… dass die Burg Hesperingen wahrscheinlich zwischen 1190 und 1277 erbaut wurde?

  • aus: Buet 09 / 2013 / N°15 / Bild 1

    Ansicht vom Juli 1996 (Foto: Roland Schumacher)

  • aus: Buet 09 / 2013 / N°15 / Bild 2

    Zentrum der Ortschaft Hesperingen mit der gesamten Burgansicht. Mit freundlicher Genehmigung von Microsoft, Bing Maps 3D.

  • aus: Buet 09 / 2013 / N°15 / Bild 3

    Diese Zeichnung von  Jean-Pierre Schmitist die älteste Darstellung der Burg, die bekannt ist. (veröffentlicht in „Voyage pittoresque à travers le Grand-Duché de Luxembourg“ von Nicolas Liez, 1834).

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    Laut John Zimmer, dem früheren Experten des Service des Sites et Monuments du Luxembourg, hat die Burg früher in etwa so ausgesehen (Die Burgen des Luxemburger Landes, Luxemburg 1996, Band 2, S. 92).

  • aus: Buet 09 / 2013 / N°15 / Bild 5

    Markstein mit badischem Wappen im Innenhof (Haus Baumert) der Burganlage (Foto Roland Schumacher, März 1996)

  • aus: Buet 09 / 2013 / N°15 / Bild 6

    Ein Blick in das Innere der Fenster lässt die Dicke der Mauern erahnen. Die Sirene wurde im Jahre 1976 angebracht (Foto: Roland Schumacher, Februar 2000).

Die Geschichte der Burg und Herrschaft Hesperingen auch nur annähernd darstellen zu wollen, erscheint fast unmöglich, weil die wenigen Urkunden weit verstreut sind und zudem zeitlich relativ spät ansetzen. Erschwerend kommt hinzu, dass die „seigneurie de Hesperange“ immer nur eine Dependenz von Rodenmacher war und es insofern auch nie eine herrschaftliche Familie und ein Wappen derer „von Hesperingen“ gegeben hat.

Es scheint sich bei der Burg Hesperingen lediglich um einen Vor- und Spähposten gehandelt zu haben, der den Besitzern bei ihrem Aufenthalt in der Stadt Luxemburg zudem als Unterkunft diente.

Die Herren von Rodenmacher gelten als Erbauer der Anlage. Rodenmacher selbst fiel um 1000 an die Abtei Echternach und die erste Burg der Herren von Rodenmacher wurde erst um 1190 von Arnold I. erbaut. Sie erhielten bereits vor 1271 das Land auf dem Plateau Howald als Lehen von den Luxemburger Grafen. Dort befand sich ein Galgen und eine Folterstätte, wie eine Urkunde aus dem Jahre 1277 belegt, was den Schluss nahelegt, dass die Burg der Herrschaft Hesperingen in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet wurde.

Aus dem Jahre 1443 ist ein Dokument „Acta in Castro Hesperingen“ (Vertrag zwischen Burgundern und Saxen) bekannt. Die Herren von Rodenmacher standen den Burgundern feindselig gegenüber und schlugen sich auf die Seite der Franzosen. Deswegen ließ Maximilian von Österreich, der Ehemann der Erbherzogin Maria von Burgund, im August 1480 die Burg Hesperingen als Vorposten derer von Rodenmacher durch Bürger der Stadt Luxemburg abbrechen. Eine zweite Zerstörung fand zwischen Mai und Juni 1482 statt.

1483 kapitulierte Gerhart von Rodenmacher und am 15.11.1492 wurde die Herrschaft Hesperingen mitsamt der Burg an Christoph von Baden (1453-1527), einen Cousin Maximilians, als Dank für seine Kriegsdienste übertragen.

Zu Anfang des 17. Jahrhunderts hatten sich die Herren von Baden dermaßen verschuldet, dass einige Besitztümer verkauft werden mussten. Am 29.06.1620 wurde die Herrschaft Hesperingen für 9.000 Kronentaler an Lukas Bosch, Rentmeister und Mitherr von Johannisburg verpfändet. Er erhielt 1632 die Erlaubnis des Markgrafen Hermann Fortunat von Baden, ein Wohnhaus mit Dependenzien auf den Ruinen des alten Schlosses zu errichten. Ende des 17. Jhdts. besetzten die Franzosen Rodenmacher und Hesperingen, mussten die Besitztümer nach dem Frieden von Ryswick am 20.09.1697 aber wieder zurückgeben.

Erst 1740 kam das verpfändete Hesperingen wieder an die Badener zurück. 1784 wurde das letzte Todesurteil durch das Hochgericht Hesperingen ausgesprochen.

Nach der Eroberung Luxemburgs durch die französischen Revolutionstruppen im Jahre 1795 musste der letzte badische Herr, Karl Friedrich von Baden-Durlach, die Herrschaft Hesperingen am 22.08.1796 an die Franzosen abtreten, welche die Burg am 25.05.1798 als „bien national“ öffentlich versteigern ließen. Sie wurde dem in der Stadt Luxemburg wohnhaften Claude Huguenin für 13.900  Fr. zugeschlagen. Dieser ließ in der Folgezeit die Ruinen parzellenweise aufteilen und veräußern, die sich zum größten Teil auch heute noch in privater Hand befinden.

Aufgrund einer „décision ministerielle“ vom 22.05.1984 wurden die Burg Hesperingen und einige angrenzende Grundstücke auf die Zusatzliste der schützenswerten Gebäude des Landes gesetzt (mémorial B No. 58 du 29-11-1993).


Roland Schumacher
Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper