… dass einer der klügsten Köpfe des Landes ursprünglich aus der Gemeinde Hesperingen stammte?

  • aus: Buet 09 / 2021 / N°47 / Bild 1

    Das Elternhaus an der Rue de Thionville, nahe der Rue de l’Ermitage (1929). Besuch der Chorale „Amis Réunis Kehlen“ („wëlle Gesangveräin“), wo Auguste Scholer 1926 Gründungsmitglied gewesen war.

  • aus: Buet 09 / 2021 / N°47 / Bild 2

    Mit Bruder Fernand (links) und den Eltern am Meer (1933)

  • aus: Buet 09 / 2021 / N°47 / Bild 3

    Eine von insgesamt 6 Skizzen aus der Umsiedlung (hier Leubus). Daneben führte der Gymnasiast noch Tagebuch.

  • aus: Buet 09 / 2021 / N°47 / Bild 5

    Manche Briefe gingen aus der Umsiedlung an Charles Schneider (Cousin der Mutter) in der Rue Glesener in Luxemburg-Stadt …

  • aus: Buet 09 / 2021 / N°47 / Bild 6a

    Durch die Jahre … (Porträtbilder)

  • aus: Buet 09 / 2021 / N°47 / Bild 6b

    Durch die Jahre … (Porträtbilder)

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    Durch die Jahre … (Porträtbilder)

  • aus: Buet 09 / 2021 / N°47 / Bild 6e

    Durch die Jahre … (Porträtbilder)

  • aus: Buet 09 / 2021 / N°47 / Bild 6f

    Durch die Jahre … (Porträtbilder)

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    Als junger Lehrer in Diekirch

  • aus: Buet 09 / 2021 / N°47 / Bild 8

    Der Philologe bei einem Vortrag in den 1980er Jahren

  • aus: Buet 09 / 2021 / N°47 / Bild 9

    Othon Scholer vor dem Heidelberger Schloss (11.07.2012)

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    Seine beiden Bücher zu dem Mansfeldschloss und der Hexenverfolgung sowie die Nachlass-Schrift „Klatschmohn …“

  • aus: Buet 09 / 2021 / N°47 / Bild 11

    Seine beiden Bücher zu dem Mansfeldschloss und der Hexenverfolgung sowie die Nachlass-Schrift „Klatschmohn …“

  • aus: Buet 09 / 2021 / N°47 / Bild 12

    Seine beiden Bücher zu dem Mansfeldschloss und der Hexenverfolgung sowie die Nachlass-Schrift „Klatschmohn …“

Tatsächlich wurde der Gymnasiallehrer, Philologe und Autor Othon August(e) Scholer am 23.01.1929 in Hesperingen geboren. Seine Eltern und die seines zwei Jahre älteren Bruders Fernand waren der Buchhalter August Scholer und dessen Ehefrau Marie Hemmer, beide gebürtig aus Kehlen. Die Bezeichnung Hesperingen galt damals auch für den Howald. Die Eltern bewohnten dort ein Haus nahe der Rue de l’Ermitage (heute 292, route de Thionville), das sie wohl Mitte der 1920er Jahre errichtet hatten.

Othon Scholer gehörte mit zu den ersten Schülern, welche die 1934 errichtete Schule in der Rue du Couvent in Howald besuchten. Doch bereits nach kurzer Zeit änderte sich das friedvolle Zusammenleben, denn am 10.05.1940 marschierte die deutsche Wehrmacht in Luxemburg ein. Aufgrund einer gewissen Renitenz gegenüber den Besatzern wurde die Familie am 01.10.1942 nach Leubus (Niederschlesien, Polen) umgesiedelt. Dort befand sich in den Kellergewölben des Klosters eine Fabrik, wo viele Zwangsarbeiter kriegswichtiges Gerät produzierten.

Eine Verwandte (Mme Hames) konnte die Familie aber bereits kurz darauf bei sich in Tübingen aufnehmen, wo der Vater Arbeit fand und die beiden Söhne bis zum Ende des Krieges das Gymnasium besuchen konnten. Trotz weniger Unannehmlichkeiten litt Othon Scholer zeitlebens unter den Erfahrungen des Krieges und der Deportation. Nach dem Krieg konnten sie in ihr Haus in Howald zurück, das zwischenzeitlich von einer deutschen Familie bewohnt war.

Das Abitur schloss Othon Scholer 1949 im Athénée Grand-Ducal de Luxembourg ab und er studierte anschließend klassische Philologie (Latein, Griechisch) und Germanistik an den Universitäten in Luxemburg (Cours Supérieurs), Paris (Sorbonne) und Tübingen, die er 1953 erfolgreich abschloss. Anschließend wurde er Referendar im Lycée Classique de Diekirch (bis 1955), schließlich Repetent und ab September 1956 genannter Gymnasiallehrer in besagtem LCD. Dort erteilte er Unterricht in Latein, Griechisch und Deutsch bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1990. Überdies unterrichtete er auch noch das Fach Italienisch, das er 1981 an der Universität Trier mit einem zusätzlichen Examen abgeschlossen hatte. Von 1982 bis 1992 gab er außerdem noch Latein-Kurse (Sprache und Literatur) am Centre Universitaire in Luxemburg. Zudem unterrichtete er Griechisch in Abendkursen und studierte während der Pensionierung noch Hieroglyphen an der Universität Trier.

Nebst seiner Lehrtätigkeit widmete sich Othon Scholer auch noch historischen Studien, deren Schwerpunkte die Hexenverfolgung und das Mansfeld-Schloss in Clausen waren. Unzählige Stunden der Recherche gipfelten in nicht weniger als 9 Aufsätzen und Vorträgen sowie mehr als 20 Artikeln und Beiträgen, viele davon umfangreich und mehrteilig (eine Liste von Cathy Peiffer wurde 2013 online veröffentlicht). Er war Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft „Hexenprozesse im Trierer Land“ und auch für die mehrbändige Festschrift „400 Joer Kolléisch“ bat man ihn um einen Beitrag.

Daneben erschienen noch zwei Bücher aus seiner Feder, die besondere Beachtung verdienen. 2007 veröffentlichte Othon Scholer „Der Hexer war's, die Hexe, ja vielleicht sogar der Dämon höchstpersönlich …“, eine Ansammlung von Geschichten und Werken rund um Hexen und Zauberer, die er eindrucksvoll kommentierte. Ein weiteres Werk (Trierer Hexenprozesse, Quellen und Darstellungen, Band 10), an dem er mitgearbeitet hatte, wird noch dieses Jahr veröffentlicht.

Ein anderes Buch erschien bereits 2006 und behandelte die Darstellung des Schlosses Mansfeld in den Schriften des Jesuiten Joannes Wilhelmus Wiltheim (1594-1636), die Othon Scholer vom mittelalterlichen Latein ins Französische übersetzte. Den zweiten Band konnte der versierte Historiker Othon Scholer leider nicht mehr selbst verwirklichen. Interessanterweise sei bemerkt, dass die Erbschaft des Grafen Mansfeld auch große Besitztümer in Fentingen beinhaltete.

Am 05.04.2015 verschied Othon Scholer im Krankenhaus in Ettelbrück und wurde in Diekirch beigesetzt. Er hinterließ eine Ehefrau (Marie-Paul Scholer-Jost), zwei Kinder namens Martine und Tom sowie vier Enkelkinder.


Roland Schumacher
Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper