… dass die neue Musikschule in Fentingen in den Mauern eines uralten Gehöftes beherbergt wird?

  • aus: Buet 03 / 2018 / N°33 / Bild 11

    Die Arbeiten an der neuen Musikschule sind nach der Straußfeier am 19.09.2017 zügig vorangeschritten. Foto von Frédéric Theis (Adm. comm. de Hesperange) am 08.02.2018.

  • aus: Buet 03 / 2018 / N°33 / Bild 1

    Der Hof Ende August 2007. Foto von Roland Schumacher (Fentange).

  • aus: Buet 03 / 2018 / N°33 / Bild 2

    Unterschrift und Siegel der Familie Niedercorn aus dem Jahre 1664, welche den damaligen Hof „Meyesch“ im Besitz hatte, mit großer Wahrscheinlichkeit das Vorgängerhaus des Hofes „Dennemeyer“.

  • aus: Buet 03 / 2018 / N°33 / Bild 3

    Man sieht den größtenteils perpendikular zur Straße gelegenen Hof (blauer Pfeil). „Carte du Cabinet des Pays-Bas Autrichiens, levée à l’Initiative du Comte Ferraris“ (1771-1778), Copyright Bibliothèque Royal Albert Ier, Section des Cartes et Plans, Bruxelles (réimpression à partir de 1965 par le Crédit Communal de Belgique).

  • aus: Buet 03 / 2018 / N°33 / Bild 4

    Anlässlich einer Aushebung von Boden für das Fundament eines Stalles wurden am 03.07.1992 mehrere Skelette von jungen Männern gefunden, die von dem Spezialisten Mark Van Strydonck vom Institut Royal du Patrimoine Artistique (IRPA, Bruxelles) in Belgien auf etwa 1790 datiert wurden, was die Vermutung nahelegt, dass es sich um Soldaten der französischen Revolutionstruppen handelt, die 1795 Luxemburg eroberten.

  • aus: Buet 03 / 2018 / N°33 / Bild 5

    1819 fand die Heirat von Johannes Ruckert mit Barbara Heffeni(s)ch statt. Ihre Initialen finden sich in einem „Tâkeschaf“ im Haus (1816/17 errichtet).

  • aus: Buet 03 / 2018 / N°33 / Bild 6A

    Das Ehepaar Katharina und Johann Kaysen-Schmit.

  • aus: Buet 03 / 2018 / N°33 / Bild 6B

    Das Ehepaar Katharina und Johann Kaysen-Schmit.

  • aus: Buet 03 / 2018 / N°33 / Bild 7

    Hochzeitsfoto des Ehepaares Jean Dennemeyer (Biwingen) und Catherine Kaysen (Fentingen) am 15.12.1909 in Fentingen (die zivile Trauung hatte am Vortag in Hesperingen stattgefunden)

  • aus: Buet 03 / 2018 / N°33 / Bild 8A

    Der schon kränkliche Joseph Dennemeyer lebte fast bis zu seinem Lebensende bei seiner Schwester Maria, welche die „Béiwenger Stuff“ führte und verantwortlich für die Vertragsverhandlungen zeichnete.

  • aus: Buet 03 / 2018 / N°33 / Bild 8B

    Der schon kränkliche Joseph Dennemeyer lebte fast bis zu seinem Lebensende bei seiner Schwester Maria, welche die „Béiwenger Stuff“ führte und verantwortlich für die Vertragsverhandlungen zeichnete.

  • aus: Buet 03 / 2018 / N°33 / Bild 9

    Am 17.05.1960, eine Woche nach ihrer Heirat, übernahmen Bertha und Pierre Dielissen-Philipsen den Hof von der Familie Dennemeyer zur Pacht. Dieser war im Besitz von Jos. Dennemeyer, während die anderen Geschwister sich die Ländereien teilten. Emile Dennemeyer besaß zusätzlich das Wohnrecht („de Widdem“).

  • aus: Buet 03 / 2018 / N°33 / Bild 10

    Die letzten Besitzer des Hofes „Dennemeyesch“, von links nach rechts: Gerti und Ad. de Jong-Dielissen und dahinter ihre Kinder Alex, Esther und Eric.

Tatsächlich sind die Ursprünge des sogenannten Hofes „Dennemeyer“ sehr alt und gehen nachweislich mindestens bis ins 18. Jahrhundert zurück. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich hierbei sogar (möglicherweise ein Vorgängerhaus) um den Hof „Meisch“ oder „Meiers“ in Fentingen, der bereits um 1641 im Besitz der Familie Niedercorn war, einer Bürgerfamilie aus der Hauptstadt. Die Bewohner oder Pächter übernahmen den Namen des Hofes. Am 24.01.1700 heirateten Mathias Meyers, der erste namentlich bekannte Bewohner, und Catherine B(o)uß in besagtem Fentingen. Laut Kataster der österreichischen Kaiserin Maria Theresia war der Meyer(s)hof 1766 der achtgrößte der 15 landwirtschaftlichen Betriebe der Herrschaft Mersch in Fentingen (als Heiratsgabe war Fentingen um 1310 von den Herren von Rodenmacher nach Mersch gelangt), was den Grundwert und die jährlichen Einnahmen anbelangt.

Somit dürfte feststehen, dass bereits früher ein Haus an dieser Stelle gestanden hat, was auch durch die Karten Ferraris und Muhr aus dem 18. Jahrhundert belegt wird. Damals war der Hof perpendikular (im rechten Winkel) zur Straßenseite gedreht, so dass die Scheune zur linken Seite, die parallel zur Straße steht, um 1787 (laut Inschrift, möglicherweise schon etwas früher) als Winkelelement angebaut wurde. 1816-1817 wurde dann der Wohntrakt zur rechten Seite erneuert und zwar diesmal ebenfalls parallel zur Straße. Der Anbau ganz links wurde im Jahre 1875 errichtet und steht wieder perpendikular zur Straße.

Als 1784 Dominik Ruckert aus Fentingen in die Meyers-Familie einheiratete, erlosch der langjährige Hausname. Er verstarb bereits 1804, aber die Kirchenbücher (Familienbuch) der Pfarrei Fentingen vermerken, dass die Familie Ruckert-Meyers das jetzige Haus im Jahre 1816 erbaut habe. Dies würde die Jahreszahl „1817“ über dem Türbogen als Jahr der Fertigstellung belegen. Die Initialen IR und MM geben als Erbauer den 29jährigen Sohn Johann Ruckert und seine verwitwete Mutter Maria Meyers an. 1830 war auch der Fentinger Pfarrer Jean Paul Greimann auf dem Hof wohnhaft. Durch Erbschaft und Verkauf gelangte der Besitz an die Familie Metzler und später an die von der Fentinger Bannmühle stammende Familie Kaysen. Die kurzzeitig in die USA (1849-1855) emigrierte Familie Kaysen-Stoffels erwarb Ende 1855 den späteren Hof „Scholer“ gegenüber der Kirche und tauschte diesen 1862 mit der Familie Metzler zuzüglich einer größeren Geldsumme gegen den „Meyeschhof“ ein.

1909 heiratete Johann Dennemeyer aus Biwingen in die Kaysenfamilie ein und übernahm den Hof in Fentingen, der daraufhin den Namen „Dennemeyesch“ erhielt. Von den 5 Kindern, welche dieser Ehe entstammten und bis auf die Tochter Julie unverheiratet waren, verblieb Joseph Dennemeyer im Besitz des Hofes, wobei die in Biwingen wohnhafte Schwester Maria sich um die geschäftlichen Angelegenheiten kümmerte. 1960 wurde der Hof an die niederländische Familie Bertha und Pierre Dielissen-Philipsen verpachtet, deren jüngste Tochter Gerti mit ihrem Ehemann Ad. de Jong im Jahre 1990 die Pacht übernahm. 1997 kauften sie den Hof „à fonds perdu“.

Aufgrund der verkehrstechnischen und baulichen Veränderungen innerhalb der Ortschaft Fentingen verkaufte die Familie de Jong-Dielissen den Hof Dennemeyer am 19.07.2004 an den „Fonds pour le Développement du Logement et de l’Habitat“ und errichtete ein neues landwirtschaftliches Anwesen („Den neien Haff“) etwas außerhalb des Dorfes („auf Schausenheck“). Die Gemeinde, welche durch eine Konvention bereits über Nutzungsrechte verfügte, gelangte schließlich durch einen Tauschakt vom 03.03.2014 in den Besitz des Gebäudes.

Nach intensiven Planungen begannen im Herbst 2016 die Um- und Ausbauarbeiten des alten Hofes zu einer modernen Musikschule, in welche die bestehende Bausubstanz fachgerecht integriert wurde. Im früheren Wohngebäude, der einstigen Scheune wie dem Nebengebäude sind unter anderem Säle für den Individualunterricht und die „Solfège“-Kurse vorgesehen, wobei auch die beiden lokalen Gesangvereine „Cantabile“ und „Les Alouettes“ dort eine neue Heimat finden werden.  Die umweltfreundlich und behindertengerecht erbaute Musikschule wird ihre Türen voraussichtlich bereits im Herbst 2018 öffnen.


Roland Schumacher
Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper

… dass während des Zweiten Weltkriegs Bomben auf Howald gefallen sind?

  • aus: Buet 12 / 2017 / N°32 / Bild 1

    Der Eingang und der Mittelteil der Rue Eugène Welter zeigen bereits die enormen Schäden des ersten Bombenangriffs. Fotos: Pierre Weber (Dudelange) und Archiv Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper.

  • aus: Buet 12 / 2017 / N°32 / Bild 2

    Der Eingang und der Mittelteil der Rue Eugène Welter zeigen bereits die enormen Schäden des ersten Bombenangriffs. Fotos: Pierre Weber (Dudelange) und Archiv Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper.

  • aus: Buet 12 / 2017 / N°32 / Bild 3

    Umfangreiche Aufräumarbeiten mussten mit vereinten Kräften getätigt werden. Blick von der Rue Eugène Welter auf die rechts hinten gelegene Avenue Berchem. In der Bildmitte oben ist die Gaststätte „Bloen Eck“ zu sehen (heute Restaurant-Auberge „La Veranda“) Foto von Herbert Ahrens, 1940-45 Nr. 33 5605, Copyright Photothèque de la Ville de Luxembourg.

  • aus: Buet 12 / 2017 / N°32 / Bild 4a

    Die deutschen Besatzer wussten den Angriff der alliierten Streitmächte auf den strategisch wichtigen Bahnhof propagandistisch für sich auszuschlachten. Auch die Gedenkfeier auf dem Liebfrauenfriedhof mit vielen deutschen Hakenkreuz-Fahnen trug dazu bei (Auszüge aus der Gauzeitung Moselland „Nationalblatt“ vom 11. und 12. Mai 1944).

  • aus: Buet 12 / 2017 / N°32 / Bild 4b

    Die deutschen Besatzer wussten den Angriff der alliierten Streitmächte auf den strategisch wichtigen Bahnhof propagandistisch für sich auszuschlachten. Auch die Gedenkfeier auf dem Liebfrauenfriedhof mit vielen deutschen Hakenkreuz-Fahnen trug dazu bei (Auszüge aus der Gauzeitung Moselland „Nationalblatt“ vom 11. und 12. Mai 1944).

  • aus: Buet 12 / 2017 / N°32 / Bild 5

    Die festlich geschmückte Avenue Berchem in Erwartung der illustren Gäste. Foto: Mme Georgette Recht-Meyers (Howald).

  • aus: Buet 12 / 2017 / N°32 / Bild 6

    Die ganze großherzogliche Familie fand sich zur Gedenkfeier am 03.06.1945 ein. Foto: Mme Georgette Recht-Meyers (Howald).

  • aus: Buet 12 / 2017 / N°32 / Bild 7

    Großherzogin Charlotte ließ sich von Ferdinand Wagner, dem Präsidenten der „Unio’n Houwald“, die Schäden an den betroffenen Häusern zeigen. Foto: Mme. Gertrude Guelf-Winandy (Howald)

  • aus: Buet 12 / 2017 / N°32 / Bild 8a

    Der herrlich geschmückte Außenaltar mit der verhüllten Gedenktafel (links) und der Bildtafel (rechts). Für Letztere wie für die Blumendekoration um den Altar zeichnete François Mehlen verantwortlich. Foto: Mme Éléonore Scheer-Schanen (Dudelange).

  • aus: Buet 12 / 2017 / N°32 / Bild 8b

    Der herrlich geschmückte Außenaltar mit der verhüllten Gedenktafel (links) und der Bildtafel (rechts). Für Letztere wie für die Blumendekoration um den Altar zeichnete François Mehlen verantwortlich. Foto: Mme Éléonore Scheer-Schanen (Dudelange).

  • aus: Buet 12 / 2017 / N°32 / Bild 9

    Die steinerne Gedenktafel befindet sich mittlerweile in der Kirche Howald. Neben den Bombenopfern finden sich dort auch Namen von weiteren Howalder Kriegsopfern. Foto von François Schroeder (Fentange).

  • aus: Buet 12 / 2017 / N°32 / Bild 10

    Auf diesem Foto (zusammen mit dem Verfasser des vorliegenden Artikels) lässt sich die imposante Größe des Bildes erahnen. Die restaurierte Bildtafel wurde bei der „Journée de Commémoration Nationale“ am 10.10.2017 in Hesperingen zum ersten Mal wieder gezeigt.

Tatsächlich waren während der Besatzung durch die deutsche Wehrmacht der Bahnhof Luxemburg und die umliegenden Stadtteile im Mai und August 1944 Fliegerangriffen ausgesetzt. Die Alliierten verursachten bei insgesamt 3 Fliegerangriffen ausgedehnte Zerstörungen an den Bahnhofsanlagen und beschädigten 143 Häuser mehr oder weniger schwer. Dies hatte den Tod von 128 Personen zur Folge und außerdem wurden 72 Verletzte in die Krankenhäuser eingeliefert.

Der erste Angriff erfolgte am 09.05.1944 kurz nach 10 Uhr. Dabei war vor allem der Güter- und Rangierbahnhof „Zwickau“ an der Grenze Howald und Bonneweg Ziel der Bombenabwürfe. Insgesamt 14 Einwohner aus Howald kamen dabei ums Leben. Auch mehrere russische Zwangsarbeiter an den Gleisabschnitten überlebten den Angriff nicht. Eine zweite Attacke erfolgte am 11.05.1944 (gegen 18:40 Uhr) und dabei wurden schätzungsweise 200 Bomben von je 500 kg abgeworfen. Außer den Bahnanlagen und dem westlichen Teil der Route de Thionville waren vor allem der „Letzte Stüber“, der Mühlenweg und Gasperich betroffen. Der dritte Angriff am 09.08.1944 (gegen 10:45 Uhr) galt dem Personenbahnhof und den östlich davon gelegenen Reparaturwerkstätten.

Die Anzahl der Häuser, die in Howald der Zerstörung anheimfielen, belief sich auf 17, davon 10 mit Totalschaden. Bei den Opfern handelte es sich um Maria Blanche-Altenhofen, Anna Schil(t)z-Bauler, Maria Wagner-Brix, Marie Altenhofen-Crendal, Anna Printz-Engelberg, Célestine Fran(t)zen, Marcel Fran(t)zen, Bertha Kimmen-Hatz, Emil Kimmen, Jean-Pierre (dit „Nicolas“) Lessel, Marguerite Blondelot-Modo, Klara Bultgen-Muller, Theodor Pierre sowie Regina Fran(t)zen-Poos. Daneben hatte der Howald noch weitere Opfer zu beklagen, die bei Angriffen außerhalb der Gemeinde Hesperingen ums Leben kamen.

An den ersten Bombenangriff erinnert noch die Straße „Rue du 9 mai“ auf dem zweiten Howalder Plateau sowie eine Gedenktafel mit den Namen von 18 Toten (darunter die 14 des ersten Bombenangriffs), welche der Howald im Zweiten Weltkrieg zu beklagen hatte. Nach der Befreiung war am 27.05.1945 auf dem Friedhof in Bonneweg eine provisorische Gedenktafel errichtet worden, die auch Namen von Opfern aus Howald vermerkte.

Am 3. Juni 1945 fand um 9:30 Uhr dann in Howald eine große Gedenkfeier für die Bombenopfer statt. Dabei war neben mehreren Ministern, einer Ehrenkompanie der Armee, einer Abteilung von „Ons Jongen“ und Vertretern belgischer Resistenzbewegungen auch die ganze großherzogliche Familie präsent. Die Avenue Berchem war feierlich geschmückt worden und Pfarrer Ernest Beres aus Hesperingen hielt unter den erbaulichen Klängen des 1939 gegründeten Gesangvereins „Ro’de Le’w“ ein feierliches Hochamt ab. Eingeweiht wurde dabei eine steinerne Gedenktafel mit den Namen der Toten, die anschließend in der Klosterkapelle angebracht wurde, ehe sie nach der Errichtung der Howalder Kirche (1966) dort im hinteren Teil einen endgültigen Ehrenplatz fand. Daneben hatte François Mehlen (Howald), der auch für die dekorativen Blumenteppiche vor dem Außenaltar in der Avenue Berchem verantwortlich zeichnete, ein glasgerahmtes Bild mit den Fotos der Opfer angefertigt.

Leider war dieses Bild, das sich kurzzeitig auch im Kloster befand, wenig später verschwunden und erst Ende 2016 konnte es dank der Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper wiedergefunden und restauriert werden. Die Gemeindeverantwortlichen ließen es sich nicht nehmen, die Kosten für die Wiederherstellung dieses wertvollen Unikats zu übernehmen und es 2017 bei der Journée de Commémoration Nationale in Hesperingen zu zeigen. In naher Zukunft soll das historische Bild seinen endgültigen Platz neben der steinernen Gedenktafel in der Howalder Kirche finden.


Roland Schumacher
Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper

… dass es in der Gemeinde Hesperingen früher mehrere Fahrradvereine gegeben hat?

  • aus: Buet 09 / 2017 / N°31 / Bild 1

    Gründungsdokument der Union-Cycliste Alzingen aus dem Jahre 1929

  • aus: Buet 09 / 2017 / N°31 / Bild 2

    Das einzige bekannte Foto der Kegel- und Fahrradgemeinschaft „Les gais amis“ aus Alzingen. Von links nach rechts, obere Reihe: Pierre Platz, ???, ???, Dominique Moritz, Roger Kujawa, ???, ???. In der Mitte, gebückt: Elise Scholtes. Untere Reihe: ???, ???, Jean Bousser, Catherine Remakel, Marcel Birtz, ???, Jean Scholer.

  • aus: Buet 09 / 2017 / N°31 / Bild 3

    (Mathias) Joseph Biwer aus Fentingen (geb. am 14.03.1897 in Ehrang, Deutschland) in voller Rennmontur

  • aus: Buet 09 / 2017 / N°31 / Bild 4

    Vier junge Männer aus Fentingen (teilweise mit Rennrädern), von links nach rechts: Gantenbein (?), Nic. Kleyer, Albert Thillen, Scholer (?). Kurz nach 1920 auf der Straße Fentingen-Roeser ...

  • aus: Buet 09 / 2017 / N°31 / Bild 5a

    Die Luxemburger Volkszeitung Nr. 50 vom 23.06.1899 belegt die „Geburt“ des Vereins „L’Hirondelle de Hesperange“ ... wie auch die Ausgabe Nr. 83 vom 17.10.1899.

  • aus: Buet 09 / 2017 / N°31 / Bild 5b

    Die Luxemburger Volkszeitung Nr. 50 vom 23.06.1899 belegt die „Geburt“ des Vereins „L’Hirondelle de Hesperange“ ... wie auch die Ausgabe Nr. 83 vom 17.10.1899.

  • aus: Buet 09 / 2017 / N°31 / Bild 6

    Anstecknadel des 1921 gegründeten Hesperinger Fahrradvereins „Frisch auf“

  • aus: Buet 09 / 2017 / N°31 / Bild 7a

    Tageblatt vom 14.09.1923

  • aus: Buet 09 / 2017 / N°31 / Bild 7b

    Tageblatt vom 14.09.1923

  • aus: Buet 09 / 2017 / N°31 / Bild 8

    Im Hof des Café Wintringer in Itzig: Jean Becker (Mitte)...

  • aus: Buet 09 / 2017 / N°31 / Bild 9

    Tatsächlich scheint der Guidon Alzingen (die Abkürzung steht wohl für „Velo Club Guidon“) schon vor 1910 bestanden zu haben, wie diese kürzlich aufgetauchte Anstecknadel vermuten lässt. Offiziell war der Verein am 5. Januar 1910 unter dem Namen „Le Gydon d’Alzange“ gegründet worden.

  • aus: Buet 09 / 2017 / N°31 / Bild 10

    Das „Goldene Buch“ anlässlich der 100-Jahrfeier des Guidon Alzingen. Interessenten können das Buch noch bei den Verantwortlichen des Vereins erwerben.

Tatsächlich ist der heutige „Guidon Alzingen“ der einzige Verein, der die Zeit überdauert hat und mittlerweile seit 107 Jahren existiert. In den Anfangsjahren aber gab es in allen 4 Sektionen (Howald war immer der Sektion Hesperingen zugehörig, auch wenn es heute die Ortschaft mit den meisten Einwohnern ist) solche Vereine, die aber nicht alle denselben Zweck erfüllten und vor allem sehr viel kurzlebiger waren.

In Alzingen selbst ist gar ein solcher Fahrradverein im Jahre 1929 gegründet worden, der wohl als Freizeitverein aus der Taufe gehoben wurde und als Ziel „aider le sport et ceci dans un cadre paisible et recréatif“ angab. Ob dies als Seitenhieb gegen eine mögliche rauere Gangart bei dem Konkurrenzverein „Guidon“ zu verstehen ist, mag dahingestellt sein. Die besondere Verbindung zu dem Alzinger Gesangverein wurde verstärkt hervorgehoben und mag auf den Gründer der „Union-Cycliste“ (und Präsidenten des Gesangvereins) Albert Bousser (1906-1995) hindeuten. Dem späteren Bürgermeister und Minister hatten sich insgesamt 31 aktive und 16 inaktive Mitglieder angeschlossen. Dabei war er selbst seit Kindesbeinen beim „Guidon“ aktiv gewesen und war 1925 sogar Sekretär des Vereins. 1929 gründete er dann einen „Allround“ Sportverein mit eben jener Abteilung Radsport. Die Freizeitaktivitäten auf dem Gebiet des Kegelspiels, Kartenspiels und der Ausflüge zu Fuß förderten die Geselligkeit der Mitglieder.

Auch die kleine Ortschaft Fentingen besaß Anfang der 1920er Jahren einen Fahrradverein. 1922 (Präsident war Emil Ziger und Schriftführer Jules Loeven) baten die Mitglieder den Gesangverein um die Erlaubnis, deren Versammlungslokal und Theatersaal über dem Geräteschuppen des Lokalvereins (Haus Stiffen, später Haus Joachim) für eine Theateraufführung nutzen zu dürfen. Der Name des Vereins war „Rapid“ und das Vereinslokal war das Café Kirpach.

Der Gemeindehauptort Hesperingen aber besaß wohl den frühesten Radsportverein, denn im Mai 1899 wurde dort der Club „L’hirondelle de Hesperange“ gegründet. Präsident war Franz Schons und Vizepräsident Mathias Heisbourg, als weitere Mitglieder des Vorstands werden die Namen Hansen, Reuter und Weydert genannt. Dieser Verein veranstaltete dann auch Wettrennen, aber er hatte wohl keinen langen Bestand, denn 1921 wurde dann ein anderer mit dem Namen „Frisch auf“ gegründet. Dieser „Velo-Club Hespérange“, wie auf Diplomen vermerkt wurde, organisierte sogar Rennen im hauptstädtischen Vélodrome (1923), an denen sich auch die Lokalmatadoren Nic. und Jempy Engel beteiligten. Anfang oder Mitte der 1930er Jahre aber hatten alle Hesperinger Fahrradvereine ihre Tätigkeit eingestellt. Offiziell trat der „Veloclub Hesper“ im Juni 1937 aus der F.S.C.L. aus.

Auch Itzig besaß sehr früh einen „Veloenklub“, der sich 1909 bereits Statuten gegeben hatte. 1912 veranstaltete der Verein ein Junioren-Rennen und beteiligte sich auch 1913 an der Konstantinfeier in Itzig. Der Verein muss dann aber wohl aufgehört haben zu existieren, denn ein neuer Verein wurde 1921 gegründet und im Folgejahr offiziell in der F.S.C.L. aufgenommen. Bis 1931 sind Tätigkeiten (Wettrennen) belegt und der unlängst verstorbene Michel Hensgen wusste daneben von sogenannten „Kirmes-Coursen“ zu berichten. 1934 beteiligt sich der Verein noch an einem Umzug des „Velo-Club La Source de Syren“, dann verliert sich die Spur.

So bleibt der 1910 gegründete „Guidon Alzingen“ der einzige überlebende Fahrradverein der Gemeinde Hesperingen. Rege Aktivitäten als „Loisir-Club“ (während des Krieges wurde der Verein in „Lenkstange Alzingen“ umgetauft) wurden über die Jahre begleitet von Theateraufführungen, Tombolas und „kermesses flamandes“, aber auch in der Beteiligung und gar Organisation von Wettrennen machen sich die Mitglieder und Verantwortlichen des „Guidon Alzingen“ seit Jahren einen guten Namen. Höhepunkt der letzten Jahre war 2010 die Organisation der nationalen Meisterschaften anlässlich des 100. Geburtstags des Vereins.


Roland Schumacher
Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper

… dass es in Howald früher eine Einsiedelei mitsamt einer Kapelle gegeben hat?

  • aus: Buet 06 / 2017 / N°30 / Bild 1

    Neben der Einsiedelei (ganz rechts) an dem alten Waldweg oberhalb der „Route de Thionville“ sind hier die alte und die neue Alzettebrücke in Hesperingen zu sehen. Carte levée prés de Luxembourg Jusqu’a Eweringen terre de France (1758).Archives générales du Royaume Bruxelles, fonds 'Cartes et plans manuscrits I n° 1279'

  • aus: Buet 06 / 2017 / N°30 / Bild 2

    Das rote Kreuz in der Rue Ernest Beres (südliche Spitze des dortigen Spielplatzes) zeigt den Standort des früheren Galgens laut den ältesten Karten (Ferraris usw.), während der blaue Kreis die Stelle zeigt, an der sich die Kapelle befunden haben soll (am Ende der heutigen „Rue de l’ermitage“). Leider wurden dort durch die Steinbrüche erhebliche Stein- und Bodenmassen abgetragen, so dass sich an der Stelle mit Sicherheit keine Spur mehr finden lässt (Foto: Archiv Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper).

  • aus: Buet 06 / 2017 / N°30 / Bild 3

    Markgraf Ludwig Georg Simpert von Baden-Baden (1702-1761), der den Abriss von Kapelle und Einsiedelei im Jahre 1759 anordnete (Privatsammlung).

  • aus: Buet 06 / 2017 / N°30 / Bild 4

    Nicolas Ungeschick (1728-1800), der damalige Pfarrer in Itzig. Bild von Ignatius Millim (Pfarrkirche Mondorf-les-Bains), freundlicherweise durch Fernand Toussaint aus Hobscheid zur Verfügung gestellt (Foto von Jochen Herling, Godbrange).

  • aus: Buet 06 / 2017 / N°30 / Bild 5

    Restaurierte Madonna aus Ton (61 cm hoch, 41 cm breit und 19 cm tief), die der Einsiedler Gabriel Cock im Jahre 1727 in der Klause auf Howald angefertigt hat und die sich seit 1979 im Besitz des Nationalmuseums für Geschichte und Kunst befindet (COX Gabriel, Vierge à l’enfant, Musée national d’Histoire et d’Art 1979-029/001 Photo Tom Lucas).

  • aus: Buet 06 / 2017 / N°30 / Bild 6

    Rücken der Madonna mit der Inschrift: „Ich bruder gabriel Wohaftig auf dem howalt hab disse figur gemacht im jar 1727 den 13 october a majorem die gloria“ (COX Gabriel, Vierge à l’enfant, Musée national d’Histoire et d’Art 1979-029/001 Photo Tom Lucas).

  • aus: Buet 06 / 2017 / N°30 / Bild 7

    Statue des Hl. Job aus der Loreto-Kapelle Howald. Sie wurde erst kurz vor dem Abriss von Kapelle und Einsiedelei im Jahre 1759 angeschafft und befindet sich heute im Pfarrarchiv Howald. Die Statue ist (ohne den 4 cm hohen nachträglich angebrachten Sockel) 76 cm hoch, 34 cm breit und 18,5 cm tief und zwei abgebrochene Finger der ausgestreckten linken Hand harren der Restaurierung (Foto von Norbert Hansen, Schoenfels).

Tatsächlich sollen sich die Einsiedelei und die Kapelle in Howald in der Nähe des Galgens (1277 zum ersten Mal schriftlich erwähnt) befunden haben, der nach dem Abgleich aller bekannten Karten dieser Zeit in etwa auf der südlichen Spitze des Spielplatzes der heutigen „Rue Ernest Beres“ gestanden haben könnte.

In der Nähe des Galgens hat sich eine Kapelle befunden, die zwischen 1629 und 1713 erbaut worden und Besitz der Badener Grafen gewesen ist, die (nach den Herren von Rodenmacher) von 1492 bis 1795 über die Herrschaft Hesperingen verfügt haben. Auch eine Einsiedlerklause (um 1701 erbaut) hat sich dort bis 1759 befunden.

Nach Funden einiger Reste einer Türschwelle und eines gepflasterten Bodens im Jahre 1865 kann man davon ausgehen, dass sich die Kapelle an dem alten Weg etwa 120 m westlich der jetzigen „Route de Thionville“, auf dem Kamm des sogenannten „Kiischtebiergs“, befunden hat. Vor dem Bau der heutigen Straße im Jahre 1760 ging ein Pfad, der bei der „Drousbëcht“ den Wald hinaufleitete und nach Luxemburg führte, dicht an dieser Kapelle, die mit einem dunklen Muttergottesbild versehen war, vorbei.Am Sonntag nach Mariä Himmelfahrt sei die Muttergottesstatue prozessionsweise von der Howalder Kapelle hinab in die Sank-Nikolaus-Kapelle nach Hesperingen getragen worden und dann nach einer feierlichen Vesper des Itziger Pfarrers (Hesperingen wurde erst 1849 eine eigene Pfarrei), wieder in Prozession zurückgebracht worden, bis sie altersbedingt im Jahre 1896 ersetzt werden musste.

Die Marienkapelle soll laut einem Bericht des Trierer Bistumsarchivs von 1713/14 schon im 17. Jahrhundert existiert haben und der Frau von Loreto geweiht gewesen sein, einem Wallfahrtsort in der italienischen Provinz Ancona. Um1701 wird auf Betreiben der Mitherrin von Esch/Sauer und Pfanderbin von Hesperingen, Mme de Stassin, ein Einsiedler zur Betreuung des Oratoriums berufen und er darf die Klause als Wohnung an die Kapelle anbauen. Später kam ein kleiner Garten hinzu. Dies wäre zur Amtszeit des Itziger Pfarrers Johannes Cappes (Cappesius) gewesen (1679-1720/21). Leider sind weder für die Errichtung der Kapelle noch der Einsiedelei verlässliche Dokumente als Quelle nachweisbar. Da Hesperingen damals zum größten Teil zur Pfarrei Itzig gehörte (11 Häuser unterstanden der Pfarrei Fentingen), wird die Kapelle manchmal auch als Kapelle von Itzig bezeichnet, aber mit dem Zusatz „Loreto“ und „Howald.“

Gut ein halbes Dutzend Einsiedler und Gebetsbrüder sind heute namentlich bekannt, deren religiöses Eremitendasein öfter auch mit einem rebellischen, streitbaren Geist insbesondere gegenüber Vorgesetzten einherging. Der letzte Einsiedler mit Namen Wendelin Traud wurde gar einer Brandstiftung in Hamm beschuldigt und wäre fast hingerichtet worden, wenn sich der wahre Täter nicht vorher gefunden hätte. Dennoch hatte der Markgraf von Baden als Besitzer der Herrschaft Hesperingen in der Zwischenzeit seinen Ärger kundgetan und die Einsiedelei am 02.05.1759 und am 12.07.1759 auch die Kapelle selbst abreißen lassen, wie auch Nicolas Ungeschick, der damalige Pfarrer in Itzig, notiert. Die Materialien wurden versteigert und die Möbel und Kleider kamen nach Hesperingen (Nikolauskapelle) und Itzig (Pfarrkirche). Der Standort von Kapelle und Einsiedelei ist durch die Steinbrüche abgetragen worden und als letzte Relikte dieser Zeit verbleiben noch eine Muttergottesfigur aus Ton und eine Statue des Hl. Job.

Den vollständigen Artikel des Autors kann man nachlesen in: nos cahiers, Lëtzebuerger Zäitschrëft fir Kultur, Nr. 3/4 (2015)

 

Roland Schumacher
Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper

… dass es früher einen Kanton Hesperingen gegeben hat?

  • aus: Buet 03 / 2017 / N°29 / Bild 1

    Detail eines Bildes von der Kapitulation der Österreicher im Lager der Franzosen in Itzig am 7. Juni 1795 „dessiné et gravée par un Volontaire français au Camp“. Der Einzug der Franzosen in die Festung Luxemburg erfolgte zwei Tage später. Foto: Marcel Schroeder Nr. 19.981, Copyright Photothèque de la Ville de Luxembourg.

  • aus: Buet 03 / 2017 / N°29 / Bild 2

    Diese Ausmaße besaß der Kanton Hesperingen, würde man ihn auf eine heutige Karte übertragen. Gut sichtbar ist auch der eingekesselte Stadt-Kanton Luxemburg.

  • aus: Buet 03 / 2017 / N°29 / Bild 3

    Stempel des Kantons Hesperingen am 13 prairial an IV (01.06.1796). Joseph Antoine Schanus ist zu dem Zeitpunkt Kommissar, die Präsidentenstelle unbesetzt und Louis Offenheim ist Sekretär (ANLux B 566-9)

  • aus: Buet 03 / 2017 / N°29 / Bild 4

    Bereits Ende 1795 existierte vorgedrucktes Briefpapier mit dem Namen des Kantons, hier am 6 nivôse an IV (27.12.1795) für den damaligen Kommissar Jean Pierre Schmit. (ANLux B 567-25).

  • aus: Buet 03 / 2017 / N°29 / Bild 5

    „J’ai vu de plus sur la Porte d’une Maison isolée sise sur la Riviere et le grand Chemin avant d’arriver à Hesperange que je crois être le Moulin, une Effigie de Saint, non encore enlevé.“ Bericht des Lieutenant Pierre der Gendarmerie Nationale über den Ungehorsam einiger Bürger Hesperingens bezüglich der französischen Gesetze den religiösen Kult betreffend. Dabei handelte es sich um die Statue des hl. Donatus über der Tür der 1770 errichteten Neumühle („Wollleffsmillen“), die noch immer im Familienbesitz ist. Heute befindet sich eine Muttergottesstatue über der Tür. (Foto von François Schroeder, Fentingen)

  • aus: Buet 03 / 2017 / N°29 / Bild 6

    Ernennungsurkunde von Joseph Antoine Schanus zum „Commissaire du Directoire Exécutif près l’administration Municipale du Canton d’Hesperange“ am 08.05.1796 (ANLux B 566-8). Unterschrieben hat der Commissaire du Gouvernement Louis-Guislain Bouteville du Metz (Bild: http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b8559325b, Bibliothèque Nationale de France).

  • aus: Buet 03 / 2017 / N°29 / Bild 7

    Ernennungsurkunde von Joseph Antoine Schanus zum „Commissaire du Directoire Exécutif près l’administration Municipale du Canton d’Hesperange“ am 08.05.1796 (ANLux B 566-8). Unterschrieben hat der Commissaire du Gouvernement Louis-Guislain Bouteville du Metz (Bild: http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b8559325b, Bibliothèque Nationale de France).

  • aus: Buet 03 / 2017 / N°29 / Bild 8

    Die Kirchen wurden zu „Decadi-Tempel“ herabgewürdigt, in denen Feste und Wahlen abgehalten wurden. Die Kantonalverwaltung Hesperingen tagte in der Kirche Alzingen (Postkarte: J. M. Bellwald, Echternach, Nr. 581; Sammlung Roland Hellers aus Roeser).

  • aus: Buet 03 / 2017 / N°29 / Bild 9

    Der Miliz-Kanton Hesperingen und die Rekrutierung des Jahres 1816 (ANLux C 0443)

Tatsächlich war Hesperingen einmal Kantonalhauptort und dies von 1795 - 1802 unter der französischen Herrschaft. Während der Anfangszeit wurde noch nichts an der alten Ordnung verändert, aber nach dem Sieg der Franzosen und dem Abmarsch der letzten österreichischen Truppen (12.06.1795) erfolgte eine neue Verwaltungsordnung für das alte Herzogtum Luxemburg und die Grafschaft Chiny, wobei man bemüht war, die Grenzen der alten Propsteien und Herrschaften bei der Bildung der Kantone nach Möglichkeit zu berücksichtigen. Im Wälderdepartement bildeten die gewählten Agenten des Kantons die Munizipalverwaltung. Mehrere Versuche, neu geschaffene Kantonalverwaltungen mit Friedensgerichten anstelle der alten Gerichte zu bilden, gipfelten schließlich in einer Neueinteilung mit 26 Kantonen und am 11.08.1795 dann wurde zusätzlich der „canton appelé vulgairement banlieu de Luxembourg“ in deren zwei aufgeteilt: der östliche Teil („Levant“) mit Hesperingen als Hauptort und der westliche („Couchant“) mit Mersch als Kantonalhauptort. François Bockholtz wurde am selben Tag als Friedensrichter in Hesperingen ernannt (mit Sitz in Biwingen) und Jean-Pierre Nothomb zum Gerichtsschreiber („greffier“).

Am 11.08.1795 entstand der Kanton Hesperingen und nach mehreren Einteilungen erfolgte am 22.10.1796 ein Beschluss des „Commissaire Général“ Louis-Guislain Bouteville du Metz, der präzisierte, dass Kanton und Hauptort denselben Namen tragen sollten. Dieser Beschluss definierte (bis 1802) endgültig die Abgrenzungen des Wälderdepartements wie auch des Kantons Hesperingen mitsamt den 61 Ortschaften und diversen Höfen und den 16 „agences“ (den Vorläufern der heutigen Gemeinden), die dazu gehörten: Alzingen (bis 1823 bestand die heutige Gemeinde Hesperingen aus den beiden Gemeinden Alzingen und Hesperingen), Bertrange, Bettembourg, Contern, Dudelange, Eich, Frisange, Hesperange, Hollerich, Kayl, Leudelange, Merl, Roeser, Sandweiler, Strassen, Weiler-la-Tour. Das machte laut den damaligen Listen 8.868 Einwohner.

Obwohl Hesperingen nicht die größte Gemeinde war, erfüllte sie aber einige der nötigen Bedingungen. Die Gemeinde lag in etwa in der Mitte des Kantons und hatte schon in den Jahrhunderten vorher als „Herrschaft Hesperingen“ eine nicht unbedeutende Rolle gespielt. Andere Kriterien wurden aber nicht erfüllt. Der Kanton Hesperingen war der neuntgrößte Kanton von deren 27 zu dieser Zeit. Zu der Verwaltung gehörten Kommissare, Präsidenten, Sekretäre und Friedensrichter, die von sogenannten Wahlmännern erkoren wurden.

Ein Umstand, der die Bevölkerung des „Département des Forêts“ schwer traf, war die Einführung von Zwangsabgaben (Steuergelder, Ernte, Vieh usw.). Verantwortlich hierfür sollte die Kantonalverwaltung sein, welche oft Probleme bei den fristgerechten Lieferungen hatte. Johann Baptist Stiff aus Fentingen, der „maire“ der „Agence“ Alzingen und spätere Präsident des Kantons Hesperingen, wurde 1795 gar wegen verspäteter Lieferungen kurzzeitig verhaftet.

Die Franzosen führten außerdem die Zwangsrekrutierung ein. Eine „Blutsteuer“ sollte die ab Anfang 1798 zunehmend aggressivere Außenpolitik der Franzosen sichern. Dazu wurde ab dem 19 fructidor an VI (05.09.1798) eine allgemeine Wehrpflicht eingeführt, welche die Männer zwischen 21 und 25 Jahren betraf. Die Kantonalverwaltung musste dazu die Listen erstellen, die neben den Angaben der Eltern, des Geburtsdatums und des Wohnorts auch Aufschluss über Größe, Gesichtszüge und besondere Kennzeichen gaben.

Die antikatholische Politik des französischen „Directoire“ war schließlich verantwortlich für eine ganze Reihe von einschneidenden Maßnahmen gegen die Kirche. Die Priester, welche den Eid auf die französische Republik nicht schworen, wurden verfolgt und deportiert.

Ab 1796 fand die „Schobermesse“ nicht mehr innerhalb der Festungsmauern statt, sondern auf dem Glacis, und weil der Limpertsberg dem Kanton Hesperingen unterstellt war, wollte dieser die Schobermesse selbst organisieren, was die französische Oberbehörde aber nach längeren Streitereien im Jahre 1798 untersagte, bis 1802 dann eine neue Kantonsbegrenzung das strittige Problem von selbst löste. Ab dem 06.03.1802 gab es den Kanton Hesperingen nicht mehr im administrativen Bereich, aber von 1816 – 1846 existierte noch ein Miliz-Kanton Hesperingen unter der niederländischen Verwaltung.

Den vollständigen Artikel des Autors kann man nachlesen in: nos cahiers, Lëtzebuerger Zäitschrëft fir Kultur, Nr. 3/4 (2015)

 

Roland Schumacher
Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper