Search

wussten sie schon...

… dass es in Hesperingen einst ein Freibad gegeben hat?

Tatsächlich waren es deren sogar zwei, das eine am „Izeger Stee“, das andere bei der „Gantebeensmillen“. Beide Freibäder befanden sich auf dem dem Bann Itzig, also dem Gebiet der Gemeinde Hesperingen. In diesem BUET soll der „Izeger Stee“ dargestellt werden, die Geschichte der etwas vielseitigeren Gantenbeinmühle und des dortigen Freibads wird dann in der Septemberausgabe des BUET behandelt.

Der Itzigerstee liegt auf einer Höhe von 260m entlang der Alzette zwischen dem Plateau Itzig und Bonneweg. Neben einer kleinen Brücke über die Alzette gibt es noch ein Gebäude, das vom CAPEL (Centre d’animation pédagogique et de loisirs) für Freizeitaktivitäten genutzt wird.

Scheinbar war das „Naturbad“ in der Alzette seit jeher ein Tummelplatz für Jung und Alt. Bereits am 02.06.1929 hatte Joseph Glaesener aus der Hauptstadt dort in Waldeshöhe eine Schenke (Waldschenke „Um Itziger Sté“) mit einem großen offenen Pavillon eröffnet. 1930 wurde ein neuer Geschäftsführer gesucht und ab Mai war das „terrasse-café-restaurant“ umfassende Gebäude im Besitz von Pierre Lacave aus Differdingen. Alsdann erwarb Joseph Graff aus Bonneweg das Gebäude, das am 14.11.1932 durch Feuer gänzlich zerstört wurde. Joseph Graff errichtete in den frühen 1930er Jahren dann ein Freibad daselbst, das im Volksmund als „Ostende II“ bezeichnet wurde. Mehr als 4 Hektar standen zur Verfügung und der Bauherr hatte sich im Vorfeld Strandbäder in Österreich und in der Schweiz angesehen. Auch ein neues Hotel-Restaurant wurde errichtet. In wenigen Monaten entstand ein mehr als 120m langes (70 Meter für Schwimmer und 50 für Nichtschwimmer) und 29m breites Bassin mit klarem, reinem Flusswasser. Der Anlage fehlte es im Juni 1934 zwar noch an den notwendigen Transportverbindungen (eine Buslinie für die hauptstädtischen Touristen wurde gewünscht), für die nötige Sicherheit (Kartenkontrolle und Schwimmunterricht) aber sorgte das luxemburgische Freiwilligenkorps, das den Weg von der alten „Schwemm“ dorthin gefunden hatte. Schon zu Festungszeiten hatte es im Stadtgrund (nahe der „Biisserbréck“) ein offenes Schwimmbad für Soldaten gegeben. Nach der Schleifung der Festung wurde dieses Bad dann auch für die Bevölkerung geöffnet, 1918 aber dann geschlossen. Anfang Juni 1936 wurde das Schwimmbecken am „Izeger Stee“ mit einer Mauer aus Stahlbeton und die Außenanlage mit Rasen versehen und ab dem 11.06.1939 existierte auch eine Buslinie, die sonntags und an Ferientagen von der Rue Notre-Dame zum „Izeger Stee“ verkehrte. Der Eintritt kostete 2 Franken. Die alte Brücke aus Holz war 1884 durch eine aus Stein und Eisen ersetzt worden, die in der Nacht vom 09. auf den 10.09.1944 von der deutschen Wehrmacht zerstört wurde, als diese sich zurückzog. Die neue Betonbrücke aus dem Jahr 1961 wurde in den Jahren 2020/2021 komplett renoviert. Der Campingplatz „Camping-Plage Itzigersté“ entstand Anfang 1953, bekam aber wegen der hohen Preise und der mangelhaften Sanitäranlagen anfangs wenig Lob von Gästen und Medien. 1982 erneuerte die Gemeinde dort die Kanalisation und verpachtete am 20.05.1985 ein Parking-Gelände gratis auf 30 Jahre an den Betreiber Stendebach. 1988 wurde das Gelände versteigert. Von 1981 bis 1987 hatte die Vereinigung „Les Naturistes Luxembourgeois“, ab 1994 SLNL (Verein der Freikörperkultur), ein Terrain nahe dem Hotel-Restaurant gemietet, ehe diese dann ein Grundstück in Kehlen erwarb und umzog. Am 15.05.1984 wurde der Radweg Hesperingen-Stadtgrund dort eingeweiht.

Roland Schumacher

Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper