...dass im Kloster Itzig ein Stück Landesgeschichte geschrieben, respektive unterschrieben wurde?
1477 war Luxemburg zusammen mit Burgund an die Habsburger gefallen. Es blieb zwar formal selbstständiges Herzogtum, war aber de facto nur eine Provinz der zunächst spanischen und später csterreichischen Niederlande. Im Dezember 1683 und Mitte 1684 belagerten die französischen Truppen Ludwigs XIV. die Hauptstadt , welche sie schließlich eroberten. Ab 1698 befand sie sich wieder in spanischer Hand, ehe die Österreicher 1713 die Festung in Besitz nahmen. Friedliche Jahrzehnte kennzeichneten die Landespolitik bis zur Eroberung und Annexion des Landes durch die Truppen der Französischen Revolution. Nach der Besetzung 1793/94 bildete Luxemburg als „Département des Forêts“ für die folgenden 20 Jahre einen Teil Frankreichs. Seit der Französischen Revolution im Jahre 1789 sorgten die französischen Soldaten überall in Europa für Unruhe. Im Frühjahr 1794 näherten sich die Truppen der Festung Luxemburg und im Herbst 1794 erhielt der französische General René Moreaux, Commandant en chef der Armée de la Moselle, den Befehl, die Hauptstadt einzunehmen. Die Belagerungsarmee wuchs schnell von 19.800 Mann (21.11.1794) auf 39.000 Soldaten (Mai 1795), die vor der Stadt Luxemburg lagen. Kommandant war dort der österreichische Feldmarschall Baron Blasius Columban von Bender. Ein interessantes Schriftstück stellt sein „Tage-Buch der Berennung der Festung Luxembourg“ dar, das auf mehr als 400 Seiten die Ereignisse zwischen dem 11.07.1794 und dem 08.06.1795 (einen Tag nach der Kapitulation) festhält. Dort ist zu lesen, dass die französische Seite ihr Hauptquartier seit dem Frühjahr 1795 in Itzig im Hause Tesch-Eyden hatte (dem heutigen Kloster). Das Anwesen, das schon um 1600 erwähnt wird, hatte der städtische Anwalt Jean Jacques Tesch (Offiziant des Markgrafen von Baden) am 21.06.1775 von Christophorus Goergen (alias Heintzen) erworben, ehe es im Frühjahr 1795 von der französischen Armee requiriert wurde. General Jacques Maurice Hatry hielt die militärischen Befehle, welche vom 17.04.1795 bis zum 24.06.1795 aus Itzig an die französischen Truppen gingen, ebenfalls in einem 70-seitigen „livre d’or“ fest. Das herrschaftliche Gut befand sich bis 1819 im Besitz der Familie Tesch, die anschließend nach Hesperingen verzog (Haus Hardt zwischen Alzettebrücke und „Waassergaass“). Nach den Familien Boch und Richard gelangte das Haus durch Versteigerung am 28.02.1865 in den Besitz der Witwe Pescatore-Beving, die es dem Kloster der Franziskanerinnen zwecks Einrichtung eines Waisenhauses schenkte. Der Festungskommandant Bender beschloss am 30.05.1795 mit seinem Kriegsrat, den Franzosen die Kapitulation der ausgehungerten Festungsstadt Luxemburg anzubieten. Ein Dokument in französischer und deutscher Sprache wurde am 1. Juni durch die beiden Unterhändler Leutnant Baron de Stensch und Major Baron Neny nach Itzig gebracht. General Hatry legte den Text seinen Vorgesetzten Talot und Jourdan vor, um die Bedingungen für einen Waffenstillstand festzulegen. Am 5. Juni wurde dem Festungskommandanten Bender der von den Franzosen etwas abgeänderte Vertrag übergeben, welcher zwei Tage Zeit hatte, diesen anzunehmen und zu unterschrieben, was auch geschah. Am 07.06.1795 unterschrieb General Hatry dann in seinem Hauptquartier in Itzig den Kapitulationsvertrag im Namen des französischen Volkes und am selben Tag marschierten seine Truppen in der Festung ein. Am 10.06.1795 erschien schließlich auch Feldmarschall Bender mit seinen Leuten in Itzig und ein gemeinsames Essen im Hause Tesch besiegelte die Kapitulationsvereinbarung. Der Freiheitsbaum („Friedenslinde“) im Hof, welcher am 08.03.2003 wegen Krankheitsbefall aus sicherheitstechnischen Gründen gefällt werden musste, soll anlässlich des Sieges der französischen Truppen gepflanzt worden sein. 200 Jahre später konnten die „Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper“ diesen historischen Tag zusammen mit den Verantwortlichen der Gemeinde Hesperingen würdigen und eine Gedenktafel am Kloster anbringen (09.06.1995).
Roland Schumacher |