Die Geschichte des „Schneideschhaff“, der in der Erinnerung der älteren Alzinger Einwohner immer den Hausnamen „A Sprangs/Sprancks“ getragen hatte, ist von besonderem Interesse für die Ortschaft Alzingen selbst. Es handelt sich dabei erstens um ein Gebäude, das ein gewisses Alter hat, was umso interessanter ist, da ältere Häuser immer mehr aus dem Dorfbild verschwinden und ein Haus, das mehr als 200 Jahre alt ist, durfte hier erhalten bleiben. Dies ist zweitens umso wichtiger, da die Ausmaße des Hofes zeigen, dass es sich hierbei um ein bedeutenderes Bauwerk handelt, das aus der Masse der viel kleineren Arbeiterhäuser und Höfe der Landwirte, Ackerer und Tagelöhner dieser Zeit heraussticht.
Die Benennung „Springers“ ist schon 1611 (Alzinger Feuerstättenverzeichnis) belegt und der Name „Sprang/Spranck“ taucht 1722 in dem Alzinger Pfarrarchiv auf. Tatsächlich zeigt die Ferrariskarte (1771-78) an dieser Stelle einen größeren Hof, aber das jetzige Gehöft wurde definitiv im Jahre 1819 von den Eheleuten Johannes Becker und Catharina Kleyer errichtet. Deren Tochter Margaretha Becker heiratete 1831 Michel Pettinger. Johann Pettinger, eines ihrer 14 Kinder, wurde später Bürgermeister (1873-1879). Während seiner Amtszeit haben sogar einige Gemeinderatssitzungen dort stattgefunden, denn die Gemeinde besaß zu dieser Zeit noch kein eigentliches Rathaus und die Sitzungen wurden in Wirtshäusern oder in der Privatwohnung des Bürgermeisters abgehalten. Das erste offizielle Rathaus wurde erst 1905 in einem 1888 von der Gemeinde zu Schulzwecken erworbenen Privathaus (besteht nicht mehr) gegenüber der heutigen Sparkasse an der Route de Thionville in Funktion genommen. Anna Pettinger, die Tochter des Bürgermeisters, heiratete 1899 Peter Schneider aus Alzingen. Die letzten Privatbesitzer waren dann Johann Peter Schneider und Mathilde Haag. Sie hatten den Hof 1937 als Schenkung erhalten, obwohl der Ehemann nicht der erstgeborene Sohn war, aber er hatte als erster geheiratet.
1950 war das Haus umgebaut worden. Der Garten wurde nach vorne verlegt, die Tâk außen an einer neuen Mauer angebracht, die alte Haustür führte nun zur Waschküche und der Stein mit dem Datum und den Initialen der Erbauer wurde über der neuen Eingangstür angebracht.
Das Paar Schneider-Haag bekam keine Nachkommen, kümmerte sich aber viel um Kinder aus anderen Familien. So kamen einige Kinder aus der ersten Ehe von Anna Clees-Haag, der Schwester der Ehefrau, bei ihnen unter. Dazu gehörte auch der bekannte Organist René Clees, der im Oktober 2015 posthum den Kulturpreis der Gemeinde Hesperingen erhielt. Dazu kamen andere Kinder der Familie wie auch um 1960 durch Vermittlung der Caritas ein junges österreichisches Mädchen, das im Lande verblieb. Das Ehepaar Schneider-Haag (er verstarb 1993, sie 1999) vermachte das Haus testamentarisch der „Fondation Lëtzebuerger Kannerduerf“, um darin ein Projekt für Kinder zu gestalten.
Seine eigentliche Bedeutung erhielt das Haus in jüngerer Zeit, als die Stiftung das Bauwerk nach einer bedeutenden Renovierung jungen Mädchen ab 13 Jahren mit problematischem sozialen Hintergrund und sozio-emotionalen Störungen aufgrund schwerer Lebenskrisen zur Verfügung stellte. Ihnen bietet der therapeutische Hof den nötigen Schutz und in der Symbiose von Mensch und Tier erwächst den Jugendlichen während der auf maximal 2 Jahre ausgerichteten Aufenthaltsdauer erneut ein positives Selbstwertgefühl in einer harmonischen Umgebung, einem neuen Zuhause. Der Umbau des Hauses erfolgte ab dem Jahre 2004. Bei der feierlichen Einweihung der tiergestützten pädagogischen Einrichtung am 13.10.2008 konnte députée-maire Marie-Thérèse Gantenbein die Großherzogin Maria Teresa und die Familienministerin Marie-Josée Jacobs begrüßen.