… dass der erste Kulturpreisträger der Gemeinde Hesperingen Jean-Pierre Kemmer hieß?

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    Bei seiner Kommunion …

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    Die Eltern Claire und Michel Kemmer-Steinborn​

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    1965 feierte die „Eintracht im Thale“ Hesperingen ihren 100. Geburtstag. Der Vorstand, von links nach rechts: Albert Pütz, Roger Schaack, Gustave Ries, Roger Wambach, Jos. Thinnes, Gaston Thinnes (obere Reihe) und Marcel Pütz, Paul Beck, Henri Wingert, Jean-Pierre Kemmer, Jean Ruppert (untere Reihe)

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    Anfang der 1970er Jahre mit Colette und Fernand

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    Anfang der 1970er Jahre mit Pir Kremer

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    Die „Choeurs Jean-Pierre Kemmer“ im Jahre 1973

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    Am 08.10.1980 überreichte die Hesperinger Lokalsektion der Enrôlés de Force Großherzog Jean eine Schallplatte mit dem Titel „Trei zur Heemecht“, für die Jean-Pierre Kemmer mitverantwortlich zeichnete.

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    Bei der Arbeit …

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    Für die Einsegnung der neuen Viscount-Orgel in Fentingen am 12.10.1985 hatte Jempi Kemmer eigens eine Toccata komponiert.

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    Für die Einsegnung der neuen Viscount-Orgel in Fentingen am 12.10.1985 hatte Jempi Kemmer eigens eine Toccata komponiert.

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    An der Fentinger Orgel …

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    Mit dem Fentinger Gesangverein beim „Hämmelsmarsch“ im Jahre 1986 (Jean-Pierre Kemmer am Akkordeon)

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    Bei der Verleihung des ersten Kulturpreises der Gemeinde Hesperingen (16.03.1991). Von links nach rechts: Micky und Aly Bintz, Pir Kremer, Léon Blasen, Schöffe Albert Wanderscheid, Jempi Kemmer mit Ehefrau Alice Kemmer-Roden, Schöffe Vic. Rod und député-maire Alphonse Theis.

Tatsächlich hatten die Verantwortlichen der Gemeinde Hesperingen im Jahre 1991 den ersten Kulturpreis an den begnadeten Musiker, Komponisten und Dirigenten Jean-Pierre dit „Jempi“ Kemmer verliehen. Mit dem „Allround-Musiker“, dessen Schaffen Lieder, symphonische Kompositionen wie auch Theater-, Film- und Kirchenmusik beinhaltete, beherbergte die Gemeinde Hesperingen lange Jahre eine nationale musikalische Größe in ihren Diensten.

Geboren wurde Jean-Pierre Kemmer am 08.12.1923 in der Hauptstadt als Sohn des gelernten Korbflechters und Geschäftsmannes Michel Kemmer und seiner Ehefrau Claire Steinborn. Der Vater hatte selbst Piano und Orgel gelernt und spielte nebenher populäre Tanzmusik. Von den Söhnen hatte vor allem Jempi sein Talent geerbt und lernte auch ab 7 Jahren schon Piano und Orgel spielen. Bereits mit 13 Jahren durfte er auf Wunsch von Léon Moulin im Radio als Begleitung aushelfen. Nach dem Studium am Athénée de Luxembourg begann er zu komponieren und konnte noch während der Okkupationszeit einige erste Preise absolvieren, ehe er dann im August 1943 von den deutschen Besatzern zwangsrekrutiert wurde. Nach seiner Rückkehr musste er am 12.07.1945 seinen während der Besatzungszeit erhaltenen Virtuosenpreis wiederholen und auf dem Diplom stand: „grande distinction et félicitation du jury (60 points)“. Radio Luxemburg, das ihn am 11.11.1945 fest einstellte, blieb er mehr als 20 Jahre treu.

Als Komponist hat sich Jean-Pierre Kemmer durch fünf große Opern, eine Vielzahl von Operetten, symphonische Werke und mehrere Messen hervorgetan. Besonders die „Johannes-Passion“ wurde später auf den renommiertesten Bühnen gespielt. Das Oratorium „Le Chant des Saisons“ dirigierte der vielseitige Musiker am 19.11.1966 in Lüttich in Präsenz des Prinzenpaares Albert und Paola und er erhielt höchstes Lob in der belgischen Presse.

Die Chorale mixte des Luxemburger Konservatoriums dirigierte Kemmer von 1961 bis 1968, ehe er im darauffolgenden Jahr seinen eigenen Chor gründete. Über 600 Auftritte hatte der „Jempi-Kemmer-Kouer“ nach mehr als 21 Jahren Aktivität zu verzeichnen, Aufnahmen und Fernsehaufzeichnungen sowie viele Auftritte im In- und Ausland. 

Daneben stand Jempi Kemmer von 1970 bis zu seinem Tode der „Chorale Municipale Ons Hemecht“ aus Petingen vor und schrieb eine Kindermesse und zahlreiche Kompositionen und Arrangements für die alljährliche „Revue“ im Neuen Theater. Während 30 Jahren sorgte er für die musikalische Begleitung von Pir Kremers Karnevals- und Silvestersendungen und schrieb manche Filmmusik.

Am 16.03.1991 wurde Jean-Pierre Kemmer im Centre Civique in Hesperingen der erste Kulturpreis der Gemeinde Hesperingen für seine einzigartigen Verdienste auf dem Gebiet der Musik überreicht. Seit 1969 war er nämlich in Fentingen ansässig und hatte bereits 1959 die Leitung des Hesperinger Männerchors „Eintracht im Thale“ übernommen, den er bis 1972 dirigierte. In Fentingen trat er 1985 als Dirigent in die Dienste des Gesangvereins, den er bis April 1991 auch auf dem Piano begleitete. Für den Fentinger Kinderchor „Les Alouettes“ schrieb er neben seiner Tätigkeit als Pianist ab Mitte der 1980er Jahre ebenfalls eine Reihe von Liedern und Arrangements und für die Arbeit mit seinem eigenen Chor hatte Jempi Kemmer sich eigens in seinem neu errichteten Haus in der „rue de Kockelscheuer“ in Fentingen ein Tonstudio eingerichtet.

Am 21.12.1991 verschied Jempi Kemmer nach langer Krankheit im Alter von nur 68 Jahren in der hauptstädtischen Zitha-Klinik. Dass der einzigartige Virtuose nicht aus dem Gedächtnis der Musikliebhaber in der Gemeinde und darüber hinaus vergessen ist, belegen eine Reihe von Gedächtniskonzerten der Fentinger Chorale, der UGDA wie auch der Gemeinde Hesperingen zu seinem 10. Todestag.


Roland Schumacher
Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper