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wussten sie schon...

… dass es in der Gemeinde Hesperingen einst ein Busunternehmen gegeben hat?

Dabei handelt es sich um den Betrieb von Jean Becker, der in Itzig ansässig war. Geboren wurde Johann Becker am 24.05.1905 in Itzig als Sohn des Eisenbahners Mathias Becker und seiner Ehefrau Anna Seywert. Der deutschstämmige Mathias Becker hatte 4 Kinder mit Susanna Seywert aus Itzig und einen Sohn (eben Jean Becker) aus der zweiten Ehe mit Anna Seywert, der Schwester seiner verstorbenen ersten Ehefrau.

Der „Handelsreisende“ Jean Becker heiratete am 19.05.1933 in Hesperingen Maria Winter aus Itzig (1894-1955), die Witwe seines Stiefbruders Dominic Becker (1893-1931). Die Ehe blieb kinderlos. Nach ihrem Tod am 06.12.1955 heiratete der Busunternehmer Jean Becker am 26.07.1956 in Hesperingen Anna Kraus (1907-1984), die Witwe des bei einem Fliegerangriff der Alliierten am 11.05.1944 im Warenlager der „Cogénal“ (22, Dernier Sol) umgekommenen Léon Scheuer. Diese brachte den am 17.04.1944 in der Hauptstadt geborenen Sohn Paul Scheuer und dessen drei Jahre ältere Schwester Lily (1941-2021) mit in die Ehe.

Jean Becker betrieb sein Autobusunternehmen seit Anfang der 1930er Jahre bis mindestens Mitte April 1972. Er selbst war jahrelang selbst Fahrer auf einem der Busse. Andere Fahrer waren „Cogénals Franz“ (François Kohn-Kalmus), „Weiler Jos.“ (Jos. Mangen aus Weiler) und „Monni Mil“ (Emile Brachmond).

In der Gemeinderatssitzung vom 17.02.1934 wurde das Busunternehmen Becker aus Itzig mit den Fahrten von Itzig nach Berchem respektive nach Luxemburg-Stadt betraut, da man mit dem Fuhrunternehmen Johann und Victor Feidert aus Bonneweg (1930-33) nicht zufrieden war. Die Genehmigung erfolgte jedoch erst im August 1934.

Die Familie bewohnte das Haus Nr. 36, rue de Contern in Itzig, an das auf der linken (südlichen) Seite drei Garagen angebaut waren, in denen sich die Busse befanden. Anfangs hatte Jean Becker deren 2 (MAN) und später drei neue der Marke AEC (Associated Equipment Company). Viele Vereine und Gesellschaften nutzten den zuverlässigen Dienst des sympathischen Itzigers Jean Becker auch für ihre Ausflüge im In- und Ausland. Die drei Busse trugen die Namen „Anna“ (nach Beckers Mutter), „Jean“ (nach ihm selbst) und „Marcelle“ (nach seiner Nichte).

In seinen jungen Jahren war Jean Becker wohl auch Mitglied eines Itziger Fahrradvereins, der mindestens von 1909 bis 1931 existiert hat. Auch beim Fußball war er engagiert. Wenn auch nicht belegt ist, dass er selbst gespielt hat, so hatte er trotzdem ein Amt im Verein in den 1940er Jahren inne und war sogar Pate der ersten Fahne im Jahr 1954. Auch bei der 25-Jahr-Feier am 19.06.1966 saß Jean Becker in vorderster Reihe auf der Ehrentribüne, gleich neben dem damaligen Bürgermeister Jos. Felten.

Am 13.10.1957 erhielt Jean Becker bei den Gemeindewahlen die meisten Stimmen in Itzig (1.054) und wurde gleich als einer der drei Vertreter Itzigs in den Gemeinderat gewählt. Am 20.12.1963 wurde das CSV-Mitglied 2. Schöffe, demissionierte aus Gesundheitsgründen dann aber nach wenigen Jahren (Sitzung vom 28.02.1969) von sämtlichen politischen Posten.

Nach seiner Pensionierung war er noch aktiv und half seinem Stiefsohn ein Haus in Bettendorf zu bauen. Dieser schenkte ihm daraufhin einen sprechenden Papagei („Jako“), den Jean Becker sehr mochte, und der permanent auf seinem Kopf (mit Béret) oder seiner Schulter saß.

Jean Becker verstarb am 24.01.1982 in der Hauptstadt 2 Wochen nach einem Herzinfarkt, seine (zweite) Ehefrau Anna Kraus (geb. am 31.10.1907 in Mersch), die zuletzt kurz in Diekirch und dann fast 2 Jahre in der Hauptstadt im Seniorenheim („Rhum“) verbrachte, starb am 27.03.1984 in Luxemburg. Die Busse und das Wohnhaus in Itzig kaufte der Unternehmer Emile Weber aus Canach. Er ließ es später abtragen und dort eine Residenz mit Mietwohnungen errichten.

Roland Schumacher

Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper