Wussten Sie schon,... (aus: Buet 06 / 2019 / N°38)
… dass Grand-Duc Jean mehrmals in der Gemeinde Hesperingen zu Besuch gewesen ist?
Am 23.04.2019 verstarb Jean von Nassau, der am 05.01.1921 auf Schloss Berg in Colmar-Berg geboren worden war. Prinz Jean war der älteste Sohn der Großherzogin Charlotte von Luxemburg und des Prinzen Felix von Bourbon-Parma. Der Erbgroßherzog heiratete am 09.04.1953 in der Kathedrale von Luxemburg Joséphine Charlotte, die mehr als 6 Jahre jüngere Tochter des belgischen Königs Leopold III. und seiner ersten Gattin Astrid von Schweden. Mit ihr hatte Erbgroßherzog Jean 5 Kinder, unter anderem den jetzigen Großherzog Henri. Von 1964 bis 2000 stand Jean von Nassau dem Land als Großherzog vor und übte sein Amt mit Würde und äußerster Diskretion aus und wusste so die Sympathie der Bevölkerung des Luxemburger Landes als überparteiliche Symbolfigur der Einheit und Unabhängigkeit des Staates für sich zu gewinnen. Die Gemeinde Hesperingen hatte mehrmals die Ehre, Großherzog Jean bei sich zu empfangen, immer auch in Begleitung von Familienmitgliedern. Noch heute kann die Bevölkerung in liebevoller Erinnerung, aber auch mit Wehmut auf diese Momente zurückblicken. Am Morgen des 10.09.1944, dem Tag der Befreiung der Stadt Luxemburg von der Nazi-Herrschaft, kam Prinz Felix mit den Amerikanern an und am Nachmittag wurde auch Erbgroßherzog Jean in der Hauptstadt von der begeisterten Luxemburger Bevölkerung empfangen und gefeiert. Zwei Tage später (es gibt widersprüchliche Angaben) fuhren Prinz Felix und Prinz Jean nach Esch/Alzette und Düdelingen und besuchten an dem Tag auch die Ortschaft Hesperingen, bevor sie in südlicher Richtung weiterfuhren. In der Nacht vom 9. auf den 10. September hatten die flüchtenden deutschen Truppen in Hesperingen die Alzette-Brücke gesprengt (um Mitternacht und um 2 Uhr nachts waren die beiden Sprengsätze detoniert) und Erbgroßherzog Jean besah sich mit seinem Vater Prinz Felix die Ausmaße der Schäden. Während der Besatzung durch die deutsche Wehrmacht waren der Bahnhof Luxemburg und die umliegenden Stadtteile im Mai und August 1944 Fliegerangriffen ausgesetzt gewesen. Die Alliierten verursachten bei insgesamt 3 Fliegerangriffen ausgedehnte Zerstörungen an den Bahnhofsanlagen und beschädigten 143 Häuser mehr oder weniger schwer. Der Howald (mitsamt dem angrenzenden Güter- und Rangierbahnhof „Zwickau“) wurde vor allem durch den ersten Angriff am 09.05.1944 arg in Mitleidenschaft gezogen. Insgesamt 14 Einwohner aus Howald kamen dabei ums Leben. Am 03.06.1945 fand um 9:30 Uhr dann in Howald eine große Gedenkfeier für die Bombenopfer statt. Dabei war neben mehreren Ministern, einer Ehrenkompanie der Armee, einer Abteilung von „Ons Jongen“ und Vertretern belgischer Resistenzbewegungen auch die großherzogliche Familie präsent. Großherzogin Charlotte, ihr Ehemann Prinz Felix und Erbgroßherzog Prinz Jean saßen bei der Gedenkfeier in der fürstlich geschmückten Avenue Berchem in der ersten Reihe. Pfarrer Ernest Beres aus Hesperingen hielt unter den erbaulichen Klängen des 1939 gegründeten Gesangvereins „Ro’de Le’w“ ein feierliches Hochamt ab. Eingeweiht wurde dabei eine steinerne Gedenktafel mit den Namen der Toten sowie eine Bildtafel mit deren Fotos. Beide hängen heute in der Kirche Howald. Am 22.06.1992 (am Vorabend zu Nationalfeiertag) stattete das großherzogliche Paar Jean und Joséphine-Charlotte der Gemeinde Hesperingen und dem „Urbéngsschlass“ einen feierlichen Besuch ab. Dabei erhielt Großherzog Jean eine wertvolle Skulptur (Ritter zu Pferd) als Geschenk und trug sich mit seiner Frau ins Goldene Buch ein. Dem Fürstenpaar wurde anschließend vor dem Hintergrund des neuen Parks ein musikalisches Rahmenprogramm dargeboten. Das neue Rathaus der Gemeinde wurde dann am 19.09.1992 eingeweiht. Dem verstorbenen Großherzog Jean entbieten alle Einwohner der Gemeinde Hesperingen ihren Respekt. Gerade nach den Wirren des letzten Krieges hatte das Luxemburger Land dem jungen Prinzen als Leitfigur einer besseren Zukunft all ihre Sympathie entgegengebracht und wurde nicht enttäuscht. Großherzog Jean war für alle ein integrer Mensch, ein liebevolles Familienoberhaupt und ein fürsorglicher Landesvater, eine „Visitenkarte“ des Luxemburger Landes. Roland Schumacher |
Wussten Sie schon,... (aus: Buet 03 / 2019 / N°37)
… dass der bekannte französische Schriftsteller Victor Hugo (1802-1885) auch in Hesperingen gewesen ist?
Am 26. Februar 1802 in Besançon geboren wandte er sich bereits in seiner Jugend dem Schreiben zu. In rascher Folge erschienen verschiedene Romane und Gedichtbände. Die Veröffentlichung von Werken wie Notre-Dame de Paris oder Les misérables begründeten Hugos Weltruhm als Romancier. In der zweiten Lebenshälfte wandte sich Hugo von der Dichtung ab und nahm aktiv am politischen Leben teil. Als er sich gegen Bonaparte auflehnte, wurde er kurz inhaftiert und anschließend aus Frankreich verbannt. Nach dem Sturz von Kaiser Napoléon III. kehrte Hugo 1870/71 nach Frankreich zurück und hatte einige bedeutungslose Staatsämter inne. Von einem Schlaganfall erholte er sich nicht mehr richtig und er verstarb am 22. Mai 1885 in Paris. Bekannt geworden ist der Schriftsteller aber auch durch seine Zeichnungen. Auch von Luxemburg existieren mehrere Arbeiten von ihm, die durch mehrmalige Aufenthalte (hauptsächlich Vianden) im Lande zustande kamen. Entscheidend für zwei Zeichnungen von Hesperingen war das Jahr 1871. Nach seiner Rückkehr nach Paris wurde er dort begeistert empfangen und zum Abgeordneten gewählt. Am 13.03.1871 verstarb sein Sohn Charles Hugo unerwartet und der Schriftsteller fuhr mit seiner Familie nach Brüssel, um dort den Nachlass seines Sohnes und dessen hohe Spielschulden zu regeln. Ende Mai 1871 wurde der Aufstand der revolutionären Linken in Frankreich brutal niedergeschlagen und die Anhänger der Kommune versuchten das Land zu verlassen. Von Brüssel aus bot Hugo ihnen in einem öffentlichen Brief in der Zeitung “L’Indépendance Belge“ seine Gastfreundschaft an, weswegen ihn die die belgische Regierung des Landes verwies. So beschloss Victor Hugo am 01.06.1871 mit seiner Familie nach Luxemburg zu kommen, das er als Refugium auserkoren hatte. Er ließ sich im „Hôtel de l’Europe“ nieder, wo er auf die Erlaubnis zum dauerhaften Aufenthalt wartete. Während dieser Zeit kam Victor Hugo am 04.06.1871 auch nach Hesperingen. Nach dem Mittagessen in der Hauptstadt hatte sich die kleine Gesellschaft (Victor Hugo selbst, sein Sohn Victor, seine Schwiegertochter Alice, die Witwe von Charles Hugo und sein Enkelkind Georges. Auch die Bedienstete Louise war dabei.) nach Hesperingen begeben, wo Victor Hugo zwei Skizzen der Burg anfertigte. Außerdem kehrte er mit den anderen in einer kleinen Gaststätte ein: Nous sommes allés tous les quatre, après déjeuner, voir l’Hesperange, village dans la vallée de l’Alzette, à une lieue et demie de Luxembourg. Le lieu est charmant. Au - dessus du village sur la colline il y a une ruine très belle d’un château du onzième siècle. Je l’ai dessiné. Alice et Victor ont bu du lait. Pluie au retour. Nous avions emmené Georges, mais en route nous l'avons renvoyé dans les bras de Louise à la ville. Nous avons un peu séjourné dans une petite auberge du village où l’on a soigné des blessés français. Nous sommes revenus à pied. Ces dames ont bravement fait leurs trois lieues. Nous étions à l’Hôtel à 7 h. Von lokalhistorischem Interesse sind neben den beiden Zeichnungen natürlich auch die Andeutungen zu der Gaststätte, in der Victor Hugo und seine Begleiter Rast gemacht haben. Während des französisch-deutschen Krieges war Luxemburg von dem Internationalen Roten Kreuz gebeten worden, den Zivilopfern wie auch den verletzten Soldaten zu helfen, und dies ungeachtet der Nationalität. Leider gibt es keine Belege über solche Tätigkeiten in der Gemeinde Hesperingen. Nur eine der acht Gaststätten lag gegenüber der Burg an der Hauptstraße und zwar diejenige des Witwers Pierre Nockels-Meyer (heute „Café de la Renaissance“), sollte er dort die Zeichnungen angefertigt haben. Das alles bleibt jedoch Spekulation. Halten wir fest, dass eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der französischen Literatur und Politik bei einem seiner Aufenthalte in Luxemburg Zeit und Muße gefunden hat, nach Hesperingen zu kommen und die ansehnliche Burgruine in zwei Zeichnungen zu verewigen, deren bleibender Erinnerungswert allen kultur- und lokalhistorisch Interessierten bewusst sein muss. Roland Schumacher |
Wussten Sie schon,... (aus: Buet 12 / 2018 / N°36)
… dass der erste bekannte Fotograf der Gemeinde Hesperingen Jean-Baptiste Schuller hieß?
Tatsächlich hat sich keiner seit den 1940er Jahren so hervorgetan wie „Schullesch Batt“, wie er im Volksmund genannt wurde. Die Familie Schuller war schon anfangs des 19. Jahrhunderts in Hesperingen ansässig und 1867 gab es sogar drei Haushalte mit diesem Familiennamen. Johann Baptiste Schuller kam am 09.07.1903 in Hesperingen („um Schlass“) als Sohn des Schusters Jean Pierre Schuller und seiner Ehefrau Susanne Polfer zur Welt. Die Eltern hatten am 23.04.1895 in Hesperingen geheiratet und er musste als sechstes von insgesamt 9 Kindern (drei starben vorzeitig) schon früh mit für den Broterwerb sorgen. Mit 14 Jahren arbeitete er als Gehilfe in dem hauptstädtischen Lebensmittelladen Baumert, ehe er 1927 bei der ARBED in Schifflingen als „machiniste d’usine“ eingestellt wurde. Bis 1945 war er dort (und auf Belval) als Lokführer tätig, ehe er dann für 5 Jahre zur Eisenbahn (Stellwerk Zwickau) wechselte. Da sich die Einstellungspläne zerschlugen, kehrte er 1950 als Maschinist der Steuerbühne zur ARBED (Esch/Alzette) zurück. Zeitlebens besaß Jean - Baptiste Schuller nie einen Führerschein, sondern fuhr stets mit dem Fahrrad und später mit Bus und Bahn zur Arbeit. Am 16.10.1931 heiratete er in Mensdorf die dort am 26.11.1902 geborene Marie Waldbillig, Tochter des Schneiders Jean Waldbillig und seiner Ehefrau Marie Eischen aus besagtem Mensdorf. Die Privatbeamtin (sie war im Besitz des Abiturs) war bei Expromet (Columeta Trade-Arbed) in der Hauptstadt eingestellt. Das Ehepaar Schuller-Waldbillig war auch nebenbei für die Versicherungsgesellschaft Neumann tätig. Anfangs lebte die Familie zur Miete bei „Astgens“ im unteren Bereich der rue de Gasperich, ehe sie dann 1949 mehrere Häuser weiter auf Nummer 32 selbst ein Haus errichtete. Der Ehe entstammte ein Sohn, Jean Nicolas Schuller, der später als Ingenieur mit seiner Familie nach Esch/Alzette zog. Bekannt war Jean - Baptiste Schuller, den die Hesperinger liebevoll „Monni Batt“ nannten, hauptsächlich wegen seiner Fotoarbeiten und seines großen Engagements für die Musikgesellschaft “Harmonie de Hesperange” (Vize-Präsident) und den Fußballverein „F. C. Swift Hesper“ (Mitglied des Spielausschusses). Viele seiner Fotoarbeiten sind heute wichtige lokalhistorische Zeitdokumente. Beim Einmarsch der Wehrmacht 1940 flüchtete der Schmelzarbeiter nach Frankreich. Als sich die Hoffnung auf einen baldigen Rückzug der Wehrmacht zerschlug, kehrte J. B. Schuller nach Luxemburg zurück und stellte sich in den Dienst der Resistenz („Lëtzebuerger Roude Léiw“). So fertigte er die Fotos für die versteckten Luxemburger an, die ihnen dann für falsche Pässe nützlich waren. Als die Amerikaner nach dem Sieg der Alliierten in Hesperingen waren, benötigten sie des Öfteren auch Schullers Hilfe, um Pläne und Fotos zu kopieren und Filme in seiner Dunkelkammer zu entwickeln. Als ehemaliger Resistenzler genoss er selbst das größte Vertrauen und bekam auch nach dem Krieg den Orden der „Reconnaissance Nationale“ verliehen. Die 6 x 6 Rolleiflex, mit der Jean-Baptiste Schuller bereits vor dem Krieg arbeitete, wurde später durch eine Leica ersetzt. Manchmal kolorierte er seine Fotos sogar von Hand und in den 1950er Jahren sammelte er auch Erfahrungen mit einer 16mm - Filmkamera von Kodak. 1957 wagte er einen Versuch auf die politische Bühne (Liste des Sozialisten Albert Bousser), der aber misslang, so dass er sich fortan nur noch seinen Hobbys Fotografie und Naturheilkunde widmete. Später musste der meist nur die Materialkosten berechnende ARBED-Angestellte dann dem Druck der gewerblichen Konkurrenz nachgeben und widmete sich nur noch privat der Fotografie. Die Ehefrau Marie Waldbillig verstarb am 09.04.1975 zu Hause in Hesperingen und der in den letzten Jahren sehr kränkliche „Schullesch Batt“ verschied schließlich am 22.04.1995 im Escher Spital St. Marie. Er fand neben seiner Ehefrau auf dem Hesperinger Friedhof eine letzte Ruhestätte. Roland Schumacher |
Wussten Sie schon,... (aus: Buet 09 / 2018 / N°35)
… dass der erste Lokalhistoriker der Gemeinde Hesperingen Joseph Speyer hieß?
Tatsächlich liegen die Anfänge der lokalhistorischen Geschichtsschreibung Hesperingens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Joseph Speyer wurde am 05.09.1860 in Hesperingen als Sohn des Gemeindeeinnehmers Theodor Speyer und dessen Ehefrau Maria Reiter geboren. Sein Zwillingsbruder Peter Victor Speyer wurde nur drei Monate alt. Ursprünglich stammte die Familie Speyer aus Büringen (Düdelingen) und ließ sich anfangs 1700 in Alzingen nieder. Einer der Vorfahren war unter den französischen Revolutionstruppen von 1797 bis 1800 sogar „Agent Municipal“ (eine Art Vorläufer des Bürgermeisters). Priester und Richter entstammen der Familie und drei Generationen lang waren Vertreter der Familie Speyer Gemeindeeinnehmer in Hesperingen. Auch in Chicago hatte sich ein Bruder Joseph Speyers niedergelassen, der dort ein bedeutendes Architektenbüro begründete. Dass sein Vater, der Gemeindeeinnehmer Theodor Speyer, am Fuße der Burg ein Restaurant führte, mag den Sohn früh mit der Geschichte Hesperingens in Verbindung gebracht haben. Joseph Speyer, von Beruf „Gerichtsvollzieher-Candidat“, sammelte nicht nur alle Informationen über die Geschichte der Gemeinde Hesperingen, sondern veröffentlichte auch mehrere Broschüren, wobei zwei die Darstellung und Geschichte der Burg zum Inhalt hatten. Außerdem gründete er einen Verschönerungsverein (eine Art Syndicat d’Initiative). Auch Sagen sammelte er eifrig, wobei die Vielzahl der Texte den Verdacht erzeugt, er habe sie selbst geschrieben oder sei zumindest Opfer von Betrügern geworden, wie das etwa auch dem Steinheimer Pfarrer Jacques Prott geschah, mit dem Speyer wegen der Burg Hesperingen Kontakt hatte. In seinem Eifer verrannte sich der junge Lokalhistoriker auch von Zeit zu Zeit wie etwa bei der Suche nach einem ursprünglichen Wappen der Herrschaft Hesperingen. Trotz diverser Rückschläge ist die Leistung Joseph Speyers nicht zu unterschätzen, wie sein Nachlass im Nationalarchiv zeigt. Er erwies sich auch als emsiger Beobachter der zeitgenössischen Geschichte, wie etwa dem Bau des Jangeli oder der Einführung des elektrischen Stroms in der Gemeinde Hesperingen. Viele seiner Recherchen sind sogar mit genauen Quellenangaben versehen, selten genug für die damalige Zeit. Mit den Einnahmen seiner Veröffentlichungen finanzierte er sogar eine erste Grabung auf der Burg, übrigens die einzige bisher. Bedeutende Recherchen zur Loreto-Kapelle und der Einsiedelei in Howald wie auch der einstigen Nikolaus-Kapelle in Hesperingen runden das Bild ab. Die Familie war sehr anfällig für Krankheiten und nur wenige Mitglieder erreichten ein Alter von 50, 60 Jahren. Auch die Eltern von Joseph Speyer mussten drei ihrer Kinder sehr früh beerdigen und er selbst starb vor Vollendung des 33. Lebensjahres. In seinem Briefwechsel und in den Veröffentlichungen finden sich einige wenige Informationen, die belegen, dass er mindestens ab 1884 leidend war. Er bedauerte, dass er sich von vielen Dokumenten nur Auszüge und Abschriften aneignen könne, da sein Zustand es ihm unmöglich mache, sich an Ort und Stelle zu begeben. Des Weiteren erwähnte er in einer Veröffentlichung zu Pfarrer Sebastian Kneipp: „Lange Jahre hindurch war ich in hohem Grade leidend und 9 Monate bettlägerig, und als ich endlich, Dank vorgenommener Wasserkuren, mich von dem Schmerzenslager erheben und auf zwei Krücken einherschleppen konnte, reifte in mir der Entschluß, so bald als möglich nach Wörishofen zu reisen um mich in die Behandlung des Altmeisters der Wasserheilkunde zu begeben.“ In Wörishofen unterzog der Kranke sich bei Pfarrer Kneipp verschiedener Wasserkuren und schrieb auch zwei Bücher über den Arzt, dem er täglich zur Seite stand. Bei seiner Rückkehr nannte sich Joseph Speyer sogar selbst „Wasserdoktor“ (1892) oder „Naturheilkundiger“ (1894). Ein kurzer Besuch in Chicago bei seinem Bruder stand 1892 noch an, ehe Joseph Speyer schließlich am 01.06.1894 in Hesperingen im Alter von noch nicht einmal 34 Jahren verstarb. Roland Schumacher |
Wussten Sie schon,... (aus: Buet 06 / 2018 / N°34)
… dass der Lehrpfad Howald mittlerweile fertiggestellt wurde?
Nach dem ersten Lehrpfad Richtung Hesperingen-Süd, Alzingen und Fentingen (2004) und einem zweiten durch die Ortschaft Itzig (2007) kann nun endlich der dritte Lehrpfad vorgestellt werden, der auf einer Strecke von 9,8 Kilometern von Hesperingen-Nord Richtung Howald führt. Dabei geht die Strecke vom „Holleschbierg“ ins Zentrum des Gemeindehauptorts Hesperingen, um dann nach dem Anstieg Richtung Howald dort in die einzelnen Viertel der größten Ortschaft der Gemeinde zu führen. Auf insgesamt 26 Hinweistafeln werden auch diesmal wieder die bedeutendsten Elemente von Natur, Kultur und Geschichte dargestellt, um über die Schönheiten und Besonderheiten der Gemeinde Hesperingen zu informieren. Trotz eifriger Bemühungen haben die Arbeiten im Endeffekt fast 10 Jahre angedauert, bis dieser Lehrpfad hat abgeschlossen werden können. Dass insbesondere der Howald einer näheren Begutachtung bedarf, versteht sich von selbst, denn dessen Geschichte ist einzigartig. Schon sehr früh war das 316 Meter hohe Sandsteinplateau bewohnt und die bedeutendsten Artefakte (Messer, Spitzen, Stichel und Kratzer) stammen aus der Zeit um 10.000 v. Chr. Der Galgen der Herren von Rodenmacher auf dem Howalder Plateau ist als Zeichen der Hochgerichtsbarkeit der Herrschaft Hesperingen zum ersten Male im Jahre 1277 belegt. Eine Loreto-Kapelle und eine Einsiedelei in unmittelbarer Nähe der Richtstätte sind 1759 auf Geheiß des Markgrafen von Baden abgetragen worden. Trotz der rasanten Entwicklung ist der Howald bis heute noch ein Teil der Kataster-Sektion Hesperingen, dem er früher als Ackerland gedient hat. 1938 ist dann das Kloster errichtet worden, an dessen Stelle sich heute das CIPA „Beim Klouschter“ Howald befindet. Trotz großer Opfer insbesondere durch Bombenabwürfe im Mai 1944 erholte sich die Ortschaft Howald nach dem Krieg und konnte durch eine wahrhafte Bevölkerungsexplosion an Bedeutung gewinnen. Die bedeutendste Industriezone, ein breit gefächertes Schulangebot, die größte Kirche sowie die unmittelbare Nähe zur Hauptstadt und dem Autobahnnetz haben aus dem Howald die meistbewohnte Ortschaft mit einem Anteil von 36,22 % (2017) an der Gesamtbevölkerung gemacht. Die Idee eines umfangreichen Netzes von Wanderwegen und thematischen Lehrpfaden mit Hinweistafeln, die dem Wanderer und Spaziergänger die informativen Begleittexte vor Augen führen, kann zumindest mittelfristig die Identifikation auch der neuen Einwohner mit dem Heimatort und der ganzen Gemeinde auf einer breiten Ebene stärken. Auf diesem Weg wird an das kulturelle Erbe erinnert und die natürlich gewachsenen Landschaftsteile werden in ihrer Schönheit und Vielfalt dem interessierten Spaziergänger vor Augen geführt und sollen ihm als begleitender und einbettender Erholungsraum dienen, um dem stressigen Alltag zu entkommen. Die Broschüre zu diesem Lehrpfad ist gratis an der Rezeption des Rathauses in Hesperingen erhältlich. Roland Schumacher |