Denkmal für Panzerunglück vom 26. Dezember 1944 in Hesperingen eingeweiht
Drei US-Soldaten starben beim Unfall
Panzer war zum Teil über seitlichen Holzsteg der Brücke gefahren und in die Alzette gestürzt
In Hesperingen wurde am Samstag ein Denkmal für die drei US-Soldaten eingeweiht, die am 26. Dezember 1944 bei einem Panzerunfall ums Leben gekommen waren. Bei den Soldaten handelte es sich um Lewis W. Meade, James G. Russ und Isidore M. Vasko. Jimmy Russ, der Sohn eines der drei Soldaten, wohnte der Zeremonie mit weiteren Familienangehörigen bei.
„Am Morgen des 26. Dezember 1944 (Stephanstag, zweiter Weihnachtsfeiertag) war es trotz hellem Sonnenschein bitterkalt. Der Boden war hart gefroren. Seit Tagen schon rollten amerikanische Einheiten durch Hesperingen Richtung Norden, um in die Ardennenschlacht ein-zugreifen. Seit dem 16. Dezember 1944 waren die amerikanischen Verbände in schwere Abwehrkämpfe mit den letzten Reserven der deutschen Wehrmacht verwickelt. Es war Viertel vor zehn, die Glocken unserer Pfarrkirche läuteten zum zweiten Mal fürs Hochamt. Über die hölzerne Notbrücke rollten unaufhörlich amerikanische Panzer nach Luxemburg, andere sich absetzende Fahrzeuge fuhren Richtung Süden“, so der Augenzeugenbericht des damals 13-jährigen Paul Keller aus Hesperingen. Und weiter: „Die Panzerfahrer mussten gut manövrieren, um einander nicht auf der Brücke zu rammen. Obwohl die Brückenfahrbahn zu beiden Seiten von den Fußgängerstegen durch dicke Längsbalken abgetrennt war, beging der Fahrer eines aus der Stadt kommenden Panzers den Irrtum, den rechten Steg mit als Fahrbahn zu benutzen. Einer der Panzerinsassen stand aufrecht im Turm und war eben im Begriff, aus einer Feldflasche zu trinken, als das schwere Fahrzeug nach rechts kippte, die dünnen Bodenbretter des Stegs durchbrach und mit gewaltigem Lärm in die Alzette fiel.
Nur der Fahrer und der Kommandant überlebten
Sofort stoppte der Verkehr. Im Nu sprangen die Besatzungsmitglieder aus den nachrückenden Fahrzeugen und beeilten sich, über den gefrorenen Ufermorast die Alzette zu erreichen, wo sie durchs Wasser wateten und zu helfen versuchten. Einige Sekunden später tauchte der erste Insasse aus dem eiskalten Wasser auf. Entsetzen und Schrecken standen in seinen Augen. Schreiend und weinend watete er um den Panzer herum, als im selben Augenblick ein zweites Crew-Mitglied aus dem Wasser auftauchte. Die beiden fielen sich um den Hals und gingen ans Ufer. Sie sollten die einzigen Überlebenden sein. Da der Panzer mit dem Turm auflag, war es nur dem Fahrer und dem Panzer-Kommandanten gelungen, sich selbst zu befreien. Trotz verzweifelter Bemühungen konnten die Helfer erst kurze Zeit später die untere Panzerplatte aufbrechen. Ihre Anstrengungen waren umsonst, denn aus dem Innern konnten sie nur einen Kameraden als Leiche bergen. Durch den Aufprall war er besinnungslos geworden und in dem auslaufenden Öl und dem schnell eindringenden Wasser ertrunken. Später gelang es zwei Armeekränen, den Panzer wieder auf die Ketten zu stellen und auf „Onnerklaus“ (Flurname einer Wiese neben der Alzette) zu ziehen, um die zwei letzten Toten aus dem Turm zu bergen. Heil waren sie aus der Ardennenschlacht zurückgekehrt; der Klang unserer Glocken war ihr Totengeläute. Fern der Heimat gaben sie ihr Leben für die Freiheit Europas.“
Recherchen wurden intensiviert
Bei den drei ums Leben gekommenen US-Soldaten handelte es sich um Lewis W. Meade, James G. Russ und Isidore M. Vasko, derer am Samstag mit der Einweihung eines Denkmals in Hesperingen gedacht wurde. Russ’ Sohn Jimmy und Ehefrau Kathy, deren Sohn Eddie und Ehefrau Jenny sowie Nancy Ruggieri wohnten der Zeremonie bei. „Vor 13 Jahren haben die ,Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper‘ damit begonnen, die Recherchen zum Panzerunglück zu intensivieren und es ist Christian Pettinger und Roland Schumacher tatsächlich gelungen, die nebulösen Erinnerungen an das schreckliche Unglück aufzuhellen und ein 143 Seiten starkes Buch zu verfassen“, so der Präsident der „Geschichtsfrënn“. Der erste Teil befasst sich mit dem Unfall und den militärischen und zivilen Lebensläufen der Panzercrew, der zweite mit der Geschichte der „10th Armored Division“ im Dezember 1944 auf dem Gebiet des Großherzogtums. Militärfahrzeuge, vier Willys Army Jeeps, eine Harley-Davidson und vier Dodge aus den Kriegsjahren 1940/45 der Vereinigung „Quadrigo“, unter der Leitung von Christian Wagener, sowie der „Mémorial Club“ aus Simmern und der „Military Vehicle Collectors Luxembourg“ aus Petingen säumten am Samstag den Weg zum Monument. Ebenfalls vertreten waren der „Cercle des anciens de la Garde grande-ducale“, die „Association des sous-officiers de réserve Luxembourg“, die „Association de la voie de la liberté“ und die lokale Sektion der „Enrôlés de force“. Nachdem das Trikoloreband durchschnitten war, spielte Olivier Gravier die „Sonnerie aux morts“ und Pfarrer Pit Faber segnete das Denkmal.
Geschichtsfreunde haben Buch veröffentlicht
Bürgermeister Marc Lies rief den 26. Dezember 1944 in Erinnerung und bedankte sich bei Claude Genson, der das Denkmal entworfen hatte. Die Spitze stellt den oberen Teil einer Gewehrkugel dar, der untere Teil die Hoffnung auf Frieden. Vor dem Denkmal liegt eine Plakette in Erinnerung an die drei toten US-Soldaten. Roland Schumacher blickte zurück auf die Zeit, als die US-Army bei Petingen ins Großherzogtum kam und wie 83 000 US-Soldaten sich den 250 000 Wehrmachtssoldaten während der „Battle of the Bulge“ entgegenstellten. Mit der Veröffentlichung des Buches „Das Panzerunglück“ versuchen die „Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper“, den drei bisher unbekannten US-Soldaten ein Gesicht zu geben. Botschafter Robert A. Mandell betonte, dass es jedes Mal bewegend sei, wenn er auf Luxemburger Bürger treffe, die sich an das amerikanische Engagement während des Zweiten Weltkrieges erinnern. „Die US-Soldaten hatten sich entschieden, den für sie fremden europäischen Kontinent und damit auch Luxemburg zu befreien, was im Nachhinein als höchst ungewöhnlich erscheint“, sagte Minister Luc Frieden. (G.L.)
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Verlag: Luxemburger Wort Publikation: Luxemburger Wort Ausgabe: Nr.249 Datum: Donnerstag, den 24. Oktober 2013 Seite: Nr.23
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