… dass bereits mehrere Abgeordnete aus unserer Gemeinde hervorgegangen sind (gegenwärtig gehören der Bürgermeister Marc Lies und die Schöffin Diane Adehm, beide CSV, der Abgeordnetenkammer an), aber erst ein Minister? Dabei handelt es sich um den aus Alzingen stammenden Albert Bousser.
Geboren wurde Albert Michel Bousser am 08.02.1906 in Alzingen als einziger Sohn (bei insgesamt 5 Kindern) des aus Koerich gebürtigen Schlossers Johann Bousser und dessen Ehefrau Marie genannt Josephine Birtz aus Lintgen. 1912 ersteigerte das Ehepaar die Dorfschmiede nebst Wirtsstube unmittelbar neben der Kirche und der alten Schule in Alzingen. Technische Studien des jungen Albert Bousser an der „École des Arts et Métiers“, den „Cours Techniques Supérieurs de l’État“ und weiterführende Lehrjahre in Paris als technischer Zeichner schufen die besten Voraussetzungen für die berufliche Laufbahn bei Paul Würth (1927-1930) und anschließend bei der Eisenbahn. Am 26.03.1932 heiratete Albert Bousser in Hesperingen (Marie) Henriette Kayser aus Itzig, die schon wenige Wochen später einem schrecklichen Verkehrsunfall in Alzingen zum Opfer fiel. Der Witwer heiratete in zweiter Ehe am 07.02.1934 in der Gemeinde Betzdorf Lucie Elisabethe Terens aus Roodt/Syr. Aus dieser Ehe ging Ende 1934 eine Tochter namens Laurence hervor. Nach dem Krieg wurde Albert Bousser zum Inspektor bei der Eisenbahn ernannt (11.12.1946). Während des Streiks vom 11. und 12.10.1949 entließ man ihn als „agent dirigeant“, stellte ihn gleich darauf aber wieder ein. Nach weiteren Beförderungen gehörte er ab dem 01.01.1964 der CFL-Direktion an. Albert Bousser wurde schon am 09.02.1946 Mitglied der sozialistischen Fraktion des Parlaments, dem er ununterbrochen bis 1964 angehörte. Neben seinen politischen Aktivitäten war er auch sehr stark im Landesverband der Luxemburger Eisenbahner und Transportarbeiter tätig. Vom 25.04.1962 bis zum 24.04.1966 gehörte er dem Comité Economique et Social in Brüssel an, ab dem 07.07.1950 war er Stadtrat in Luxemburg und von 1952 bis 1954 Präsident der LSAP. Nach seinem Umzug nach Howald wurde er in der Gemeinde Hesperingen politisch aktiv. Bei den ersten Wahlen nach dem Proporzsystem in der Gemeinde Hesperingen (Oktober 1963) wurde der Sozialist ab dem 01.01.1964 Bürgermeister (LSAP-CSV-Koalition) seiner Heimatgemeinde. Dieses Amt legte er jedoch schon Mitte desselben Jahres nieder, denn durch großherzoglichen Beschluss vom 18.07.1964 wurde er als Nachfolger von Robert Schaffner zum Minister der öffentlichen Arbeiten und des Transportwesens, der Post und des Fernmeldewesens ernannt (CSV-LSAP-Regierung). Nach einer Reihe von größeren Problemen demissionierte die Regierung. Die Koalition blieb jedoch bestehen und Albert Bousser wurde in seinem Ministeramt bestätigt (05.01.1967). Nach dem endgültigen Scheitern der Regierungskoalition trat Albert Bousser am 01.02.1969 als Minister zurück und ging 4 Monate später dann in Pension. Die Wiederwahl in den Hesperinger Gemeinderat erfolgte am 12.10.1969 mit der höchsten Stimmenzahl aller Kandidaten, aber er verblieb in der Opposition. Bei der Spaltung der sozialistischen Partei wurde Albert Bousser Vertreter der SdP (Gründung am 14.03.1971), für die er zwischen 1974 und 1979 im Parlament tätig war. 1975 wieder in den Gemeinderat gewählt und ab Februar 1976 sogar Schöffe legte er seine Ämter wie vereinbart im März 1978 nieder, verblieb jedoch Abgeordneter. Letzteres war er immerhin in den Jahren: 1946-51; 1951-54; 1954-58; 1959-64; 1974-79. Bis ins hohe Alter war der streitbare Aktivist politisch tätig. Nebst seiner schriftstellerischen Tätigkeit („Revuen“, Operetten, Gedichte sowie eine Autobiografie) war Albert Bousser stets der Vereinstätigkeit gewogen. So gehörte er lange den Vorständen des Alzinger Männergesangvereins und des „F.C. Guidon Alzingen“ an und stand auch dem Tischtennisverein Howald zeitweilig vor. Zudem war er Gründer der Chorale FNCTTFEL, die noch heute seinen Namen trägt. Seine Ehefrau Lucie Terens verschied am 07.03.1991 in Luxemburg, er selbst im CIPA „Saint Joseph de la Croix“ in der Hauptstadt am 02.05.1995 im Alter von 89 Jahren. Die 1998 eröffnete unterirdische Verbindung zwischen der Pénétrante Sud und der Rocade de Bonnevoie trägt heute den Namen „Tunnel Albert Bousser“.
Roland Schumacher |