… dass vor 135 Jahren mehr als ein Viertel der Häuser der Ortschaft Itzig einem Großbrand zum Opfer fiel?

  • aus: Buet 06 / 2013 / N°14 / Bild 1

    Das wohl älteste Foto der Feuerwehr Itzig (Broschüre zur 50-Jahrfeier und Fahnenweihe am 17. und 18.07.1954, S. 12)

  • aus: Buet 06 / 2013 / N°14 / Bild 2

    Zentrum der Ortschaft Itzig mit den Ausmaßen des Brandes und dem ersten Brandherd (Kreuz). Mit freundlicher Genehmigung von Microsoft Bing Maps 3D.

  • aus: Buet 06 / 2013 / N°14 / Bild 3

    Mancherorts wurden Veranstaltungen organisiert, deren Erlös den Opfern der großen Brandkatastrophe in Itzig zugute kam. (Luxemburger Wort vom 18., 20. und 27.04.1878)

  • aus: Buet 06 / 2013 / N°14 / Bild 4

    Spendenlisten wurden in den Medien veröffentlicht, welche die Solidarität mit den Leidtragenden in Itzig bekundeten. (Luxemburger Wort vom 23.04. und 07.05.1878)

  • aus: Buet 06 / 2013 / N°14 / Bild 5

    Panoramabild der betroffenen Teile Itzigs von Osten her. (Postkarte aus dem Jahr 1905, coll. Maurice Kirsch, Itzig)

Das Gesetz über das Verbot der Strohdächer, 1845 nach mehreren Feuersbrünsten eingeführt, traf die Armen Luxemburgs, die sich die vorgeschriebenen Umbaumaßnahmen schlicht nicht leisten konnten. Im Jahre 1846 waren immerhin noch mehr als 70% aller Dächer in Luxemburg mit Stroh gedeckt und in der Gemeinde Hesperingen sah das ähnlich aus (78%). In Itzig gab es gar nur 6 Häuser mit Schieferdach, deren 2 mit Ziegeldach, aber insgesamt 105 Häuser, die mit Stroh gedeckt waren, was 93% ausmachte. Obwohl die Situation 1878 wohl leicht anders ausgesehen haben dürfte, gab es in besagtem Jahr zumindest in dem vom Feuer betroffenen Teil Itzigs 70 Häuser, von denen deren 32 noch mit Stroh gedeckt waren, die allesamt dem Feuer zum Opfer fielen.

Was war geschehen? Am 15.04.1878 (dem Montag vor Ostern) brach um 12.30 Uhr in der Scheune von Pierre Rausch-Hommel („Kiemtjes“) ein Brand aus, der verheerende Ausmaße nehmen sollte. Das Feuer wäre wohl wohl auf den Brandherd selbst beschränkt geblieben, hätte nicht der Wind einen flammenden Strohballen über einige Schieferdächer in den „Spueneschen Eck“ getragen, wo beiderseits die Häuser noch mit Stroh gedeckt waren. Bis hinauf in den „Pad“ fraß sich die Glut, um auf der anderen Seite die „Gässel“ hinab bis in die heutige rue de l’Orphelinat und die rue de Contern zu dringen, wo sie erst am freien Platz („Kräizbuer“) zum Stillstand kam.

In nur zwei Stunden waren 32 Häuser nebst Scheunen und Stallungen bis auf die Grundmauern eingeäschert und weitere wurden in Mitleidenschaft gezogen. Der mutmaßliche Gesamtschaden belief sich auf die für die damaligen Verhältnisse unglaubliche Summe von 115.700 Franken und fünf Familien waren überhaupt nicht versichert.

Um diese Zeit gab es in der Gemeinde Hesperingen noch kein Feuerwehrkorps, so dass sich die Betroffenen auf die Rettung des Viehs und das Mobiliar beschränken mussten. Die Zeitungen berichteten, dass die Feuerspritze des Bahnhofs, dann die von Hamm unterstützt von Fabrikarbeitern (die Gebrüder Godchaux der Schleifmühle verfügten über eine eigene Feuerwehrtruppe), sowie ein Feuerwehrkorps der Stadt mit dem Jägerkorps zu Hilfe eilte. Unverständlich bleibt ein anschließender Streit (durch Leserbriefe in den Zeitungen bekundet), welche Einheit den Einwohnern aus Itzig zuerst zu Hilfe geeilt war. Generaldirektor Eyschen, Truppen-Kommandant München und Regierungsrat Müllendorff waren persönlich an Ort und Stelle geeilt, um sich ein Bild von dem Unglück zu machen.

Nicht umsonst wurde in Itzig das erste Feuerwehrkorps unserer Gemeinde gegründet (1904), dem diejenigen aus Hesperingen (1924) und Fentingen (1925) folgten. In den Jahren 1991 und 2001 fusionierten die Wehren und heute gehört das „Service d’Incendie et de Sauvetage de la Commune de Hesperange" zu den besten und modernsten des Landes.


Roland Schumacher
Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper