… dass der Name des Ortsteils „Spueneschen Eck“ in Itzig wirklich von den Spaniern herrührt?

  • aus: Buet 12 / 2021 / N°48 / Bild 1

    Nach einer Zeichnung von dem in Itzig geborenen Pater scj. Nicolas Kayser (1894 - 1979)

  • aus: Buet 12 / 2021 / N°48 / Bild 2

    Der Lokalhistoriker Pater Kayser fertigte ebenfalls den Plan an, der auch spätere Häuser anzeigt (gestrichelt).

  • aus: Buet 12 / 2021 / N°48 / Bild 3

    Ausschnitt eines alten Fotos um die Jahrhundertwende mit Blick in den „Spueneschen Eck“. Durch die höher gelegte Straße nach Sandweiler kamen die Häuser nach 1886 - 87 tiefer liegen.

    Privatarchiv Jean-Claude Streitz (Itzig)

  • aus: Buet 12 / 2021 / N°48 / Bild 4

    Nach dem großen Brand von 1878 wurden viele Veränderungen an den alten Vogteien vorgenommen, die nun ein teilweise verändertes Aussehen erhielten. Hier „A Spunjesch“.

    Fotos: Archiv Pater scj. Nicolas Kayser

  • aus: Buet 12 / 2021 / N°48 / Bild 5

    Das um 1850 errichtete Haus „Kummer“ (links) und „An Thinessen“. Das Foto rechts daneben zeigt das Haus Kummer (es wurde bei dem Brand 1878 stark in Mitleidenschaft gezogen) von der Rue de Sandweiler aus.

  • aus: Buet 12 / 2021 / N°48 / Bild 6

    Das um 1850 errichtete Haus „Kummer“ (links) und „An Thinessen“. Das Foto rechts daneben zeigt das Haus Kummer (es wurde bei dem Brand 1878 stark in Mitleidenschaft gezogen) von der Rue de Sandweiler aus.

  • aus: Buet 12 / 2021 / N°48 / Bild 7

    Das Haus „An Huemes“

  • aus: Buet 12 / 2021 / N°48 / Bild 8A

    Gegen 1830 wurde die frühere Vogtei „An Thinessen“ aufgeteilt und in den Nebengebäuden errichtete der Leine(n)weber Peter Marx-Thines ein Wohnhaus: „A Marxen“.

  • aus: Buet 12 / 2021 / N°48 / Bild 8B

    Der badische Markgraf Karl Friedrich (1738 - 1811), der letzte Besitzer der Herrschaft Hesperingen. Porträt von Johann Ludwig Kisling aus dem Jahr 1803, Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim.

  • aus: Buet 12 / 2021 / N°48 / Bild 8C

    Kaiserin Maria Theresia im Jahre 1759, gemalt von Martin van Meytens (1695 - 1770), Akademie der bildenden Künste in Wien (Wikipedia)

  • aus: Buet 12 / 2021 / N°48 / Bild 9

    September 1958. Vielleicht das letzte Bild des „Spueneschen Eck“.und der „Aléck“ (Sandweilerstraße).

    Privatarchiv Jean-Claude Streitz (Itzig)

  • aus: Buet 12 / 2021 / N°48 / Bild 10

    Abriss des „Spueneschen Eck“ ab Ende Oktober 1958

  • aus: Buet 12 / 2021 / N°48 / Bild 11

    Die Häuser auf der linken Seite des „Spueneschen Eck“ wurden nicht ersetzt …

    Google Maps (2021)

Ab 1482 (Maximilian, Ehemann und Erbe Marias von Burgund) unterstand die Niederlande mit Luxemburg dem Hause Habsburg, dessen späterer Herrscher Karl V. seit 1516 ebenfalls König von Spanien war. Bis 1712 gehörte Luxemburg demnach zum spanischen Habsburg.

Die Gutshöfe in den einzelnen Dörfern waren damals oft unterschiedlichen Herren zugehörig. Obwohl die Herrschaft Hesperingen zu Anfang wohl als Lehen des Landesfürsten den Herren von Rodenmacher (ab 1492 den Herren von Baden) angehörte (mit Ausnahme von Fentingen, das durch Einheirat den Herren von Mersch gehörte), unterstanden 3 Häuser (Vogteien) in Itzig der Probstei Luxemburg.und damit den spanischen Habsburgern. Diese Vogteien trugen alte Namen („a Spunjesch“, „an Thinessen“, „an Huemes“) und ab etwa 1700 kam ein viertes Haus hinzu: „a Schmatts“ (später „Bour“).

Besagte vier Häuser wurden anfangs „Städts“ (die Städtischen) genannt, ab 1555 etwa dann „de Spueneschen Eck“ („quartier espagnol“). Natürlich waren besagte vier Vogteien den Herren von Rodenmacher nicht genehm, insbesondere, als Rodenmacher (mit Hesperingen) unter dem Druck der Expansionspolitik Frankreichs in das Lager von Louis XIII. und dann Louis XIV. abglitt. Immer wieder kam es zu Konfrontationen zwischen den beiden Seiten und die Häuser des „Spueneschen Eck“ sollten Strafen an die Badener Herren von Rodenmacher (unter französischem Einfluss) zahlen, weil sie den Jahresgedingen (Dorfversammlungen mit verbindlichen Beschlüssen) fernblieben, aber die Probstei Luxemburg verbot ihnen, die Bußen zu bezahlen. Ebenso verhielt es sich mit dem „Zehnten“ (steuerliche Zahlungen zumeist in Naturalien) sowie verschiedenen anderen Abgaben und Pflichten.

Nach Streitigkeiten und Prozessen zwischen der österreichischen Kaiserin Maria Theresia (Habsburg) und den Badener Markgrafen unter französischer Jurisprudenz kam es 1773 zu einer Einigung. Markgraf Karl Friedrich von Baden (der letzte Herr von Hesperingen) ließ durch seinen Amtmann Sebastian Krieg aus Rodenmacher ein Kaufgesuch für besagte Häuser an die landesfürstliche Probstei Luxemburg richten. Kaiserin Maria Theresia stimmte dem Verkauf zu, der durch Zahlung von 300 Florins (Brabanter Gulden) dann am 18.10.1775 zustande kam. Der Markgraf von Baden erhielt die Rechte der Jurisdiktion über die 4 Häuser mit Dependenzien sowie über die auf dem Gebiet der Kaiserin liegenden Güter zu Itzig. Lediglich der Frondienst (Arbeiten/Dienstleistung der Bauern für ihre Grundherren) in einer Wiese im „Brill“ (unterhalb des Klosters in Itzig) für die Kaiserin wurde beibehalten. Damit war der „Spueneschen Eck“ Geschichte und den Bewohnern Jean Weyrich, Jacques Thines, Nicolas Brannenbourg und Michel Wiever wurde „en langue allemande“ am 01.04.1776 mitgeteilt, dass auch sie (wie der Rest des Dorfes) ab dann zur Herrschaft Hesperingen gehörten!

1779 kam dann eine lang ersehnte Grenzberichtigung im südlichen Herzogtum Luxemburg zustande (mit dem Frisinger Bach als Scheidepunkt) und die sogenannten französischen Dorfteile in Alzingen, Hesperingen und Itzig fielen wieder an die habsburgischen Landesfürsten zurück.

Die Franzosen eroberten Luxemburg jedoch im Jahr 1795 und verblieben dort bis 1814. In dieser Zeit wurde das „Ancien Régime“ mit den Herrschaften abgeschafft und die ehemaligen „freien“ Vogteien des „Spueneschen Eck“ wurden mit dem Rest von Itzig der neuen Gemeinde Hesperingen einverleibt.

Nach dem großen Brand von 1878 mussten die arg in Mitleidenschaft gezogenen alten Vogteien zum Teil niedergerissen werden, so dass große bauliche Veränderungen stattfanden. Bei dem Bau der heutigen Sandweilerstraße („Aléck“) 1886 - 87 dann musste das Niveau der Trasse angehoben werden, wodurch die Häuser des „Spueneschen Eck“ um bis zu einem Meter tiefer liegen kamen, was ihren Wert sehr schmälerte.

Nach und nach dehnte sich die Ortschaft Itzig dann aus und Ende Oktober 1958 (das Huemes-Haus erst ein Jahr später) fiel  die Häuserinsel dem Bagger aus verkehrstechnischen Gründen zum Opfer.


Roland Schumacher
Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper