… dass die Kirche in Hesperingen noch gar nicht so alt ist und vor allen Dingen früher ganz anders ausgesehen hat?

  • aus: Buet 12 / 2012 / N°12 / Bild 1

    Plan der Ortsmitte Hesperingens erstellt durch den Geometer J. B. Servais (11.07.1806). Die alte Nikolaus-Kapelle (siehe Pfeil) stand rechtwinklig zur Hauptstraße und war mit dem Chor zur Alzette gedreht. ANLux, B 568/44.

  • aus: Buet 12 / 2012 / N°12 / Bild 2

    Foto des alten Dachreiters der Kirche Hesperingen, der 1890 durch den jetzigen Turm ersetzt wurde. Das Foto entstammt dem Bildband von Charles Bernhoeft: „Le Grand-Duché de Luxembourg - Album phototypique“, das 1891 erschienen ist (ANLux).

  • aus: Buet 12 / 2012 / N°12 / Bild 3

    Von vielen Malern und Fotografen geschätztes Motiv der Ortsmitte Hesperingens mit Burg und Kirche. Foto von Roland Schumacher (Fentange), 05.01.2003.

  • aus: Buet 12 / 2012 / N°12 / Bild 4

    1927 entstand das Deckengemälde mit der Darstellung der Himmelfahrt Mariens durch den Kunstmaler Richard Geiger aus Fraulautern im Saarland und seinen Gehilfen A. Frank aus
    München. Im unteren Segment wurde die Kirche selbst abgebildet. Foto von Norbert Hansen (Schoenfels).

Tatsächlich besteht die Pfarrei Hesperingen selbst erst seit 1849. Aber es hat in früheren Zeiten bereits eine größere Kapelle in Hesperingen gegeben, die schon in dem Visitationsbericht von 1570 erwähnt wird.

Damals war dieses Gotteshaus wohl von der Herrschaft Hesperingen und ihren Besitzern (bis 1493 die Herren von Rodenmacher, ab dann die Markgrafen von Baden) abhängig. Vielleicht war dieses Bauwerk identisch mit der Nikolaus-Kapelle, die sich bis 1833 im Zentrum Hesperingens befunden hat.

Besagte Kapelle und ihre Pfarrkinder waren abhängig von der alten Pfarrei Itzig und um 1800 sogar zeitweise auch von der Pfarrei Fentingen (alle Häuser diesseits der Alzettebrücke).

Ab 1818 versuchte Hesperingen als Gemeindehauptort auch eine eigene Pfarrei und eine eigene Kirche zu erwirken, was aber sowohl mit politischen als auch mit finanziellen Schwierigkeiten verbunden war.

Nichtsdestotrotz erzwangen die Einwohner Hesperingens den Bau einer eigenen Kirche, wobei sie zusätzlich noch den Verlust ihrer Spareinlagen durch den Konkurs eines Notars hinnehmen mussten. Sogar der Abriss der alten Kapelle erforderte die gemeinsamen Kräfte vieler Arbeiter und die „gütige“ Mithilfe eines gewaltigen Sturms.

Ende der 1830er Jahre stand die neue neo-klassizistische Kirche (Einsegnung am 11.12.1836) dann endlich und es erforderte viele Spenden, um das leere Innere zu einem seelsorgerisch anspruchsvollen Raum zu gestalten. 1849 konnte dann auch die Errichtung einer eigenen Pfarrei durch die Loslösung von Itzig und Fentingen erwirkt werden.

Lediglich der kleine Dachturm wurde von den Besuchern spöttisch belächelt, was 1890 dann den Bau eines neuen Turms durch den Staatsarchitekten Charles Arendt bewirkte. Gleichzeitig wurde die Kirche nach Süden um 6 Meter vergrößert, eine Emporbühne über dem neuen Teil angebracht und es wurden drei neue Glocken angeschafft (1890).

In den Jahren 1928 bis 1930 entstand der öffentliche Platz vor der Kirche, indem die alte Furt zur Alzette (das Vieh wurde dort getränkt) überdeckt und das Haus Anzia mitsamt einer Scheune der Familie Klein aufgekauft und abgetragen wurde.

Im September 1933 wurde der alte Kiosk der „Place d’Armes“ in der Hauptstadt aufgekauft und auf besagtem öffentlichen Platz in Hesperingen errichtet, wo er bis zum Sommer 1963 stand.

Die 1825 angefertigte Orgel der Firma Gerhard aus Boppard am Rhein wurde 1921 erworben und mit einem neuen neuen Werk versehen. 1961 erfolgte ein elektronischer Umbau und 1981 eine Erweiterung des Orgelwerks.

2012 erwog das Service des Sites et Monuments Nationaux die Klassifizierung der Kirche als schützenswertes Bauwerk, das mitsamt der Burg die Ortschaftsmitte Hesperingens bestimmt, deren visuelle Anziehungskraft die vielen Gemälde, Postkarten und fotografischen Ansichten dokumentieren.


Roland Schumacher
Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper