… dass vier junge Burschen aus Alzingen während des 2. Weltkriegs die deutschen Besatzer düpierten?

  • aus: Buet 03 / 2023 / N°53 / Bild 1

    Das wohl älteste Foto der Alzinger Schule

    Archiv Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper

  • aus: Buet 03 / 2023 / N°53 / Bild 2

    Rezente Ansicht der Schule, dem Vereinssitz des Guidon Alzingen und der Chorale Alzingen (2018). Gut erkennbar ist die Halterung (Höhe 4,20m) zwischen den beiden Fenstern, wo die Fahne gehisst war.

    Fotograf: René Siebenaler (Alzingen)

  • aus: Buet 03 / 2023 / N°53 / Bild 3

    Hakenkreuzflagge

    Foto rechtlich erworben bei dem britischer Stockfotografie-Anbieter Alamy

  • aus: Buet 03 / 2023 / N°53 / Bild 4

    Rabe mit ausgebreiteten Flügeln

    Foto rechtlich erworben bei der digitalen Fotodatenbank Depositphotos

  • aus: Buet 03 / 2023 / N°53 / Bild 5

    Victor Colling (04.02.1930 Luxemburg - 31.01.2019 Luxemburg), Sohn von Pierre dit Jean-Pierre Colling und Marguerite Moritz. Der Privatbeamte war verheiratet mit Liliane Perrang.aus dem Rollingergrund. Als Mitglied der Chorale Alzingen spielte er dort auch

  • aus: Buet 03 / 2023 / N°53 / Bild 6

    Victor Colling (04.02.1930 Luxemburg - 31.01.2019 Luxemburg), Sohn von Pierre dit Jean-Pierre Colling und Marguerite Moritz. Der Privatbeamte war verheiratet mit Liliane Perrang.aus dem Rollingergrund. Als Mitglied der Chorale Alzingen spielte er dort auch

  • aus: Buet 03 / 2023 / N°53 / Bild 7

    Walter (eigentlich Gauthier Charles) Platz (31.03.1928 Luxemburg - 16.10.2014 Bettemburg), Sohn von Nicolas Platz und Lucie Butter. Der Zugführer war verheiratet mit Marie Dimmer aus Übereisenbach (D). Er interessierte sich sehr für Geschichte und war Wünschelrutengänger.

  • aus: Buet 03 / 2023 / N°53 / Bild 8

    Walter (eigentlich Gauthier Charles) Platz (31.03.1928 Luxemburg - 16.10.2014 Bettemburg), Sohn von Nicolas Platz und Lucie Butter. Der Zugführer war verheiratet mit Marie Dimmer aus Übereisenbach (D). Er interessierte sich sehr für Geschichte und war Wünschelrutengänger.

  • aus: Buet 03 / 2023 / N°53 / Bild 9

    Alphonse Adam Theis (23.09.1930 Differdingen - 17.11.1999 Luxemburg), Sohn von Joseph Theis und Anne Marie Reuter. Der Sparkassenbeamte war verheiratet mit Marie Henriette Elisabeth Colling aus Alzingen. Er war Präsident des Männergesangvereins Alzingen, Bürgermeister der Gemeinde Hesperingen (CSV) von 1976 bis zu seinem Tod 1999 und auch Abgeordneter.

  • aus: Buet 03 / 2023 / N°53 / Bild 10

    Alphonse Adam Theis (23.09.1930 Differdingen - 17.11.1999 Luxemburg), Sohn von Joseph Theis und Anne Marie Reuter. Der Sparkassenbeamte war verheiratet mit Marie Henriette Elisabeth Colling aus Alzingen. Er war Präsident des Männergesangvereins Alzingen, Bürgermeister der Gemeinde Hesperingen (CSV) von 1976 bis zu seinem Tod 1999 und auch Abgeordneter.

  • aus: Buet 03 / 2023 / N°53 / Bild 11

    (Armand) Christoph Wester (10.08.1929 Alzingen - 02.04.2015 Rollingen), Sohn von Jean Joseph Wester und Marguerite Kemp. Der Landwirt war verheiratet mit Suzanne Mathilde Heinen aus Neidhausen. Auch er hatte eine politische Laufbahn angestrebt, aber ihm war nicht so viel Erfolg beschieden wie seinem Sohn Romain, der Bürgermeister der Gemeinde Park Hosingen ist.

  • aus: Buet 03 / 2023 / N°53 / Bild 12

    (Armand) Christoph Wester (10.08.1929 Alzingen - 02.04.2015 Rollingen), Sohn von Jean Joseph Wester und Marguerite Kemp. Der Landwirt war verheiratet mit Suzanne Mathilde Heinen aus Neidhausen. Auch er hatte eine politische Laufbahn angestrebt, aber ihm war nicht so viel Erfolg beschieden wie seinem Sohn Romain, der Bürgermeister der Gemeinde Park Hosingen ist.

Die NSDAP-feierte wie jedes Jahr auch am 9. November 1941, einem Sonntag, den Heldengedenktag. Durch jährlich wiederkehrende Totenfeiern für die Erschossenen und Aufmärsche für die am Hitler-Putsch (09.11.1923) beteiligten Blutordensträger gedachten die Nationalsozialisten nach ihrer Machtübernahme 1933 der blutigen Unterdrückung des Putsches an der Feldherrnhalle in München. Während der Kreisleiter Dr. Schreder im Cerclesaal in der Hauptstadt Luxemburg eine flammende Rede hielt, gab es in der von den Besatzern übernommenen Tagespresse Berichte, dass Luxemburg sich seit dem 10.05.1940 endlich auch bewusst wäre, dass die deutschen Soldatenhelden nicht nur für Deutschland, sondern auch für Luxemburg und den ganzen europäischen Kontinent gegen die „Bolschewisten-Gefahr“ kämpfen würden.

Dieser propagandistischen Ansichten waren sich an jenem Sonntag die vier 11- bis 13-jährigen Jungen (Victor Colling, Walter Platz, Alphonse Theis und Christophe Wester) aus Alzingen mit Sicherheit nicht bewusst, als sie wie so oft zusammen außerhalb des Dorfes spazieren gingen und dabei auf der Landstraße einen toten Raben fanden. Nach kurzer Beratschlagung, was mit dem leblosen Vogel geschehen sollte, machte der immer zu Späßen aufgelegte Walter Platz den Vorschlag, ihn nicht in den Straßengraben zu werfen, sondern als Adlerersatz unter die zum Heldengedenktag an der Alzinger Schule angebrachten Hakenkreuzfahne zu hängen.

Sich der Gefährlichkeit dieses Vorhabens nicht bewusst, trugen die Kinder den an einer Schnur befestigten toten Raben gemeinsam vor die Schule. Christoph Wester brachte auf Verlangen von Walter Platz eine Leiter und einen Hammer mit 2 Nägeln herbei. Platz befestigte den Raben ungefähr 3 Meter hoch gleich unter der Hakenkreuzfahne an der Mauer. Die Flügel waren weit ausgebreitet und der Kopf hing tief auf die Brust. Dabei lachten die Jungen und freuten sich riesig über diesen Spaß.

Am nächsten Tag war der Teufel los. Uniformierte versuchten herauszufinden, wer den toten Raben unter die Fahne gehängt hatte. Stimmen wurden laut: „Wenn wir nicht binnen 24 Stunden wissen, wer das gemacht hat, werden sämtliche jungen Männer verhaftet“. Das konnte die Buben aber nicht zulassen. So ging Walter Platz zu einem Uniformierten hin und sagte ihm, er sei es gewesen. Daraufhin wurden die vier einzeln von zwei Männern im Vorbau der Schule während der Unterrichtsstunden verhört. Drei ältere Jungen gerieten in den Verdacht, sie angestiftet zu haben. Es waren dies Dominique Colling, Pierre Stein und Léon Thull. Die Uniformierten befragten die Kinder: „Waren es nicht alle drei, die euch geraten haben, den Raben dort aufzuhängen?“ Platz entgegnete ihnen, er sei es allein gewesen und keine anderen Personen hätten sie dazu angestiftet. Es habe ja der Adler auf der Flagge gefehlt und weil der Rabe ja auch ein schöner Vogel sei und sie keinen Adler gehabt hätten, wäre der Rabe der richtige Ersatz gewesen.

Scheinbar hatten die Jungen eine Fürsprecherin deutscher Abstammung aus Alzingen (vielleicht sogar die deutschstämmige Mutter von Walter Platz selbst?) und deshalb wurden keine Verhaftungen vorgenommen. Jedoch wurde Walter Platz mit seiner Mutter in die Villa Pauly vorgeladen, wo er alles noch einmal erzählen musste. Weil er noch zur Schule ging und erst 13 Jahre zählte, bekam er lediglich eine Tracht Prügel. Die anderen Kinder wurden zu Hause ernsthaft ermahnt, denn dieser Streich hätte viel schlimmere Konsequenzen nach sich ziehen können. Diese Geschichte basiert auf einem Bericht, den Walter Platz mir selbst seinerzeit übergegeben hatte, denn er war entsetzt über die „lügenhafte“ Darstellung in der Amiperas-Broschüre von 1996. Dessen Autor Norbert Maes (ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde Goesdorf) konnte mir aber telefonisch und auch schriftlich versichern, er habe keinen realistischen Bericht geschrieben, sondern seine „fiktive“ Erzählung, die keinen Anspruch auf historische Wirklichkeit habe, sei nur ein Gefälligkeitsdienst für seinen einstigen Arbeitskollegen Nicolas Godart aus Alzingen gewesen.


Roland Schumacher
Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper

… dass die Familie Stiff aus Fentingen jahrzehntelang die Geschicke der Gemeinde Hesperingen lenkte?

  • aus: Buet 09 / 2022 / N°51 / Bild 1A

    Das Anwesen der Familie Stiff (später Joachim) in Fentingen (im Dezember 1995 abgerissen). Die Sitzungen des Gemeinderates wurden oft in Gasthäusern abgehalten, später dann aber in dem Haus des Bürgermeisters. Hier war auch das Gemeindearchiv verwahrt.

    Foto von März 1994, Fotograf: Roland Schumacher (Fentange)

  • aus: Buet 09 / 2022 / N°51 / Bild 1B

    Innenhof des Hauses Joachim (früher Stiff) in den 1950er Jahren

    Archiv Familie Adler-Joachim (Fentange)

  • aus: Buet 09 / 2022 / N°51 / Bild 2A

    Das bis 1995 bemalte Sakramentskreuz zeigt eine Kreuzigungsszene mit Jesus am Kreuz sowie der Hl. Maria (links) und dem Hl. Joseph (rechts). Darunter befindet sich ein Medaillon mit der Jahreszahl 1778 und auf dem altarförmigen Sockel steht der Name Maria Noesser (eigentlich Nüsser) Die gebürtige Itzigerin war die Ehefrau von Johann Jakob Stiff und Mutter von Johann Baptist Stiff. Bei dem Künstler handelt es sich um Jean Baptiste Greef-Sadeler aus Altwies.

    Fotos vom 17.04.2004, Fotograf: Roland Schumacher (Fentange)

  • aus: Buet 09 / 2022 / N°51 / Bild 2B

    Das bis 1995 bemalte Sakramentskreuz zeigt eine Kreuzigungsszene mit Jesus am Kreuz sowie der Hl. Maria (links) und dem Hl. Joseph (rechts). Darunter befindet sich ein Medaillon mit der Jahreszahl 1778 und auf dem altarförmigen Sockel steht der Name Maria Noesser (eigentlich Nüsser) Die gebürtige Itzigerin war die Ehefrau von Johann Jakob Stiff und Mutter von Johann Baptist Stiff. Bei dem Künstler handelt es sich um Jean Baptiste Greef-Sadeler aus Altwies.

    Fotos vom 17.04.2004, Fotograf: Roland Schumacher (Fentange)

  • aus: Buet 09 / 2022 / N°51 / Bild 2C

    Das bis 1995 bemalte Sakramentskreuz zeigt eine Kreuzigungsszene mit Jesus am Kreuz sowie der Hl. Maria (links) und dem Hl. Joseph (rechts). Darunter befindet sich ein Medaillon mit der Jahreszahl 1778 und auf dem altarförmigen Sockel steht der Name Maria Noesser (eigentlich Nüsser) Die gebürtige Itzigerin war die Ehefrau von Johann Jakob Stiff und Mutter von Johann Baptist Stiff. Bei dem Künstler handelt es sich um Jean Baptiste Greef-Sadeler aus Altwies.

    Fotos vom 17.04.2004, Fotograf: Roland Schumacher (Fentange)

  • aus: Buet 09 / 2022 / N°51 / Bild 3A

    1772 hatte Johann Jakob  Stiff seinem Neffen Peter Conter-Sauser aus Alzingen einige Ackerstücke zur Errichtung einer Ziegelei überlassen, die zwei Jahre später bereits existierte. Heute befinden sich zwei Häuser dort. Einige wenige unverbaute Ziegelsteine aus Alzingen befinden sich im Archiv der „Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper“.

  • aus: Buet 09 / 2022 / N°51 / Bild 3B

    1772 hatte Johann Jakob  Stiff seinem Neffen Peter Conter-Sauser aus Alzingen einige Ackerstücke zur Errichtung einer Ziegelei überlassen, die zwei Jahre später bereits existierte. Heute befinden sich zwei Häuser dort. Einige wenige unverbaute Ziegelsteine aus Alzingen befinden sich im Archiv der „Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper“.

  • aus: Buet 09 / 2022 / N°51 / Bild 4

    Die uralte Hubertus-Kapelle oben auf dem Itziger Plateau (schon 1570 schriftlich erwähnt) wurde 1799 als „Bien National“ von dem französischen Besatzungsregime versteigert. Es muss Schwierigkeiten bei der Abwicklung der Bezahlung gegeben haben, denn am 28.12.1803 (6 Nivôse an 12) war die Kapelle noch einmal Gegenstand einer Versteigerung und ging für 60 Franken an Johann Baptist Stiff aus Fentingen mit der Auflage, die Kapelle abreißen zu lassen.

    Rekonstruktionsversuch (Ausschnitt) für das 16. Jh. von Pater Nicolas Kayser (Lithographie der Société Chorale Izeg anlässlich des 140. Geburtstags im Jahre 1990)

  • aus: Buet 09 / 2022 / N°51 / Bild 5

    Ernennungsurkunde von Johann Baptist Stiff zum Bürgermeister der Gemeinde Alzingen am 14. Prairial an VIIII (03.06.1800)

  • aus: Buet 09 / 2022 / N°51 / Bild 6

    Pfarrer Dominik Stiff lebte während seiner Amtszeit als Seelsorger in Fentingen in seinem dortigen Elternhaus und vermachte 1829 testamentarisch der Gemeinde ein Haus zwischen der alten Schule und der heutigen „Fromagerie de Luxembourg“ (Hof Feyder) als künftiges Pfarrhaus.

    Foto vom 08.08.2007, Fotograf: Roland Schumacher (Fentange)

  • aus: Buet 09 / 2022 / N°51 / Bild 7

    Bei der Wahl des Standortes des Bahnhofs Fentingen (1859-1877) hatte sich Bürgermeister Dominik Stiff für den Nordrand des Dorfes ausgesprochen, was aber nicht in Erwägung gezogen wurde. Bei der Linie nach Wasserbillig (am 29.08.1861 eröffnet) soll er das Projekt aus Furcht vor der Zerstückelung der Felder hintertrieben haben.

    Musée d’Histoire et d’Art, Archives Iconographiques

  • aus: Buet 09 / 2022 / N°51 / Bild 8

    Auf Vorschlag der „Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper“ wurde in der Gemeinderatssitzung vom 07.12.1998 eine Straße in Fentingen nach dem populären Bürgermeister Johann Baptist Stiff benannt.

  • aus: Buet 09 / 2022 / N°51 / Bild 9A

    Grab der Familie Stiff-Hippert auf dem Liebfrauenfriedhof (Limpertsberg), angefertigt durch J. Mergen im Jahr 1910. Mit dem großherzoglichen Erlass vom 15. Januar 1918 wurde die Genehmigung zur Einrichtung eines Stiftungsfonds unter dem Namen „Fondation Lucie-Pauline Stiff“ erteilt, für die sich die verwitwete Josephine Stiff-Hippert, zu Lebzeiten Rentnerin in Luxemburg, eingesetzt hatte. Dieser sollte einem verdienstvollen Schüler des Zweigs Maschinenbau an der Handwerksschule zugutekommen. In Fentingen ist kein Grabstein der Familie Stiff erhalten

    Fotos vom 12.07.2022  Fotograf:  Roland Schumacher (Fentange)

  • aus: Buet 09 / 2022 / N°51 / Bild 9B

    Grab der Familie Stiff-Hippert auf dem Liebfrauenfriedhof (Limpertsberg), angefertigt durch J. Mergen im Jahr 1910. Mit dem großherzoglichen Erlass vom 15. Januar 1918 wurde die Genehmigung zur Einrichtung eines Stiftungsfonds unter dem Namen „Fondation Lucie-Pauline Stiff“ erteilt, für die sich die verwitwete Josephine Stiff-Hippert, zu Lebzeiten Rentnerin in Luxemburg, eingesetzt hatte. Dieser sollte einem verdienstvollen Schüler des Zweigs Maschinenbau an der Handwerksschule zugutekommen. In Fentingen ist kein Grabstein der Familie Stiff erhalten

    Fotos vom 12.07.2022  Fotograf:  Roland Schumacher (Fentange)

Tatsächlich ist die Herkunft der Familie (manchmal auch „Stifft“ oder „Stÿfft“ geschrieben) unbekannt, möglicherweise stammt sie sogar aus der belgischen Province de Luxembourg. In Fentingen taucht der erste Vertreter namens Dominik Stiff um 1708 auf (Heirat mit der verwitweten Maria Ruckert-Funck). Nach ihrem Tod heiratet er dann am 28.09.1725 Katharina Conter, die Tochter des Hochgerichtsmeiers (eine Art Dorfvorsteher) Nikolas Conter (manchmal auch Contermeier). Die Familie Conter stellte seit mindestens 1612 den Fentinger Meier für die Herren von Rodenmacher und Stiff übernahm diese Funktion ab 1720. Die Familie darf nicht verwechselt werden mit der des in holländischen Diensten tätigen Geheimrats Christian Ernst Stifft (1780 - 1855), der von 1830 bis 1840 das Land leiden ließ.

Nach der Einnahme Luxemburgs durch die französischen Revolutionstruppen 1795 wurde Johann Baptist Stiff (1767 - 1838) der erste „agent“ und 1799 gar der erste Bürgermeister der neu geschaffenen Gemeinde Alzingen. Anfang Januar 1823 wurden die beiden Gemeinden Alzingen und Hesperingen zusammengeschlossen und Stiff als der erste Bürgermeister der neuen Einheitsgemeinde eingesetzt (bis 1848 wurden die Bürgermeister nicht gewählt, sondern von der Regierung ernannt). Auch während des Unabhängigkeitskrieges der Belgier gegen die Niederlande ab 1830 verblieb er auf dem Posten des Bürgermeisters, obwohl er 1832 festgenommen wurde., da er eine Delegation des niederländischen Freikorps bei sich empfangen hatte. Wenige Tage später wurde er aber von den Belgiern wieder freigelassen. J. B. Stiff war zudem 8 Jahre lang Präsident des Kantons Hesperingen gewesen. Sein drei Jahre älterer Bruder Dominik Stiff (1764 - 1829) war Priester und das von 1803 bis 1829 sogar in seinem Geburtsort Fentingen, so dass beide gleichzeitig sowohl die weltliche als auch die geistliche Macht besaßen. Johann Baptist Stiff war bis 1836 Bürgermeister und dann übernahm sein Sohn (Johann) Dominik Stiff (1809 - 1876) diesen Posten. Dieser hatte im Athenäum studiert, konnte aber nie dieselbe Popularität in der Bevölkerung wie sein Vater erlangen. Dank seiner Intelligenz und seines außerordentlichen Einsatzes verblieb er aber (bis auf wenige wahltechnisch bedingte Panaschierungs-Auszeiten) von 1844 bis 1872 Bürgermeister. Außerdem wurde er 1848 in die Assemblée des Etats du Pays berufen und arbeitete (zum Schluss sogar als Vorsitzender) an der neuen Verfassung des Landes mit. Von 1848 bis 1856 war er Abgeordneter und damit der erste Vertreter der Gemeinde Hesperingen in der „Chambre des Députés“. Nach dem rechtmäßigen Inkrafttreten der (teilweise unbeliebten) neuen Verfassung gehörte Stiff von 1857 bis 1872 abermals der Ständekammer an. Schließlich wurde er kein weiteres Mal gewählt, da sein anfänglicher Patriotismus sich ins Gegenteil zu wenden schien und er blindlings das Wohl der politischen Machthaber über dasjenige des Landes stellte. (Johann) Dominik Stiff verstarb als Junggeselle am 28.06.1876 in Fentingen im Alter von fast 67 Jahren.

Ein Bruder namens Johann Baptist Peter (1817 - 1880) überlebte ihn um 4 Jahre. Dieser führte eine Gaststätte an der Alzette-Brücke (heute „Café bei der Uelzecht“) und war zweimal verheiratet. Seine erste Frau Gertrud Possing aus Frisingen verstarb bereits 4 Jahre nach der Hochzeit im Alter von 22 Jahren und mit der zweiten, Josephine Hippert aus Hesperingen (1845 - 1917), hatte er drei Töchter. Er selbst verstarb am 09.01.1880 in Hesperingen und zwei seiner Töchter wurden zudem keine 5 Jahre alt. Für die erstgeborene Lucie Pauline (1874 - 1909) ließ die Mutter, welche in die Hauptstadt Luxemburg verzogen war, eine Stiftung errichten. Ein Zweig der Familie war nach Grevenmacher verzogen (später nach Deutschland). In der Gemeinde Hesperingen aber ist der Name Stiff längst erloschen.


Roland Schumacher
Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper

… dass der wohl beliebteste Fußballspieler Luxemburgs ursprünglich aus der Gemeinde Hesperingen stammte?

  • aus: Buet 12 / 2022 / N°52 / Bild 1

    Théophile („Tuffy“) Speicher mit seinem Vater Jean Speicher auf der Haustreppe in Hesperingen. Beide waren von Beruf Schneider und ein jeder hatte die Meisterprüfung abgelegt. Das Atelier befand sich hinter dem linken Fenster und auf dem Emailleschild links neben der Eingangstür stand der Name des Vaters Jean Speicher und dass er „tailleur“ war.

    Archiv Claude Speicher (Soleuvre)

     

  • aus: Buet 12 / 2022 / N°52 / Bild 2

    Am 18.12.1933 heiratete Théophile Speicher die aus Itzig stammende Albertine Wagner.

    Archiv Colette Mehlen-Speicher (Bissen)

  • aus: Buet 12 / 2022 / N°52 / Bild 3

    Tuffy Speicher sang auch bei der Eintracht im Thale Hesperingen. Hier das Foto seiner Lizenz aus dem Jahre 1927.

    Archiv Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper

  • aus: Buet 12 / 2022 / N°52 / Bild 4

    Auch Pierre Speicher, der Bruder von Tuffy, spielte längere Zeit für die erste Mannschaft des F. C. Swift Hesperingen. Die Elf aus dem Jahre 1928 wurde nach dem Aufstieg gleich Vizemeister der 2. Division. Von links nach rechts, obere Reihe: Pierre Speicher, Victor Lang II, Tuffy Speicher, Jean-Pierre Stoffel, Erich Brüstle. Mittlere Reihe: Jules Scholer, Nic. Entringer, Ady Mersch. Untere Reihe: Camille Adam, Camille Mersch, Robert Haendel.

    Archiv Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper

  • aus: Buet 12 / 2022 / N°52 / Bild 5

    Ab dem 14.06.1930 spielte das Ausnahmetalent für die erste Mannschaft der hauptstädtischen Spora.

    Archiv Claude Speicher (Soleuvre)

  • aus: Buet 12 / 2022 / N°52 / Bild 6

    Mitte der 1930er Jahre …

  • aus: Buet 12 / 2022 / N°52 / Bild 7

    Die Luxemburger Nationalmannschaft vor dem Spiel gegen die Schweiz mit Trainer Paul Feierstein (mit Anzug und Mantel oben links) und Tuffy Speicher (zweiter von rechts, hockend) Mitte März 1936

    Archiv Claude Speicher (Soleuvre)

  • aus: Buet 12 / 2022 / N°52 / Bild 8

    Die Luxemburger Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin (hier vor dem Hohenzollernschloss Sanssouci in Potsdam). Von links nach rechts, erste Reihe: Jeanty, Robert Geib, Arnold Kieffer, Tuffy Speicher, Jean-Pierre Hoscheid. Zweite Reihe: Nicolas Touba, Ernest Mengel, ?, ? Dritte Reihe: Jos. Fischer, Jean Schmit.

    Archiv Claude Speicher (Soleuvre)

  • aus: Buet 12 / 2022 / N°52 / Bild 9

    Nach der Rückkehr zur Swift Hesperingen. Foto um 1937-38. Von links nach rechts, stehend: Victor Schumacher, Mathias Kieffer, Robert Kaysen, Jean-Pierre Pauly, Jules Scholer, Jean-Pierre Bram. Hockend: Eugène Wagner, Robert Lang, Tuffy Speicher, Jean-Pierre Fisch, Norbert Rollinger.

    Archiv Camille Michaely-Grun (Hesperange)

  • aus: Buet 12 / 2022 / N°52 / Bild 10

    Lizenz vom 31.08.1940. Die deutschen Besatzer hatten den F. C. Swift in ROT-WEISS Hesperingen umgetauft …

    Archiv F. C. Swift Hesperange

  • aus: Buet 12 / 2022 / N°52 / Bild 11

    Im Finalspiel der Coupe de Commémoration Hesperingen am 10.08.1947 konnte der F. C. Swift Hesperingen gegen Blo-Wäiss Itzig (beides Promotionsvereine) gewinnen. Nach der Preisüberreichung (links Kapitän Robert Lang) wurde Tuffy Speicher als bester Spieler, den Hesperingen je hervorgebracht hatte, mit einer goldenen Uhr geehrt.

    Archiv Romain Thill (Cessange)

  • aus: Buet 12 / 2022 / N°52 / Bild 12

    Am 01.03.1965 (Fastnachtsmontag) gab es eine Jux-Partie des Gesangvereins Eintracht im Thale Hesperingen gegen die Musikgesellschaft Harmonie de Hesperange. Für die Eintracht im Thale traten an, von links nach rechts, obere Reihe: Norbert Wingert, Jean Scheer, Jos. Schiltz, Pierre Conradt, Jos. Heuschling, Roger Schaack, Roger Schuller als Schiedsrichter (mit Sombrero). Hockend: René Pütz, Jos. Backes, Marcel Jacoby, Tuffy Speicher (56 Jahre!), Jean Thuy.

    Archiv Claude Speicher (Soleuvre)

  • aus: Buet 12 / 2022 / N°52 / Bild 13
  • aus: Buet 12 / 2022 / N°52 / Bild 14

    Boris Becker betrachtete den Center Court in Wimbledon als sein „Wohnzimmer“ und Tuffy Speicher den „Holleschbierg“ als das seine …

    Archiv Claude Speicher (Soleuvre)

Anna Helminger zur Welt. Die Eltern hatten am 24.09.1906 in Hesperingen geheiratet und bekamen dort insgesamt vier Söhne, deren zwei aber früh verstarben.

Der am Fuße der Hesperinger Burg geborene Théophil(e) Speicher war wie sein Vater Schneider von Beruf und heiratete am 18.12.1933 in Hesperingen (Margaretha) Albertine Wagner aus Itzig. Aus dieser Ehe gingen zwei Töchter und ein Sohn hervor. Anfangs arbeitete Speicher in einem hauptstädtischen Kleidergeschäft, stieg aber dann 1937 in den Schneiderbetrieb seines Vaters in Hesperingen ein.

Am 27.06.1924 kam der noch 14-jährige in die Jugendmannschaft des F. C. Swift Hesperingen. Sein erstes offizielles Spiel bestritt er in der Reservemannschaft und es setzte eine herbe Niederlage gegen U. S. Esch. Das einzige Tor für die Swift aber schoss Tuffy Speicher. Der wieselflinke und schussgewaltige Linksaußen wurde bereits mit 17 Jahren Stammspieler in der ersten Mannschaft und verhalf dank seines Talentes auch dem Verein zur Meisterschaft der III. Division am Ende der Saison 1926-27. Seine Leistungen erregten bald Aufsehen bei den damaligen Fußballexperten und auch in der Tagespresse war sein Name immer öfter zu finden: „Im Sturm glänzte vor allem Speicher. Dieser kleine flinke Linksaußen schuf eine Unmenge gefährlicher Szenen vor dem gegnerischen Tore.“ (Tageblatt vom 19.03.1929).

Gelegentlich wurde er auch ausgeliehen, um Mannschaften aus der 1. Division zu verstärken, wie das in der damaligen Zeit bei Ausnahmespielern üblich war. Manche Vereine warben um seinen permanenten Wechsel und als angehender Schneidermeister nutzte Speicher die Chance zur Spora zu gehen, zumal sein Arbeitgeber damals Sponsor des hauptstädtischen Vereins war. Von Juli 1930 bis Juni 1937 spielte Tuffy Speicher dann für die Spora, wo er die größten Erfolge seiner sportlichen Laufbahn erleben durfte: 3x Landesmeister, 2x Vizemeister und 1x Gewinner der Coupe de Luxembourg.

Auch in die Nationalmannschaft wurde er berufen. Die ersten beiden Spiele im nationalen Dress absolvierte der Publikumsliebling 1929 noch als Spieler des F. C. Swift Hesperingen, aber während seiner Zeit bei der Spora wurde Tuffy Speicher dann regelmäßig für die Nationalelf berufen. Zwischen dem 01.06.1930 und dem 09.05.1936 wurde er nicht weniger als 18-mal in die Luxemburger Nationalmannschaft berufen und erzielte insgesamt 6 Tore. Es gab weitere Spiele von Tuffy Speicher im Nationalteam, die aber nicht als offizielle Länderspiele in der Statistik der FLF gewertet wurden.

Auch als Spieler der Spora blieb Speicher Hesperingen eng verbunden und übernahm ab 1934 sogar das Training der Swift-Junioren und das mit beachtlichem Erfolg. 1936 nahm Tuffy Speicher sogar an den Olympischen Spielen in Berlin teil, wo die Luxemburger Nationalmannschaft (Trainer Paul Feierstein) am 04.08.1936 im Berliner Poststadion vor insgesamt 10.000 Zuschauern gegen Deutschland 0:9 verlor. Aufgrund von Querelen mit dem Trainer kam Speicher aber nicht zum Einsatz.

Am 02.07.1937 kehrte Tuffy Speicher dann zum F. C. Swift Hesperingen zurück und spielte dort bis 1949 in der ersten Mannschaft. Schon 1936 hatte er das dortige Training sämtlicher Spieler geleitet, ein Amt, das er 13 Jahre lang unentgeltlich ausübte. Am 10.08.1947 ehrte der F. C. Swift seinen besten Fußballspieler und überreichte ihm eine goldene Uhr als Zeichen der Anerkennung.

Nach der Spielsaison 1947-48 beendete er seine aktive Laufbahn, blieb dem Verein aber noch als technischer Berater im Spielausschuss erhalten, bis er sich 1963 vom aktiven Vereinsleben zurückzog. Tuffy Speicher verstarb nach kurzer Krankheit am 06.08.1982 in Luxemburg-Stadt, nur sechs Tage vor seinem 73. Geburtstag. Nach seinem Tode würdigten die beiden Vereine F. C. Swift Hesperingen und CA Spora die Leistungen des Ausnahmefußballers durch je eine Coupe Commémorative.


Roland Schumacher
Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper

… dass der Gründer und erste Präsident des Luxemburger Tierschutzvereins lange Zeit in der Gemeinde Hesperingen wohnte?

  • aus: Buet 06 / 2022 / N°50 / Bild 1

    Aloyse Kuborn (1866 - 1958)

  • aus: Buet 06 / 2022 / N°50 / Bild 2A

    Ab etwa 1895 führte Kuborn die Schwanenapotheke in der Hauptstadt. Mit Dank an Jean-Marie Ottelé, den Betreiber der Homepage www.industrie.lu.

  • aus: Buet 06 / 2022 / N°50 / Bild 2B

    Ab etwa 1895 führte Kuborn die Schwanenapotheke in der Hauptstadt. Mit Dank an Jean-Marie Ottelé, den Betreiber der Homepage www.industrie.lu.

  • aus: Buet 06 / 2022 / N°50 / Bild 3

    Der Bau der Villa (links das imposante Haupthaus) erfolgte um das Jahr 1909.

  • aus: Buet 06 / 2022 / N°50 / Bild 4

    Um 1925 wurde der Pavillon errichtet.

  • aus: Buet 06 / 2022 / N°50 / Bild 5

    Um 1925 wurde der Pavillon errichtet.

  • aus: Buet 06 / 2022 / N°50 / Bild 6

    Das „Schlässchen“ in der Neuzeit (29.02.2016)

    Fotograf: Roland Schumacher (Fentange)

  • aus: Buet 06 / 2022 / N°50 / Bild 7

    Das Ehepaar Kuborn-Lassner

  • aus: Buet 06 / 2022 / N°50 / Bild 8

    Aloyse Kuborn war auch künstlerisch begabt.

  • aus: Buet 06 / 2022 / N°50 / Bild 9

    Beim Tabakanbau

  • aus: Buet 06 / 2022 / N°50 / Bild 10

    Der Hundezwinger

  • aus: Buet 06 / 2022 / N°50 / Bild 11

    Die Ehefrau Julie Lassner (rechts) bei der Arbeit

  • aus: Buet 06 / 2022 / N°50 / Bild 12

    Kuborn (im Alter) mit Gästen

In der Rue Sangenberg auf dem nördlichen Plateau Howald liegt etwas versteckt eine Villa mit Dependenzien, die um 1909 (1915 noch nicht bewohnt) von Aloyse Kuborn, dem früheren Besitzer der Schwanenapotheke in Luxemburg-Stadt, errichtet wurde. (Pierre) Aloyse Kuborn wurde am 21.06.1866 in Bascharage als Sohn von Nicolas Kuborn (ebenfalls Apotheker) und Marie Hoffmann geboren. Er entstammte einer uralten Bauern-Patrizierfamilie in Dönningen bei Clerf. Aloyse Kuborn erhielt sein Apothekerdiplom am 22.10.1889 und übernahm die neugegründete Apotheke seines Vaters in Differdingen, die er 1895 seinem jüngeren Bruder Johann Peter überließ. Sein zweiter Bruder namens Theophil studierte zu dem Zeitpunkt Medizin.

Die Heirat mit der am 29.05.1871 in der Hauptstadt geborenen (Victorine Nathalie) Julie Lassner, Tochter von Adolphe Lassner und Victorine Zinnen, fand ebenfalls in Luxemburg statt (12.02.1895). Zwei Töchter gingen aus dieser Ehe hervor. Nach der Heirat übernahm Aloyse Kuborn die hauptstädtische Schwanenapotheke in der Fleischerstraße, die er fast 40 Jahre führte. Der Hofapotheker Aloyse Kuborn war Gründer (20.05.1908 im Kölnischen Hof, dem späteren Café Métropole-Bourse) sowie erster Präsident des „Luxemburger Tierschutzvereins”. Um 1909 errichtete er dann sein Haus in Howald. Während der Kriegsjahre 1914-1918 legte Aloyse Kuborn ein eigenes Tabakfeld im Garten an. Der begeisterte Bienenzüchter stellte den Honig für seine Apotheke selbst her und unterhielt ebenfalls einen Hundezwinger. Um das Jahr 1925 errichtete er einen Pavillon neben dem Hauptgebäude. 1932 wurde das Haus, welches im Volksmund den Namen „Schlässchen” erhielt, zum ersten Mal erweitert und während der Jahre 1933-34 zum zweiten Mal. Von der ersten Erweiterung zeugt ein Jahresstein in der Hauptfassade, den Aloyse Kuborn selbst behauen hatte. Als Maler tat sich der Natur-, Tier- und Vogelfreund ebenfalls hervor. Die Patentierung (Nr. 2242) eines Abführmittels namens „Grains de Mondorf” erfolgte am 22.02.1913 und wurde später an den Nachfolger der Schwanenapotheke weitergegeben, der eine längere Zeit über auch Kuborns Blutreinigungstee verkaufte.

1932 verkaufte Kuborn die Schwanenapotheke (ohne Wohnhaus) in der „Rue de la Boucherie“ für anderthalb Millionen Franken an Lucien Pitz aus Wasserbillig, den Sohn des Likörfabrikanten Pitz-Schweitzer aus Ettelbrück. Der langjährige Präsident der luxemburgischen Apothekerinnung Kuborn beendete am 01.04.1932 seine Berufstätigkeit und die Luxemburger Illustrierte AZ schrieb am 03.02.1935: „Herr Kuborn bewohnt auf Howald eine Villa, von der aus man einen überraschend schönen Ausblick ins Tal der Alzette genießt. Die Schönheiten dieser Talpartie zwischen Hesperingen und Itziger Steg sind trotz der Nähe der Hauptstadt nur wenig bekannt. Herr Kuborn, nicht nur als Naturfreund, sondern auch als instinktsicherer Naturkenner, hat sich sein Haus an der richtigen Stelle erbaut.“ Aloyse Kuborn verstarb daselbst am 28.01.1958 im Alter von 91 Jahren, sieben Jahre nach dem Tode seiner Ehefrau. Beide liegen auf dem Friedhof in Hesperingen begraben.


Roland Schumacher
Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper

… dass der bekannte Theaterdarsteller René Pütz aus der Gemeinde Hesperingen stammte?

  • aus: Buet 03 / 2022 / N°49 / Bild 1

    Ab 1950 bewohnte die Familie „Marcel“ Pütz-Schmit das rechte der Doppelhäuser in Fentingen, 1960 kam der Onkel Albert Pütz-Weber hinzu (linke Hälfte)

  • aus: Buet 03 / 2022 / N°49 / Bild 2A

    1984...

  • aus: Buet 03 / 2022 / N°49 / Bild 2B

    ... und um 1995

  • aus: Buet 03 / 2022 / N°49 / Bild 3

    Die Eltern: Henri dit „Marcel“ Pütz und seine Ehefrau Elise Schmit

  • aus: Buet 03 / 2022 / N°49 / Bild 4

    In der Armee …

  • aus: Buet 03 / 2022 / N°49 / Bild 5

    Swift Hesperingen, die erste Mannschaft (Saison 1964/65). Von links nach rechts, stehend: Norbert Wingert, Jean-Paul Kayser, Benny Wagner jr., Alphonse Siebenaler, Arsène Schettgen. Hockend: Roby Siebenaler, Romain Thill, Jean-Paul Garson, Jean Grethen, René Pütz, Vic. Scholer.

  • aus: Buet 03 / 2022 / N°49 / Bild 6

    Die erste Hauptrolle spielte René Pütz in Bettemburg in dem Stück „De Gréngen“ von Fons Kontz. Für diese Rolle hatte er sich sogar den Schnurrbart abrasiert und die Haare rot gefärbt!

  • aus: Buet 03 / 2022 / N°49 / Bild 7

    Auszüge aus der „Revue“ vom 16.04.2001

  • aus: Buet 03 / 2022 / N°49 / Bild 8

    Auszüge aus der „Revue“ vom 16.04.2001

  • aus: Buet 03 / 2022 / N°49 / Bild 9

    In seiner Paraderolle als „Schnëssert“ in der Revue vom 12.04.2002

  • aus: Buet 03 / 2022 / N°49 / Bild 10

    Mit dieser Truppe spielte René Pütz 1990 in Hesperingen das Erfolgsstück „D‘Jonggesellekëscht“ von Alain Atten anlässlich des 125. Jubiläums des dortigen Männerchors „Eintracht im Thale“. Von links nach rechts, oben: Jean Elcheroth, John Jander, Pit Streef. Unten: Marc Kemmer, René Pütz, Maggy Molitor, Marie-Louise Goetzinger-Quiring, Monique Mille.

  • aus: Buet 03 / 2022 / N°49 / Bild 11

    Verleihung des Kulturpreises der Gemeinde Hesperingen am 09.12.1995. Von rechts nach links (erste Reihe): Gemeinderätin Marie-Thérèse Gantenbein-Koullen, Député-maire Alphonse Theis, der Laureat René Pütz, seine Ehefrau Claire Clement, seine Mutter Elise Pütz-Schmit, sein Onkel Albert Pütz, die beiden Schöffen Albert Wanderscheid und Jos. Altmann

  • aus: Buet 03 / 2022 / N°49 / Bild 12

    Verleihung des Kulturpreises der Gemeinde Hesperingen am 09.12.1995. Von rechts nach links (erste Reihe): Gemeinderätin Marie-Thérèse Gantenbein-Koullen, Député-maire Alphonse Theis, der Laureat René Pütz, seine Ehefrau Claire Clement, seine Mutter Elise Pütz-Schmit, sein Onkel Albert Pütz, die beiden Schöffen Albert Wanderscheid und Jos. Altmann

Vor 20 Jahren verstarb der Volksschauspieler René Pütz. Mit ihm verlor die Luxemburger Theaterwelt eine ihrer wertvollsten Stützen.

Ursprünglich stammte die Familie Pütz aus Bruch/Mersch. Am 03.06.1938 heiratete der Vater Henri dit „Marcel“ Pütz (1910 - 1996) in Steinfort Elise Schmit (1919 - 1999) und zog mit ihr nach Bereldingen. Dort kam am 07.04.1940 ihr Sohn René zur Welt. Wenige Monate später war die Familie des Anstreichermeisters in Hesperingen angemeldet und wohnte in der Route de Thionville nahe der „Drousbëch“. Dort wurde Renés Schwester Monique am 27.09.1941 geboren.

Die ersten Schuljahre verbrachte René Pütz in Hesperingen. Am 01.02.1950 zog die Familie dann nach Fentingen um, wo der Vater in der „Hiel“ ein Haus errichtet hatte (55, rue de Bettembourg). Dessen Bruder Albert zog 10 Jahre später in die andere Hälfte des Doppelhauses in Fentingen (Kleine Bemerkung am Rande: Die beiden Kinder von René Pütz bewohnen heute die beiden Häuser mit ihren Familien).

Die Grundschule besuchte René Pütz zuerst in Hesperingen und ab dem 5. Schuljahr dann in Fentingen. Anschließend machte er an der Handwerkerschule seine Meisterprüfung als Maler. So arbeiteten Vater und Sohn zusammen (ähnlich wie in Hesperingen die Anstreicher Paul und Poli Mersch) im Malerbetrieb.

Am 25.07.1968 heiratete René Pütz in Hesperingen die 1944 geborene Claire Clement aus Hesperingen, Tochter des Getränkegroßhändlers Joseph Clement und seiner Ehefrau Anne Marie Kirch aus besagtem Hesperingen. Bereits am 01.08.1968 bezogen sie eine Wohnung zur Miete in dem Wohnkomplex „Cité Berlaimont“ in Hesperingen (45b, rue de Bettembourg), jeweils nur wenige Meter von den Elternhäusern der beiden Vermählten entfernt, ehe sie ab dem 13.11.1972 ein eigenes Haus „op der Hourekaul“ (Verballhornung des ursprünglichen Namens „Hoerkaul“) in Hesperingen bezogen. Ein Sohn und eine Tochter entstammen dieser Ehe.

Ab 1966/67 etwa arbeitete René Pütz in Kleinbettingen bei dem Anstreicherbetrieb Couleurs Gérard Frères als Vertreter. Dort verblieb er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1998.

Der begeisterte Fußballer spielte seit seiner Jugend beim F. C. Swift Hesperingen. Als nach längerer Pause 1953 wieder eine Juniorenmannschaft zustande kam, gehörte René Pütz zur Stammelf. Später spielte er längere Zeit in der ersten Elf in Hesperingen, ehe er sich ausschließlich seiner Theaterkarriere widmete.

Mit 15 Jahren stand René Pütz zum ersten Mal auf der Bühne, und zwar zusammen mit Marcel Jander in Hesperingen. Dort war er wie sein Vater auch Mitglied im Männergesangverein „Eintracht im Thale“. Mit ihm trat er in den jährlichen Theateraufführungen der „Eintracht“ auf und übernahm später auch die Regie, während sein Vater auch für die Bühnenkulissen zuständig war.

1974 begann die nationale Bühnenkarriere von René Pütz am „Lëtzebuerger Theater“. Die erste Hauptrolle spielte er 1979 in „De Gréngen“ von Fons Kontz. Einen der größten Erfolge feierte er zusammen mit Marc Faber in der Komödie „D‘Jonggesellekëscht“ von Alain Atten. In der alljährlichen „Revue“ wusste René Pütz als Nachfolger von Eugène Heinen in der Rolle des „Schnëssert“ zu begeistern. Daneben spielte er auch in seriöseren Stücken wie „De Bretzert“ von Norbert Weber. Später war er zudem im Hörfunk als Werbeträger „Yuppi“ für Cactus aktiv und trat verschiedentlich in Filmen in Erscheinung wie etwa „De falschen Hond“, zumeist in Zusammenarbeit mit Men Bodson, Marc Olinger und Gast Rollinger. Musikalisch war er auch mit Marc Faber unterwegs („Püzafaba“, CD 1998).

Am 31.10.2002 erlag René Pütz im Alter von nur 62 Jahren und 7 Monaten in einem hauptstädtischen Krankenhaus einem Herzleiden.


Roland Schumacher
Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper