… dass sich in der Kirche in Fentingen ein uralter Sarkophag befindet?
Anlässlich der Installation einer neuen Pfeifenorgel und der Neugestaltung des Kircheninneren wurde am 13.01.2005 von den Arbeitern eine Entdeckung gemacht, die sofort die Benachrichtigung des Nationalen Museums erforderte. Mitten im Kirchenschiff war ein Sarkophag mit einer steinernen Abdeckplatte entdeckt worden. Interessant ist die Tatsache, dass die Räumlichkeit schon während der Römerzeit bebaut gewesen sein muss. Mittels der C14-Analyse von organischem Material einer Mauer in der Nähe der Eingangstür konnten die Archäologin Christiane Bis und ihre Kollegen vom Museum deren Alter auf das Jahr 161 nach Christus bestimmen (+- 30 Jahre). Öfters wurden heidnische Weihestätten und Kultgebäude von den ersten Christen benutzt, um an derselben Stelle eine Kirche zu errichten. Römische Münzfunde und andere Mauern in der Nähe des Josefsaltars haben auf das 3. und 4. Jahrhundert nach Christus datiert werden können. Während der Frankenzeit hat sich dann dort ein offener Friedhof befunden und um das Jahr 910 (so die Ermittlung der Materialien der noch vorhandenen Grundmauern durch besagte C-14-Methode) wurde die erste Kirche in Fentingen errichtet. Heute wissen wir, dass von der alten Kirche über dem Boden nichts mehr erhalten ist. Der Turm ist 1892 errichtet worden und der Neubau des Chores datiert aus den Jahren 1922-1923. Die alten Mauern der früheren ersten Kirche aber wurden erst 1933-1934 niedergerissen, um ein neues vergrößertes Kirchenschiff zu gestalten. Die zentrale Lage des Sarkophags ermöglicht aber die Hypothese, dass es sich hier um ein Stiftergrab handeln könnte. Leider ist der sich zum Fußende verjüngende Sarg weder verziert noch beschriftet und auch innerhalb des Sarkophags hat es keine Beilagen gegeben, die eine Zuordnung oder Datierung ermöglicht hätten. Die steinerne Abdeckplatte ist übergroß und stammt definitiv von einem anderen Sarkophag. In dem Steinsarg haben zwei Skelette gelegen. Es scheint, als ob er für einen jungen Mann errichtet worden sei, dessen Gebeine bei der Bestattung einer erwachsenen Frau in demselben Sarkophag zu deren Füßen (Richtung des Altars gegen Osten) säuberlich zusammengeschichtet worden sind, um Platz für die Zweitbestattung zu machen. Der schlechte Zustand der Knochen hat leider keine Datierung ermöglicht. Der Grabstein selbst weist mehrere Risse und Bruchstellen auf, die mögliche Einwirkungen durch Renovierungsarbeiten bekunden. Vielleicht handelt es sich bei den beiden Toten um Mitglieder ein und derselben Familie. Früher wurden öfters Menschen in den Kirchen begraben und auch in der Kirche in Fentingen haben noch weitere 37 Skelette und Knochen von 18 anderen Personen gefunden werden können. Einige wenige Bestattungen angesehener Persönlichkeiten im Kircheninneren sind sogar in den alten Kirchenbüchern vermerkt worden. Die Textiluntersuchungen einer Spezialistin aus Deutschland haben ergeben, dass die beiden Toten in Gewänder aus Leder von Haarschafen respektive einem Oberteil aus Seide und einem unteren aus Leinen gekleidet gewesen sind. Eine belgische Doktorandin hat im Dezember 2008 die Herkunft der Steine des Sarkophags mit der französischen Ortschaft Metz in Verbindung bringen können. Während der Renovierungsarbeiten in der Pfarrkirche haben die damalige Bürgermeisterin Marie-Thérèse Gantenbein, Pfarrer Pit Faber und die Archäologin Christiane Bis dafür gesorgt, dass der Sarkophag an Ort und Stelle bleibt und mit einer mittlerweile belüfteten Glasplatte und einem Beleuchtungssystem versehen worden ist. Obwohl die gläserne Platte extrem dick und einbruchssicher ist, vermeiden auch heute noch manche Kirchengänger darüber zu gehen, sei es aus Vorsicht oder aus Anstand. Wir aber wissen mittlerweile, dass sich im Boden fast aller älterer Kirchen Gräber befinden, über die wir oft bewusst oder unbewusst hinwegschreiten…
Roland Schumacher |