… dass sich bei der Alzette-Brücke in Hesperingen früher eine Mühle befunden hat?

  • aus: Buet 06 / 2014 / N°18 / Bild 1

    Die Teschenmühle nach der schweren Mehlstaubexplosion vom 28. August 1893. Dabei kommen 4 Arbeiter ums Leben: Nicolas Hermes, Jean Kayser, Henri Kremer und Jean-Pierre Laux, alle in Hesperingen wohnhaft. Collection Frédéric Ensch-Famenne (Belgien).

  • aus: Buet 06 / 2014 / N°18 / Bild 2

    Detail einer Luftaufnahme vom 04.08.1954. Der Mehlstaub auf dem Dach der Mühle ist deutlich zu sehen. Diese „épreuve sommaire“ von J. Combier dient später als Vorlage für eine Postkarte. (Collection privée Paul Lacour, Hesperange)

  • aus: Buet 06 / 2014 / N°18 / Bild 3

    Ein Bild aus dem Buch „Luxemburg, seine Mühlen, sein Brot“ (Michel Blanc), Luxemburg 1939, S. 105. Die Aufnahme stammt von dem hauptstädtischen Fotografen Pierre Kohnen.

  • aus: Buet 06 / 2014 / N°18 / Bild 4

    20 bis 30 Meter hoch schießen die Flammen laut Zeitungsberichten in die Höhe, als das Lager der Firma Pierre Maroldt et Cie in der Nacht vom 2. auf den 3. September 1955 in Brand gerät. (Archiv Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper GGH 2553)

  • aus: Buet 06 / 2014 / N°18 / Bild 5

    Der Großbrand hat verheerende Schäden an dem gewaltigen Bauwerk hinterlassen. Foto von Tony Krier (Film 2098), Copyright Photothèque de la Ville de Luxembourg.

Seit jeher ist sie Bannmühle gewesen und abhängig von der Herrschaft Rodenmacher, den Erbauern der Burg Hesperingen. Nach deren Niederlage gegen die Burgunder kam die Herrschaft Hesperingen 1492 in den Besitz der Markgrafen von Baden. 1656 ist Eucharius (von) Rümling gleichzeitig Meier der an den Herrn Bosch verpfändeten Herrschaft Hesperingen wie auch Pächter der von seinem Knecht bewirtschafteten Mühle. Drei Jahre später ist er noch immer dort und führt neben der Mühle auch noch einen Gasthof („hostellerie“), die er beide als Ruine in einem desolaten Zustand gekauft haben will. 1690 beklagen sich 35 Einwohner der Herrschaft Hesperingen wegen „Übervorteilung“ bei der „wohledle(n) ehrentugendreiche(n) frau witwe von Stassing“ über Johannes Scholer, Müller auf ihrer Bannmühle in Hesperingen.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wird die Mühle an Jacoby, einen Offizianten des Kürfürsten von Trier, verpfändet. Sie hat zwei Gänge und zusätzlich ein Sägewerk. 1770 deklariert Jacoby von Ulmen (aus dem Kölnischen) das Anwesen mit 30 Morgen Kornland, 1 Morgen Land und 2 Morgen Wiese.

Mindestens seit 1781 ist die Mühle auch Brauhaus und führt den Namen „Breieschmühle“. Seit der Heirat des Alzingers François Kleyer mit Marie Remacle, der Tochter des Bierbrauers Jean Remacle und seiner Ehefrau Maria Nockels, im Jahre 1802 kommt auch der Name „Kleyeschmillen“ auf. François Kleyer ist gleichzeitig Ackerer, Müller, Bierbrauer und Gastwirt („Gasthaus zur Mühle“). Außerdem hat er den Bürgermeisterposten inne (1816-1823) und ist Barrierenpächter.

Weitere Besitzer: Witwe Marie Kleyer-Remacle mit ihren Söhnen Jacques, Jean und Joseph (1843), Joseph Kleyer (1854), Emile Plumier-Kleyer (1877) und Paul Becker und Cie (1884).

1886 erwirbt der 1853 in Messancy geborene Anwalt Georges Tesch die Mühle, die alsbald seinen Namen („Teschenmühle“) übernimmt. Er baut sie zu einer bedeutenden Handelsmühle und Großbrennerei aus. Die neu errichteten Silos fassen 6.000 Säcke Getreide. Im Januar 1891 bricht in der Mühle eine Feuersbrunst aus, die 6.000-7.000 Franken Schaden verursacht.

Am 28.08.1893 erfolgt dann gegen 13.15 Uhr eine mächtige Mehlstaubexplosion, die Mühle und Wohnhaus zusammenstürzen lässt. Die Familie Tesch sitzt gerade beim Mittagstisch und kann wie durch ein Wunder unverletzt durch ein Fenster nach draußen gelangen, aber von den 14 Arbeitern kommen nur 4 mit dem Schrecken davon, 6 weitere werden mehr oder minder schwer verletzt und deren 4 kostet die Katastrophe gar das Leben. Die gewaltige Explosionswelle wirkt sich bis nach Alzingen aus, wo gar eine Mauer des Schulgebäudes einstürzt. Den durch eine Versicherung abgedeckten Schaden schätzt man auf 800.000 Franken. Nach dem Wiederaufbau wird Georges Tesch 1904 als Besitzer einer Mühle mit kombiniertem Dampf- und Wasserantrieb genannt. 1920 wird das Anwesen von Nicolas Robert-Wewer übernommen, der Anfang der 1930er Jahre den Betrieb einstellt.

Das Industriegebäude geht 1942 an die Firma Pierre Maroldt und Cie, deren Inhaber daraus ein Verkaufslager für Getreide, Futtermittel, Brennmaterial usw. macht. Am 24.09.1955 fällt das Hauptgebäude frühmorgens  einem Brand zum Opfer. 5.000 Ballen Getreide werden dabei ein Raub der Flammen, die laut Zeitungsberichten 20-30 Meter hoch gegen Himmel lodern. Viele Einwohner Hesperingens erfahren erst in den Morgenstunden von dem Unglück, da die Feuersirene ironischerweise auf dem Dach der Mühle installiert und gleich außer Betrieb gewesen ist. 1960 werden die Mauerreste der Brandruine abgetragen und der Platz wird vom Staat gekauft, der dort ein Depot für die Straßenbauverwaltung anlegt.

 

Roland Schumacher
Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper

… dass die Gemeinde Hesperingen über mehrere Lehrpfade verfügt?

  • aus: Buet 03 / 2014 / N°17 / Bild 1

    Die Begleitbroschüren in Deutsch und Französisch beinhalten wertvolles Begleitmaterial und dienen dazu, Gegenwart und Vergangenheit unserer naturnahen Alltagswege erhalten und an die nächsten Generationen weiterzuleiten.

  • aus: Buet 03 / 2014 / N°17 / Bild 2

    Die Schautafeln des ersten Lehrpfads wurden mittlerweile durch stabilere Metallkonstruktionen ersetzt (hier Dorfkern und alte Schule Fentingen, Fotos: Roland Schumacher).

  • aus: Buet 03 / 2014 / N°17 / Bild 3

    Die Schmalspurbahn „Jangeli“ (hier vor der Kirche in Alzingen) stellt einen der zahlreichen kulturhistorischen Bereiche des ersten Lehrpfads dar. (Postkarte: Maurice Kirsch)

  • aus: Buet 03 / 2014 / N°17 / Bild 4

    Das Kloster in Itzig wird auf einer der insgesamt 22 Hinweistafeln des zweiten Lehrpfads behandelt. (Foto: Archiv Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper)

  • aus: Buet 03 / 2014 / N°17 / Bild 5

    Am 05.06.2004 erfolgte die Einweihung des ersten Lehrpfads. (Foto: Sven Fournelle)

  • aus: Buet 03 / 2014 / N°17 / Bild 6

    Einweihung des Itziger Lehrpfads am 28.05.2008 (Foto: Armand Gillen)

Mitte des Jahres 2001 war die Gemeindeverwaltung an die Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper herangetreten, um diese zur Mitarbeit an einem von der Gemeinde und dem Oeko-Bureau Rumelange geplanten Lehrpfad zu bewegen. Es stellte sich schnell heraus, dass insgesamt drei dieser didaktischen Wanderwege geplant waren. Die erste Route führt über Hesperingen/Süd, Alzingen und Fentingen, ein zweiter Lehrpfad behandelt Itzig und Umgebung und ein dritter ist für 2015 geplant und soll vom „Holleschbierg“ an der Hesperinger Kirche vorbei Richtung Howald führen.

Die Landschaft hat sich tatsächlich seit der Mitte des 20. Jahrhunderts stark verändert und private und öffentliche Bautätigkeit sowie die Infrastruktur für Gewerbe, Handel und Verkehr haben manche Sehenswürdigkeiten der traditionellen Kulturlandschaft verschwinden lassen. Den Rundwegen, die unter dem Motto „Natur, Kultur und Geschichte“ stehen, sollen deshalb dazu dienen, das noch vorhandene natur- und kulturhistorische Erbe zu erhalten und jedem zugänglich zu machen. Reich bebilderte Schautafeln und explizite Informationsbroschüren begleiten den interessierten Wanderer auf seinem Weg.

Das zusammenhängende Netz von Wanderwegen soll dabei die einzigartige Symbiose von Natur und Geschichte verdeutlichen und gerade auch der Jugend als didaktisches Informationsmaterial vermittelt werden. Mittelfristig sollen die Lehrpfade auch dazu dienen, die Identität der Gemeinde gegenüber allzu fortschrittlichen Expansionsdrang zu bewahren und sie stellen zudem stellen eine touristische Bereicherung dar.

Der erste Lehrpfad, der am 05.06.2004 eingeweiht worden ist,  führt auf einer Länge von 6,9 Kilometern von dem Rathaus in Hesperingen aus zu dem Zentrum der Ortschaft Alzingen, wobei Jangeli, Kirche und Ortschaft Alzingen im Mittelpunkt stehen. Anschließend geht die Route am Camping-Platz vorbei über die renaturierte Alzette Richtung Fentingen, wo sie in der rue Nicolas Mersch und dem alten „Gëntenkräiz“ herauskommt. An der Kirche, der alten Schule und der Gantenbein-Mühle in Fentingen vorbei geht es dann in den „Sengerbësch“ über die „Duelemerbach“ am „Kéibuer“ (war ehemals auch Waschbrunnen) vorbei und über die rue de Kockelscheuer entlang dem „Hollemollefiels“, dem „Klengelbuer“ und dem Freiheitsbaum Richtung Burg Hesperingen. Dabei geht es dann mit den Themengebieten Centre Civique, Park und Rathaus zum Ausgangspunkt zurück.

Der zweite Lehrpfad hat die Ortschaft Itzig und die nähere Umgebung zum Inhalt und ist am 28.05.2008 eingeweiht worden. Er ist 8,8 Kilometer lang und führt von der Pfarrkirche aus durch die Ortschaft selbst als auch durch die Natur. Insgesamt 22 Hinweistafeln begleiten den kulturhistorischen Wanderer auf seinem Weg. Den früheren Römerweg („Kiem“) entlang der Kirche geht es durch den alten Dorfkern Richtung „Izeger Stee“ und zur „Gantenbein-Mühle“, wobei diverse Hinweistafeln zur Flora und Fauna wie auch zu dem „Engel der Berge“, Charly Gaul, der seinen Lebensabend in Itzig verbrachte, den interessierten Wanderer begleiten. Die Schautafeln und die Informationsbroschüre mit Informationen zu prähistorischen und paläontologischen Funden wie auch zum Bahnhof Sandweiler-Contern und zum Industrieunternehmen Du Pont de Nemours (die beide zumindest teilweise auf Itziger Boden stehen) führen dann zurück ins Dorf, wo auch das Kloster lokalhistorisches Aufmerksamkeit erfährt.

Die Gemeinde Hesperingen bringt seinen interessierten Einwohnern durch diese beiden Lehrpfade die Vielfalt der Natur, Kultur und Geschichte näher und die beiden Begleithefte bieten eine wertvolle nachhaltige Dokumentation.


Roland Schumacher
Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper

… dass in Hesperingen im Jahre 1944 ein US-Panzer in die Alzette stürzte?

  • aus: Buet 12 / 2013 / N°16 / Bild 1

    Die Gemeindeverwaltung und die Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper veröffentlichten eine Broschüre zu den Ereignissen. (Autoren: Christian Pettinger und Roland Schumacher).

  • aus: Buet 12 / 2013 / N°16 / Bild 2

    Die zerstörte Brücke war auf der nördlichen Seite an einer schmalen Stelle in der Länge noch begehbar, da man wegen der Schmalspurbahn „Jangeli“, deren Gleise dort verliefen, einen Eisenträger untergezogen hatte.

  • aus: Buet 12 / 2013 / N°16 / Bild 3

    Am Geländer der neuen Brücke (Architekten: Bruck und Weckerle) hatten die Gemeindeverantwortlichen eine Serigraphie und den Bericht des Augenzeugen Paul Keller (in Deutsch und Englisch) anbringen lassen.

  • aus: Buet 12 / 2013 / N°16 / Bild 4

    Ehrengäste (von l. n. r.): Député-Maire Marc Lies, Jimmy Russ (der Sohn eines der Opfer), US-Botschafter Robert A. Mandell und Minister Luc Frieden. Dahinter Paul Kridel, der Verantwortliche für die Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde.

  • aus: Buet 12 / 2013 / N°16 / Bild 5

    Einweihungszeremonie (von l. n. r.): Schöffe Théo Zeimes, die Abgeordnete und Schöffin Diane Adehm, US-Botschafter Robert A. Mandell, Minister Luc Frieden, Jimmy Russ, Député-Maire Marc Lies, Schöffe Ali Thull, Kathy Russ-Moyes, Roland Schumacher und Josée Michaely-Grun.

  • aus: Buet 12 / 2013 / N°16 / Bild 6

    Pfarrer Pit Faber bei der Einsegnung des Denkmals

  • aus: Buet 12 / 2013 / N°16 / Bild 7
  • aus: Buet 12 / 2013 / N°16 / Bild 8

     Roland Schumacher (links), Christian Pettinger und rechts dahinter Claude Genson, der für das Konzept des Denkmals verantwortlich zeichnete.

  • aus: Buet 12 / 2013 / N°16 / Bild 9

    Olivier Gravier, der Direktor der Musikschule, beim Abspielen der „Sonnerie aux Morts“

  • aus: Buet 12 / 2013 / N°16 / Bild 10
  • aus: Buet 12 / 2013 / N°16 / Bild 11

     Ein dicht gefüllter Saal beim Vortrag und der PowerPoint-Show von Roland Schumacher

  • aus: Buet 12 / 2013 / N°16 / Bild 12

    Auch der damalige Augenzeuge Paul Keller befand sich unter den Gästen.

  • aus: Buet 12 / 2013 / N°16 / Bild 13

    Roland Gaul, der Direktor des Musée National d’Histoire Militaire in Diekirch, war für die Simultan-Übersetzung verantwortlich.

Mittlerweile werden die meisten Einwohner darüber informiert sein, dass während der Ardennen-Offensive (Battle of the Bulge) ein US-Panzer am 26.12.1944 auf dem Rückweg von den Kriegsschauplätzen (Raum Echternach) Richtung Frankreich (Metz) in Hesperingen in die Alzette stürzte. Die Brücke war von den flüchtenden deutschen Truppen in der Nacht vom 9. auf den 10. September 1944 durch zwei Explosionen gesprengt worden (wie 140 andere Brücken in Luxemburg auch) und von den amerikanischen Pionieren (Engineers) der US-Armee wieder aufgebaut worden. Der hölzerne Fußgängersteg zu beiden Seiten wurde dem Sherman M4-Panzer zum Verhängnis. Auf der südlichen Seite geriet das schwere Gefährt auf besagten Steg, überschlug sich und stürzte in die zu der winterlichen Zeit knapp 60 cm tiefe Alzette. Dabei kamen drei US-Soldaten ums Leben: Lewis W. Meade (Loader), James G. Russ (Gunner) und Isidore M. Vasko (Bow Gunner).

Der Augenzeugenbericht des damals 13-jährigen Paul Keller und die sechs Fotos von Jean Baptiste Schuller (durch die Familie Michaely-Grun liebenswerterweise zur Verfügung gestellt) waren Ausgangspunkt der intensiven Nachforschungen der Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper. Mehr als ein Jahrzehnt haben sich Christian Pettinger und Roland Schumacher um die Aufarbeitung des damaligen Geschehnisses bemüht und zusammen mit den Verantwortlichen der Gemeinde Hesperingen konnten sie am vergangenen 19. Oktober 2013 das Ergebnis dieser Recherchen einem breiten Publikum präsentieren.

Dabei standen die Einweihung eines Denkmals und die Vorstellung einer Broschüre im Mittelpunkt der Ereignisse. Unter den vielen Gästen befanden sich auch Robert A. Mandell, der Botschafter der USA in Luxemburg, sowie Minister Luc Frieden. Die Anwesenheit von Jim Russ, dem Sohn eines der damals zu Tode gekommenen US-Soldaten, seiner Frau Kathy, seinem Sohn Eddie und dessen Ehefrau Jenny sowie Nancy Ruggieri, einer Freundin der Familie, rundete die emotionale Feier ab. Während der Einweihungszeremonie konnten die Anwesenden eine Vielzahl an Uniformträgern sowie historischen US Militär-Fahrzeugen jeglicher Art (Jeeps, Motorräder, Trucks usw.) bewundern.

 

Roland Schumacher
Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper

pdf

 

Laden Sie sich die Broschüre: "DAS PANZERUNGLÜCK" als PDF runter (8.8 MB).

Download the brochure: "THE TANK ACCIDENT" as PDF (8.8 MB).

… dass die Burg Hesperingen wahrscheinlich zwischen 1190 und 1277 erbaut wurde?

  • aus: Buet 09 / 2013 / N°15 / Bild 1

    Ansicht vom Juli 1996 (Foto: Roland Schumacher)

  • aus: Buet 09 / 2013 / N°15 / Bild 2

    Zentrum der Ortschaft Hesperingen mit der gesamten Burgansicht. Mit freundlicher Genehmigung von Microsoft, Bing Maps 3D.

  • aus: Buet 09 / 2013 / N°15 / Bild 3

    Diese Zeichnung von  Jean-Pierre Schmitist die älteste Darstellung der Burg, die bekannt ist. (veröffentlicht in „Voyage pittoresque à travers le Grand-Duché de Luxembourg“ von Nicolas Liez, 1834).

  • aus: Buet 09 / 2013 / N°15 / Bild 4

    Laut John Zimmer, dem früheren Experten des Service des Sites et Monuments du Luxembourg, hat die Burg früher in etwa so ausgesehen (Die Burgen des Luxemburger Landes, Luxemburg 1996, Band 2, S. 92).

  • aus: Buet 09 / 2013 / N°15 / Bild 5

    Markstein mit badischem Wappen im Innenhof (Haus Baumert) der Burganlage (Foto Roland Schumacher, März 1996)

  • aus: Buet 09 / 2013 / N°15 / Bild 6

    Ein Blick in das Innere der Fenster lässt die Dicke der Mauern erahnen. Die Sirene wurde im Jahre 1976 angebracht (Foto: Roland Schumacher, Februar 2000).

Die Geschichte der Burg und Herrschaft Hesperingen auch nur annähernd darstellen zu wollen, erscheint fast unmöglich, weil die wenigen Urkunden weit verstreut sind und zudem zeitlich relativ spät ansetzen. Erschwerend kommt hinzu, dass die „seigneurie de Hesperange“ immer nur eine Dependenz von Rodenmacher war und es insofern auch nie eine herrschaftliche Familie und ein Wappen derer „von Hesperingen“ gegeben hat.

Es scheint sich bei der Burg Hesperingen lediglich um einen Vor- und Spähposten gehandelt zu haben, der den Besitzern bei ihrem Aufenthalt in der Stadt Luxemburg zudem als Unterkunft diente.

Die Herren von Rodenmacher gelten als Erbauer der Anlage. Rodenmacher selbst fiel um 1000 an die Abtei Echternach und die erste Burg der Herren von Rodenmacher wurde erst um 1190 von Arnold I. erbaut. Sie erhielten bereits vor 1271 das Land auf dem Plateau Howald als Lehen von den Luxemburger Grafen. Dort befand sich ein Galgen und eine Folterstätte, wie eine Urkunde aus dem Jahre 1277 belegt, was den Schluss nahelegt, dass die Burg der Herrschaft Hesperingen in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet wurde.

Aus dem Jahre 1443 ist ein Dokument „Acta in Castro Hesperingen“ (Vertrag zwischen Burgundern und Saxen) bekannt. Die Herren von Rodenmacher standen den Burgundern feindselig gegenüber und schlugen sich auf die Seite der Franzosen. Deswegen ließ Maximilian von Österreich, der Ehemann der Erbherzogin Maria von Burgund, im August 1480 die Burg Hesperingen als Vorposten derer von Rodenmacher durch Bürger der Stadt Luxemburg abbrechen. Eine zweite Zerstörung fand zwischen Mai und Juni 1482 statt.

1483 kapitulierte Gerhart von Rodenmacher und am 15.11.1492 wurde die Herrschaft Hesperingen mitsamt der Burg an Christoph von Baden (1453-1527), einen Cousin Maximilians, als Dank für seine Kriegsdienste übertragen.

Zu Anfang des 17. Jahrhunderts hatten sich die Herren von Baden dermaßen verschuldet, dass einige Besitztümer verkauft werden mussten. Am 29.06.1620 wurde die Herrschaft Hesperingen für 9.000 Kronentaler an Lukas Bosch, Rentmeister und Mitherr von Johannisburg verpfändet. Er erhielt 1632 die Erlaubnis des Markgrafen Hermann Fortunat von Baden, ein Wohnhaus mit Dependenzien auf den Ruinen des alten Schlosses zu errichten. Ende des 17. Jhdts. besetzten die Franzosen Rodenmacher und Hesperingen, mussten die Besitztümer nach dem Frieden von Ryswick am 20.09.1697 aber wieder zurückgeben.

Erst 1740 kam das verpfändete Hesperingen wieder an die Badener zurück. 1784 wurde das letzte Todesurteil durch das Hochgericht Hesperingen ausgesprochen.

Nach der Eroberung Luxemburgs durch die französischen Revolutionstruppen im Jahre 1795 musste der letzte badische Herr, Karl Friedrich von Baden-Durlach, die Herrschaft Hesperingen am 22.08.1796 an die Franzosen abtreten, welche die Burg am 25.05.1798 als „bien national“ öffentlich versteigern ließen. Sie wurde dem in der Stadt Luxemburg wohnhaften Claude Huguenin für 13.900  Fr. zugeschlagen. Dieser ließ in der Folgezeit die Ruinen parzellenweise aufteilen und veräußern, die sich zum größten Teil auch heute noch in privater Hand befinden.

Aufgrund einer „décision ministerielle“ vom 22.05.1984 wurden die Burg Hesperingen und einige angrenzende Grundstücke auf die Zusatzliste der schützenswerten Gebäude des Landes gesetzt (mémorial B No. 58 du 29-11-1993).


Roland Schumacher
Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper

… dass vor 135 Jahren mehr als ein Viertel der Häuser der Ortschaft Itzig einem Großbrand zum Opfer fiel?

  • aus: Buet 06 / 2013 / N°14 / Bild 1

    Das wohl älteste Foto der Feuerwehr Itzig (Broschüre zur 50-Jahrfeier und Fahnenweihe am 17. und 18.07.1954, S. 12)

  • aus: Buet 06 / 2013 / N°14 / Bild 2

    Zentrum der Ortschaft Itzig mit den Ausmaßen des Brandes und dem ersten Brandherd (Kreuz). Mit freundlicher Genehmigung von Microsoft Bing Maps 3D.

  • aus: Buet 06 / 2013 / N°14 / Bild 3

    Mancherorts wurden Veranstaltungen organisiert, deren Erlös den Opfern der großen Brandkatastrophe in Itzig zugute kam. (Luxemburger Wort vom 18., 20. und 27.04.1878)

  • aus: Buet 06 / 2013 / N°14 / Bild 4

    Spendenlisten wurden in den Medien veröffentlicht, welche die Solidarität mit den Leidtragenden in Itzig bekundeten. (Luxemburger Wort vom 23.04. und 07.05.1878)

  • aus: Buet 06 / 2013 / N°14 / Bild 5

    Panoramabild der betroffenen Teile Itzigs von Osten her. (Postkarte aus dem Jahr 1905, coll. Maurice Kirsch, Itzig)

Das Gesetz über das Verbot der Strohdächer, 1845 nach mehreren Feuersbrünsten eingeführt, traf die Armen Luxemburgs, die sich die vorgeschriebenen Umbaumaßnahmen schlicht nicht leisten konnten. Im Jahre 1846 waren immerhin noch mehr als 70% aller Dächer in Luxemburg mit Stroh gedeckt und in der Gemeinde Hesperingen sah das ähnlich aus (78%). In Itzig gab es gar nur 6 Häuser mit Schieferdach, deren 2 mit Ziegeldach, aber insgesamt 105 Häuser, die mit Stroh gedeckt waren, was 93% ausmachte. Obwohl die Situation 1878 wohl leicht anders ausgesehen haben dürfte, gab es in besagtem Jahr zumindest in dem vom Feuer betroffenen Teil Itzigs 70 Häuser, von denen deren 32 noch mit Stroh gedeckt waren, die allesamt dem Feuer zum Opfer fielen.

Was war geschehen? Am 15.04.1878 (dem Montag vor Ostern) brach um 12.30 Uhr in der Scheune von Pierre Rausch-Hommel („Kiemtjes“) ein Brand aus, der verheerende Ausmaße nehmen sollte. Das Feuer wäre wohl wohl auf den Brandherd selbst beschränkt geblieben, hätte nicht der Wind einen flammenden Strohballen über einige Schieferdächer in den „Spueneschen Eck“ getragen, wo beiderseits die Häuser noch mit Stroh gedeckt waren. Bis hinauf in den „Pad“ fraß sich die Glut, um auf der anderen Seite die „Gässel“ hinab bis in die heutige rue de l’Orphelinat und die rue de Contern zu dringen, wo sie erst am freien Platz („Kräizbuer“) zum Stillstand kam.

In nur zwei Stunden waren 32 Häuser nebst Scheunen und Stallungen bis auf die Grundmauern eingeäschert und weitere wurden in Mitleidenschaft gezogen. Der mutmaßliche Gesamtschaden belief sich auf die für die damaligen Verhältnisse unglaubliche Summe von 115.700 Franken und fünf Familien waren überhaupt nicht versichert.

Um diese Zeit gab es in der Gemeinde Hesperingen noch kein Feuerwehrkorps, so dass sich die Betroffenen auf die Rettung des Viehs und das Mobiliar beschränken mussten. Die Zeitungen berichteten, dass die Feuerspritze des Bahnhofs, dann die von Hamm unterstützt von Fabrikarbeitern (die Gebrüder Godchaux der Schleifmühle verfügten über eine eigene Feuerwehrtruppe), sowie ein Feuerwehrkorps der Stadt mit dem Jägerkorps zu Hilfe eilte. Unverständlich bleibt ein anschließender Streit (durch Leserbriefe in den Zeitungen bekundet), welche Einheit den Einwohnern aus Itzig zuerst zu Hilfe geeilt war. Generaldirektor Eyschen, Truppen-Kommandant München und Regierungsrat Müllendorff waren persönlich an Ort und Stelle geeilt, um sich ein Bild von dem Unglück zu machen.

Nicht umsonst wurde in Itzig das erste Feuerwehrkorps unserer Gemeinde gegründet (1904), dem diejenigen aus Hesperingen (1924) und Fentingen (1925) folgten. In den Jahren 1991 und 2001 fusionierten die Wehren und heute gehört das „Service d’Incendie et de Sauvetage de la Commune de Hesperange" zu den besten und modernsten des Landes.


Roland Schumacher
Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper