… dass es kurz vor dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in vielen Gemeinden des Landes eine Feier anlässlich des 100. Geburtstags der Unabhängigkeit Luxemburgs gegeben hat, so auch in der Gemeinde Hesperingen?
Tatsächlich war die drohende Kriegsgefahr wohl Anlass für die Intensität, mit der die Zentenarfeier des Londoner Vertrags zusammen mit dem 50. Jubiläum der Dynastie im Lande begangen wurde. Vom 21.04.1939 bis zum 23.04.1939 fanden in der Hauptstadt zahlreiche Reden, Empfänge, Paraden, Messen und Konzerte statt und die Feier fand ihren Höhepunkt in einem historischen Umzug mit 30 Wagen und über 700 Teilnehmern. Viele Gemeinden taten es der Hauptstadt gleich und auch in Hesperingen wurden die Jubiläen in der Zeit vom 29.05.1939 bis zum 04.06.1939 gebührend gefeiert. Dazu wählte der Gemeinderat am 19.11.1938 eine Kommission in seinen Reihen und ein Organisationsvorstand mit Albert Schiltz an der Spitze wurde gegründet. Pfarrer Ernest Beres leitete die Festlichkeiten am 23. April 1939 dann mit einem feierlichen Hochamt ein. Die 14 Dorfvereine der Gemeinde organisierten patriotische Konzerte und Fackelzüge und über Wochen und Wochen hatten sich die Gesellschaften in Arbeitsgruppen getroffen, denn ein historischer Umzug sollte auch in der Gemeinde Hesperingen die Feierlichkeiten am 4. Juni beenden. Die Burg wurde auf Gemeindekosten beleuchtet und dem Rathaus wurde ein neuer Spritzbewurf gespendet. Der Lokalhistoriker Pierre Anen veröffentlichte am 3. Juni einen großen Artikel im Luxemburger Wort über die Geschichte der Gemeinde und das Kalkwerk Contern schenkte der Gemeinde vier Wappentafeln aus Chromolith, die in einen neu erbauten Pavillon (eine Art „Rider“) neben der Hesperinger Pfarrkirche integriert wurden. Eine Reihe von Fotos dokumentieren den historischen Umzug, der am Sonntag den 4. Juni 1939 durch alle Ortschaften der Gemeinde führte und in malerischen Bildern und farbenfrohen Trachten die Geschichte der letzten Jahrhunderte bekundete. Die Festreden am frühen Abend hielten Nic. Boes (Organisationsvorstand) und Ferdinand Kühn (Bürgermeister) auf dem Kiosk vor der Hesperinger Kirche, ehe ein prächtiges Feuerwerk „auf Onnerklaus“ die Feier beendete. Am 17.12.1939 wurde dann ein Freiheitsbaum in Hesperingen auf der „Knupp“ im Fentinger Eck, gepflanzt. In Anbetracht der ernsten Zeiten, so die damalige Tagespresse, wurde von einer größeren Veranstaltung abgesehen. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen mussten dann alle Denkmäler und Erinnerungstafeln an die Unabhängigkeitsfeier zerstört werden. Lediglich die Alzinger Kunsttafel und der Freiheitsbaum überdauerten symbolträchtig die Besatzungszeit … Roland Schumacher |