... dass die "rue du Couvent Sacré Coeur" (so ihr vollständiger Name) auf Howald ihre Benennung wirklich einem Kloster verdankt, das sich einmal dort (am Ende der Straße) befunden hat? Tatsächlich werden sich wohl noch manche an das frühere Herz-Jesu-Kloster erinnern können, das bis Ende 1998 das Bild des östlichen Ortschaftsteils mitgeprägt hat. Früher war der Howald ein Flurname ("Hochwald") welcher mitsamt seinen Forsten, Feldern und Wiesen der Sektion Hesperingen angehörte. Nachdem der Galgen in der Franzosenzeit (um 1795) und die sich in der Nähe befindliche Einsiedelei und Kapelle bereits im Jahre 1759 abgerissen und verschwunden waren, dauerte es bis zum Ende des Ersten Weltkrieges, ehe die ersten Straßen auf Howald entstanden (rue Eugène Welter und Avenue Berchem). Dem Wunsch des Papstes PiusXI. entsprechend trugen sich die Herz-Jesu-Pater kurz vor dem Zweiten Weltkrieg mit dem Gedanken, ein Exerzitienheim auf Howald zu errichten. Pater Jean Keup, Rektor in Brugelette (Belgien) wurde mit dem Neubau beauftragt und der der definitive Kaufakt für das 4 Hektar große Areal konnte am 16.07.1937 unterschrieben werden. Vier Monate später konnten die Pläne für den Bau des Klosters vorgelegt werden, die Bischof Jospeh Philippe am 29.01.1938 genehmigte. Dabei mussten die Patres jedoch den Bau eines eigenen Gotteshauses für die weit über 1.000 Seelen zählende Bevölkerung von Howald zurücukstellen, da die Errichtung einer neuen Pfarrei (Howald gehörte zu Hesperingen) eine diffizile Angelegenheit darstellte, die nicht im Sinne des Bistums war. Am 14.04.1938 (Gründonnerstag) wurde mit dem Ausgraben der Fundamente begonnen. Architekt Jentgen zeichnete füur die Pläne verantwortlich, während die Unternehmerfirma der Gebrüder Zimmer sich um den Bau kümmerte. Am 28.06.1938 wurde der Grundstein durch den Bischof Joseph Philippe gelegt und bereits zu Weihnachten 1938 konnte das erste Messopfer in der Klosterkapelle gefeiert werden. Ab dem 25.12.1938 kann man also von einer (inoffiziellen) Kaplanei Howald sprechen. In der mit 190 Sitzplätzen bedachten Kapelle wurden nun wöchentlich zwei Messen und ein sonntägliches Hochamt gefeiert, die sehr gut besucht waren. Am 24.03.1939 konnte das Kloster dann als drittes Haus der Herz-Jesu-Priester in Luxemburg von Bischof Philippe feierlich eingeweiht werden. Das Gebäude zählte 65 Zimmer, Konferenzsäle, eine Kapelle und eine Bibliothek. In knapp 7 Monaten wurden 33 Exerzitien und Einkehrtage mit einer Teilnehmerzahl von 726 Personen veranstaltet. Anfang 1941 übernahm eine dutsche Zivilverwaltung das Haus und die Pater, Schwestern und Pensionäre mussten das Heim binnen weniger Stunden Richtung Südfrankreich verlassen. Die Räumlichkeiten wurden geplündert und anschließend neu eingerichtet. Das erste Stockwerk wurde für die Haushaltungsschule von Verlorenkost und das zweite Stockwerk zu einem Heim für deutsche Mütter umfunktioniert. Die Altäre wurden in einen Schuppen der Schreinerei Lavandier an der route de Thionville gebrahct, die der Howalder Bevölkerung als Notkapelle diente. Den Vertrag mirt der Firma Lavandier hatte Pfarrer Beres aus Hesperingen am 19.01.1941 geschlossen, den Gottesdienst hielt der emeritierte Pfarrer Auguste Hoferlin aus Beggen und später der Neopresbyter Alphonse Gilbertz aus Nommern ab. Anfang September 1944 wurde das Kloster dann von amerikanischen Truppen belegt, die Pater André Wolff ab dem 17.12.1944 das Wohnrecht erlaubten. In dem Haus, in welchem während der Rundstedt-Offensive mehr als 4.500 Verletzte gepflegt wurden, konnte am 11.10.1944 General Eisenhower und am 04.02.1945 auch General Patton empfangen werden.Ab Ende Mai 1945 wurde das Kloster zu einem Empfangs- und Verteilerlager für aus Russland heimkehrende Luxemburger Frontsoldaten umgestaltet und ab dem 01.11.1946 konnte die Pater mit dem Wiederaufbau der klösterlichen Einrichtungen beginnen. Pater Nicolas Daubenfeld stand der neuen Gemeinschaft vor, deren Vikarstelle von Pater Joseph Conrad bekleidet wurde, welcher Anfang 1946 auch die Howalder Scouten ("Don Bosco") gründete. Ihm folgten unter anderem Pater Pierre Zahlen und Pater Joseph Adam. 1949 fertigte der Kupfergießer Emile Blondelot aus Howald, dessen Frau bei dem Bombenangriff vom 09.05.1944 umgekommen war, für die Opfer vom 9. und 1.. Mai eine kleine Glockean, die zuerst über dem Klostereingang hing, ehe sie anschließend in dem neuen Rathaus ("Urbéngsschlass")in Hesperingen untergebracht wurde.Ab Herbst 2002 ziert sie den Eingang des neu errichteten CIPA Howald. Eine weiße Herz-Jesu-Statue aus Gips befand sich lange in der Eingangshalle des Klosters. Es handelte sich dabei um das Modell ("maquette") einer Bronzefigur, welche die Familie von Pater Raymond Nickels um 1950 in Frankreich hatte anfertigen lassen und welche noch heute auf dem Pilatusberg in Eich zu sehen ist. In den 50er Jahren wurde das Kloster zum Inbegriff für Exerzitien und Einkehrtage (Reträten), für Studienwochen und Tagungen der Katholischen Aktion und der "Journées des fiancées". Dazu kümmerten sich die Herz-Jesu-Pater um die JOC, die Pfadfinder und die CARITAS. Der Erhebung der Kaplanei zur eigenständigen bischöflichen Pfarrei )"Paroisse Notre-Dame de la Miséricorde") am 28.08.1962 und der Installation des Herz-Jesu-Paters René Linster als ersten Pfarrer auf Howald folgte der Bau der modernen KirchePfarrkirche, die am 19.05.1966 durch Bischof Léon Lommel konsekriert wurde. Nachdem das Kloster anfangs als geistiges Zentrum für Exerzitien und Ehevorbereitungskurse beibehalten werden konnte, musste in den 80er Jahren der zahlenmäßigen Regression der Patres Rechnung getragen werden und am 01.08.1987 wurde das Kloster an den Staat verkauft. Das Familienministerium plante anfangs, das "Hospice du Rham" dorthin zu verlegen zu lassen, überließ das Haus dann aber vietnamesischen und später albanischen Flüchtlingenals Übergangslösung, ehe das Gebäude Mitte September 1998 geräumt und wenige Tage später abgerissen wurde. Dies geschah, um einem Altenheim Platz zu machen, das bereits am 10.12.2022 von den ersten Bewohnern bezogen werden konnte. Die feierliche Eröffnung des "Centre Intégré pour Personnes Âgées Howald" fand am 30.05.2003 statt.
Roland Schumacher |