand setzte. Es handelt sich dabei um die F Kompanie des 1303rd Engineer General Service Regiment, welche General Pattons 3rd US Army angegliedert war. Die 10 Offiziere und 239 Mann wurden am frühen Morgen des 21.12.1944 von Salonnes (Moselle, Frankreich) nach Hesperingen verlegt, wo sie gegen 14.00 Uhr ankamen. Zu ihren Aufgaben gehörten unter anderem Instandsetzungsarbeiten an Straßen und Brücken. Der Aktivitätsbericht der Einheit erwähnt, dass die ganze Kompanie vom 21. bis 31. Dezember damit beauftragt war, Zufahrtswege zu erkunden sowie die Brücke in Hesperingen zu reparieren. Des Weiteren wurden die Straßen von Schnee und Eis befreit. Während ihrer Stationierung in Hesperingen baute das Engineer Regiment ebenfalls eine Brücke über die Sauer bei Bollendorf (10. bis 20. Februar 1945) sowie eine Brücke bei Echternach (20. bis 27. Februar 1945). Am 4. März 1945 verließ die Einheit Hesperingen und wurde nach Wasserbillig verlegt. Roland Schumacher |
25 Jahre "Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper"
Am 26. November fand die Séance Académique der lokalhistorischen Vereinigung Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper anlässlich deren 25. Jubiläums statt. In einem dichtbesetzten Saal im Centre Nicolas Braun präsentierte der Verein seine neue Veröffentlichung „Geschichte der Gemeinde Hesperingen Band 4“. Das 430 Seiten umfassende Werk beinhaltet dabei neben dem ausführlichen Aktivitätsbericht der vergangenen 25 Jahre wieder mehrere Aspekte aus der reichhaltigen Geschichte der Gemeinde Hesperingen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Kirche Alzingen, der frühere Bahnhof Fentingen, die Kinderbuchautorin und Lehrerin Louise Wagner sowie der Holleschberg mit all seinen Facetten. Autoren sind René Siebenaler und Roland Schumacher. Durch einen abwechslungsreichen Vortrag, der von einer reich bebilderten PowerPoint-Show begleitet war, konnte Präsident Roland Schumacher dem interessierten Publikum die Tätigkeit des Vereins nahebringen, der sich seit 25 Jahren darum bemüht, wichtige Dokumente, Gegenstände und Fotos zu sammeln und zu archivieren, um den Einwohnern der Gemeinde anschließend diese „mémoire collective“ in Ausstellungen, Vorträgen und Publikationen nahezubringen. Tatsächlich untermauert die Vielzahl an Veröffentlichungen für die Gemeinde und lokale Vereine nebst den eigenen Publikationen die fleißige Arbeit der Geschichtsfrënn. Dazu kommen insgesamt 3 Lehrpfade, 18 Ausstellungen sowie 19 Vorträge von Vorstandsmitgliedern, aber auch von renommierten Historikern wie Alain Atten, René Klein, Fernand Spier, Denis Scuto und anderen. Dabei wurde gerade auch bei den Vorträgen immer Wert auf eine Verbindung zur Gemeinde Hesperingen gelegt. Mittlerweile gibt es auch mehrere eigene Broschüren und Bücher aus der Feder der Geschichtsfrënn, die sich einer großen Beliebtheit erfreuen. Eine reich bebilderte Homepage (www.gfhesper.lu), die Sven Fournelle erstellt hat, zeigt neben den Vereinsaktivitäten auch die Presseberichte über die Gemeinde und ist außerdem mit Facebook verlinkt. Der Verein, welcher 15 Vorstandsmitglieder zählt, erfreut sich mittlerweile in der Gemeinde einer großen Beliebtheit und das nicht nur bei alteingesessenen Einwohnern, sondern auch bei einer jüngeren Wohngemeinschaft, was ein positives Zukunftsbild zeichnet. Ad multos annos! |
Neue lokalhistorische Veröffentlichung : 25 Joer Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper - Geschichte der Gemeinde Hesperingen Band 4
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